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Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Sussman
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Es ist ein atemberaubender Ort, riesig und offen, dunkel und doch auf eine unheimliche Weise einladend. Im Erdgeschoss der zentralen Ausstellungsfläche sieht er einen Aufmarsch von Tieren, lebensgroß, erhaben und elegant – Elefanten, Giraffen, Zebras. Er staunt über ihre Größe, ihre Anzahl, ihre Schönheit. Er und Chantal gehen weiter und sehen nach oben. Der vierstöckige Saal ist in der Mitte offen, als bräuchten die Tiere Raum zum Atmen.
    Jeremy ist abgelenkt von der leichten Berührung von Chantals Hand auf seinem Unterarm. Es ist, als ob seine ganze Energie und Aufmerksamkeit wie Blut in diesen einen Teil seiner Anatomie geschossen sind. Seine Haut fühlt sich warm an, und er stellt sich vor, dass ihre Hand einen Abdruck auf seiner Haut hinterlässt, als wäre er aus Lehm gemacht. Sie sagt etwas, doch er hat nicht zugehört.
    »Entschuldigung«, sagt er. »Was haben Sie gesagt?«
    Sie sieht ihn verwundert an. Natürlich, er hört sonst immer so genau zu.
    »Da war ein Wort, das ich nicht verstanden habe«, findet er eine lahme Ausrede. »Und dann war ich verloren.«
    »Ich werde Sie schon finden«, lächelt Chantal. »Vielleicht waren Sie bei den Pinguinen verloren?«
    Er sieht nach rechts – da sind Pinguine ausgestellt, und sie starren ihn an.
    Ihre Hand löst sich von seinem Arm, und sie tritt auf den eindrucksvollen Aufmarsch der Tiere zu. Sie zeigt darauf und benennt sie alle, langsam, als wäre Jeremy nicht nur verloren, sondern auch ein bisschen minderbemittelt.
    Er lacht. »Ich habe das Gefühl, zu den Schulkindern zu gehören.«
    »Dafür benehmen Sie sich nicht gut genug«, sagt Chantal.
    »Das wird sich jetzt auch nicht mehr ändern«, sagt er.
    Aber das stimmt nicht. Jeremy hat sich seit Jahren nicht mehr schlecht benommen. Er ist Dana ein perfekter Partner gewesen, seit er sie kennengelernt hat. Jenes erste Treffen – eine Zufallsbegegnung – hatte ihn verändert; das wusste er am Ende des Tages, als er zu ihr sagte: »Komm mit zu mir nach Hause.«
    Er hatte an einem Haus in Bel Air gearbeitet, hatte eine Bibliothek restauriert, die im Jahr 1901 errichtet und über ein Jahrhundert lang vernachlässigt worden war. Der Besitzer des Hauses hatte ihn gewarnt: Eine Filmcrew würde eine Szene in dem Haus drehen, aber der Zutritt zur Bibliothek sei den Leuten nicht gestattet. Davon hatte Dana niemand etwas gesagt, und sie war hereingeschlendert, während der Regisseur an einem Teil der Szene arbeitete, an dem sie nicht beteiligt war.
    Sie war leise durch die Bibliothek gegangen und schließlich neben Jeremys Leiter stehen geblieben, um ihm zuzusehen. Er war dabei, eine kunstvoll geschnitzte Kranzleiste auf den eingebauten Breakfront-Bücherschrank anzupassen. Er hatte das Teil anhand alter Fotografien nachgebaut, und er hatte Wochen gebraucht, um die wunderschöne Form aus einem einzigen gemaserten Mahagonistück zu gestalten, zu schnitzen und zu lackieren.
    Er warf einen Blick auf sie, nickte und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder seiner Arbeit zu.
    »Das ist sehr schön«, sagte sie schließlich. »Leben Sie hier?«
    »Nein«, sagte er. »Ein Schauspieler lebt hier. Jemand mit genügend Geld und genügend gutem Geschmack, um diesen Ort zu retten anstatt ihn abzureißen.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wer der Schauspieler ist?«
    »Ich weiß nicht viel von dieser Welt«, sagte Jeremy zu ihr.
    Er bemerkte, wie ihr Lächeln breiter wurde.
    »Ich bin Dana Hurley«, sagte sie.
    »Jeremy Diamond«, sagte er und stieg von der Leiter herunter.
    »Möchten Sie vielleicht ein Glas Champagner?«, fragte sie. »Ich kann Ihnen eines holen. Oder etwas zu essen?«
    »Gehören Sie zu der Filmcrew?«, fragte er.
    »Ich bin Schauspielerin«, sagte sie.
    »Irgendwie möchte ich wetten, dass ich der einzige Mann in Amerika bin, der noch nie von Ihnen gehört hat«, sagte er.
    »Kann ich mich hier bei Ihnen verstecken?«, fragte sie, noch immer lächelnd.
    »Ja«, sagte er.
    Er legte seinen Meißel und seinen Holzhammer beiseite und wischte sich die Hände ab. Sie setzten sich auf die zwei Clubsessel an den Erkerfenstern und redeten eine ganze Weile.
    »Das könnte unser Haus sein«, sagte Dana irgendwann.
    »Ich würde uns ein viel schöneres Haus bauen«, sagte Jeremy zu ihr.
    In den ersten Wochen, nachdem er ihr begegnet war, stellte er fest, dass er mehr als bereit war, kurzfristige Beziehungen und One-Night-Stands aufzugeben. Dana hatte so viel mehr zu bieten als all die zahlreichen Frauen, mit

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