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Eine zweite Chance

Eine zweite Chance

Titel: Eine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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verschwinden.
    Ein Auto kam auf der Landstraße vorbei. Es ließ ihn sich wie eine alte Vogelscheuche fühlen, auf dem gepflügten Acker vergessen, ohne Nutzen. Er drehte sich um und ging zurück zum Hotel, vollständig ratlos, wie er Verners Gruß an Helena formulieren sollte.

Kapitel 18
    Helena saß in der Küche und sah auf das Frühstück, das Anders schon vorbereitet hatte. Besonders hungrig war sie nicht, im Gegenteil, ihr war übel vom Wein, den sie am Abend zuvor getrunken hatte. Sie war den Alkohol nicht gewohnt, und der Magen hatte entsprechend reagiert.
    Emelie war bereits auf dem Weg zur Schule. Am Morgen war ihr Ton wieder so kratzbürstig gewesen, als hätte es den letzten Abend nicht gegeben. Schuld wegen ihrer Lüge verspürte sie also offenbar keine mehr.
    Sie seufzte und schaute aus dem Fenster. Ein neuer Tag mit neuen Stunden. Und dort oben schräg gegenüber der Straße saß vermutlich Anna-Karin und war zornig. Früher oder später musste sie zu ihr gehen und fragen, wie sie es in Zukunft machen sollten. Ob Anna-Karin überhaupt noch für sie arbeiten wollte. Sonst müsste sie schon bald eine Anzeige schalten, um nach jemand anderem zu suchen.
    Gerade als sie aufstehen wollte, tauchte Anders hinter der Ecke des Vorratshauses auf, anscheinend nach einem Spaziergang auf dem Acker. Sie beugte sich vor und öffnete das Fenster. »Guten Morgen!«
    Er schien beinahe erschreckt. »Hallo, danke für das Essen gestern, ich mache jetzt mit dem Streichen weiter.«
    Ohne stehen zu bleiben ging er weiter über den Hof und verschwand im Stall. Sofort wurde ihr mulmig zumute, im Gegensatz zu gestern hatte er offensichtlich keine Lust, mit ihr zu plaudern. Es war also das eingetreten, was sie bereits befürchtet hatte, als sie zu Bett gegangen war. Sein Blick, den sie einen Moment zu lange festgehalten hatte. Er hatte ihre Absichten überinterpretiert, jetzt fühlte er sich gezwungen, sein Desinteresse deutlich zu zeigen, um ihr keine Hoffnungen zu machen.
    Die Verlegenheit brachte sie dazu aufzustehen, das Frühstück abzuräumen und mit dem Geschirrspültuch die letzten Spuren zu beseitigen. Kein Fleck oder Krümel blieb zurück, nachdem sie fertig gewischt hatte. Sie verspürte ein irrsinniges Bedürfnis danach, ihn davon zu überzeugen, dass das Ganze ein Missverständnis war. Wenn das nicht gelang, würde sie ihn bitten müssen abzureisen. Sie wollte es sich nicht antun, als schmachtende, verschmähte Scheidungsmutter dazustehen, so verzweifelt, dass sie sich an jeden Mann, der über die Schwelle trat, gleich heranschmeißen musste.
    Sie ging die Treppen hinauf und stellte sich unter die Dusche. Lange stand sie da, in der Hoffnung, die Verlegenheit wegzuspülen. Als sie herauskam, war der Badezimmerspiegel beschlagen, sie trocknete sich schnell ab und zog sich an. Das Spiegelbild, das sich hinter dem Wasserdampf verbarg, verlockte weder sie noch irgendjemand anderen. Jetzt war es ein für alle Mal bestätigt.
    Der Vormittag verging. Eine weitere E-Mail von Martin war gekommen, aber sie löschte sie ungelesen. Stattdessen bestellte sie die Dinge, die sie für den Begräbniskaffee am folgenden Tag brauchen würde, rief beim Blumenladen an, um weiße Lilien zu ordern, und deckte die Tische mit Kaffeetassen und Untertellern, obwohl das eigentlich noch Zeit hatte. Sobald sie untätig war, würde ihre Unlust überhandnehmen. Sie hatte während des gestrigen Abends geglaubt, ihr entkommen zu sein, tatsächlich war sie aber nur beiseitegeschoben worden.
    Der trügerische Trost des Weins. Trotz ihrer Erfahrung hatte er sie so leicht verführt.
    Eine kurze Zeit künstlicher Beatmung.
    Eine so willkommene Zerstreuung.
    Das war es, was Anders mit seiner Anwesenheit bewirkt hatte. Während einiger Stunden hatte sie es geschafft, die meisten ihrer Probleme zu verdrängen und ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Jetzt, da sie auch mit ihm Probleme verband, gab es keine Fluchtwege mehr für sie.
    Ihr Leben war ein Chaos, das musste sie sich nun eingestehen. Ein Bündel ungelöster Probleme.
    Gegen Nachmittag war ihre Rastlosigkeit so groß, dass sie es nicht länger aushielt. Sie musste unbedingt das Gespräch mit Anders hinter sich bringen, um wenigstens eine Unannehmlichkeit aus der Welt zu schaffen.
    Sie zog die Stiefel an und ging in den Stall. Die Wände waren bereits fertig, und er war gerade dabei, die Fensterrahmen zu streichen. »Wie läuft es?«
    »Gut. Ich wollte gleich anfangen, den Boden zu

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