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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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ist.«
    »Beim nächsten Mal werde ich vorsichtiger sein, versprochen. Ich befinde mich auf unbekanntem Terrain, du musst mich nach und nach anlernen.«
    Noch einer von diesen Kommentaren, die sie verwirrten. Scheinbar harmlos, aber mit unterschiedlichen Inhalten, je nachdem, wie man sie deutete. Sie bekam ihn nicht zu fassen. Immer wenn sie ein Puzzlestück fand, versuchte sie, das Bild zu ergänzen, aber keins schien mit den anderen zusammenzupassen.
    Sie legte eine erste Schicht Champignonscheiben auf die gebräunten Schweinefiletstücke in der feuerfesten Form. Zu spät fiel ihr ein, dass auch die Pilze gebraten werden sollten, und sie musste sie wieder herausnehmen. Ihre Konzentration hatte nachgelassen. Sie war gerade dabei, den Rest der Pilze in Scheiben zu schneiden, als Emelie die Küche betrat.
    »Hallo, was gibt es zu essen?«
    »Gratinierte Schweinelende mit gebratenen Kartoffeln.«
    »Lecker. Kann ich irgendwie helfen?«
    Das Messer blieb auf halbem Weg in einem Champignon stecken. Es war lange her, seit Emelie unaufgefordert ihre Hilfe angeboten hatte, aber Helena sah ein, dass offene Verwunderung eine schlecht gewählte Reaktion wäre. »Sicher, du kannst hier weitermachen, wenn du willst.«
    Emelie übernahm sofort das Messer. Sie selbst stand eine Weile unbeholfen da, bevor sie darauf kam, eine Bratpfanne hervorzuholen.
    Anders lächelte Emelie zu. »Hoffentlich ist es okay, wenn ich mit euch esse?«
    »Klar, soll ich die Pilze hier in die Bratpfanne tun?«
    Unter Geplauder über die praktischen Dinge wurde das Essen vorbereitet und die Form in den Ofen geschoben. Helena schnitt die Kartoffeln mit der Küchenmaschine in Scheiben, und Anders und Emelie kümmerten sich gemeinsam um den Salat. Sie wuschen und schnippelten, und wenn er fragte, wo die Sachen sich befanden, zeigte Emelie es ihm. Helena hielt sich im Hintergrund und verfolgte verwundert ihr Gespräch. Endlich hatte sie wieder die Tochter, die ihr so lange gefehlt hatte, die Emelie, die von sich aus am Beisammensein teilnahm. Bald hörte man sogar Gekicher drüben am Schneidebrett. Helena genoss die lang ersehnte Normalität, die sich in der Küche breitgemacht hatte. Sie kochten zusammen, ein Gespräch wurde geführt, niemand brauchte auf Zehenspitzen zu schleichen. All das war mittlerweile so erbärmlich selten geworden. Die Stimmung fühlte sich geradezu gemütlich an. Sie dachte an das Gespräch am Morgen, fragte sich, ob Emelies Verwandlung ein Versuch war, ihre Lüge wiedergutzumachen.
    Jetzt stand sie am Küchenschrank und wählte Gläser aus. »Willst du nicht einen Wein aufmachen? Das hast du doch früher immer, wenn wir Gäste zum Essen hatten.«
    Helena wendete die Kartoffeln. Sie verstand, dass Emelie es nur gut gemeint hatte, trotzdem schämte sie sich über den deutlichen Unterton, dass Essensgäste ein abgeschlossenes Kapitel waren. Die arme gescheiterte einsame Mama. »Ja, das sollte ich vielleicht.« Sie wandte sich Anders zu. »Magst du ein Glas Wein?«
    »Gern.«
    Emelie lächelte und nahm zwei Weingläser, ehe sie zum Schrank mit den Tellern ging. »Ich decke draußen auf der Glasveranda.«
    Helena holte den Wein.
    Seit letztem Sommer hatten sie nicht auf der Glasveranda gegessen, als Martin und sie ihren fünfzehnten Hochzeitstag gefeiert hatten.
    Es wurde ein gemütliches Essen. Emelie hatte jedes Teelicht angezündet, das sie auftreiben konnte, und Helena genoss es, wie schön das Hotel war. Die Glasveranda war das Glanzstück von allem.
    Emelie war in ihrem Element. Eine Geschichte nach der anderen sprudelte aus ihr heraus, Dinge, die in der Schule passiert waren, Eigenheiten von Lehrern, kleine Episoden, die Helena noch nie gehört hatte. Es war, als sehe sie endlich eine verlorene Tochter wieder. Während Emelie und Anders sich ablösten, saß sie selbst meist schweigend da und freute sich. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten sah sie ihre Tochter lachen. Obwohl sie wusste, dass Emelie vom schlechten Gewissen getrieben war, wollte sie nur für ein Weilchen so tun dürfen, als sei alles normal und so, wie es sein sollte.
    »Möchte jemand Eis?« Emelie wartete gespannt auf eine Antwort.
    Anders lehnte sich zurück und legte die Hände auf den Bauch. »Ich für mein Teil habe genug, danke, es war wirklich sehr lecker, aber ich habe schon mehr gegessen, als ich sollte.«
    »Wieso, du bist doch nicht dick. Und du, Mama?«
    »Nein danke. Aber nimm du dir welches.«
    Helena machte einen Ansatz, die Teller einzusammeln, als

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