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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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fehlten, war in meiner Kehle ein Klumpen aufgestiegen, und jetzt weinte ich beinahe vor Erleichterung. "Ich bin's, Papa", sagte ich, "laß mich rein." Jetzt wird alles wieder gut werden.
    Einen Moment war es totenstill, dann hörte ich die Stimme meines Vaters: "Mach, daß du fortkommst!"
    Langsam kam mir der Sinn seiner Worte zu Bewußtsein. Ich schüttelte den Kopf, um ihn ganz klar zu bekommen, ich begann ja Unsinn zu hören. So etwas würde mein Vater doch niemals sagen, das kann er nicht sagen. "Ich bin's, Danny", wiederholte ich. "Laß mich rein."
    Papas Stimme klang jetzt entschiedener. "Ich hab gesagt, mach, daß du fortkommst!"
    Kalte Angst schüttelte mich. Ich hämmerte gegen die Tür und meine verwundete Hand hinterließ blutige Abdrücke. "Laß mich rein, Papa!" schrie ich hysterisch. "Laß mich rein! Ich weiß doch nicht, wohin ich sonst gehen soll!"
    Jetzt hörte ich auch Mammas Stimme. Sie schien ihn anzuflehen, zu beschwören. Dann war wieder Papas Stimme zu vernehmen, sie war rauh und heiser und unwandelbar wie die Zeit. "Nein, Mary, ich bin fertig mit ihm. Ich habe im Emst gesprochen. Diesmal ist's endgültig!"
    Durch die Tür hörte ich ihr Schluchzen, und gleich darauf das Knipsen des Lichtschalters. Der Lichtschimmer unter der Tür war verschwunden, und das Schluchzen verklang langsam im Innern der Wohnung. Dann herrschte tiefe Stille.
    Einen Moment stand ich tief erschüttert und in grauenhafter Verwirrung vor der Tür. Dann begriff ich. Es war vorbei - alles war vorbei. Papa hatte Ernst gemacht.
    Langsam stieg ich die Treppe hinunter, einsam von allen verlassen und wie ausgebrannt. Am Vorplatz schlug mir die Nachtluft kühl entgegen. Ich sank auf die Stufen und lehnte meinen Kopf an das Eisengitter. Tränen liefen mir über die Wangen, und in meinem Arm fühlte ich brennende Schmerzen. Ich fühlte mit der Hand darüber hin, meine Finger wurden feucht und klebrig. Meine Handfläche war zerschnitten und blutete, und mein rechter Ärmel war aufgeschlitzt. Durch den Riß konnte ich bei dem schwachen Lichtschein den Schnitt in meinem Arm sehen. Blut quoll langsam hervor, aber auch das war ohne Bedeutung. Mir war alles gleichgültig, ich war zu müde. Ich stützte meinen Kopf gegen das Gitter und schloß die Augen.
    Sie blieben aber nur einen Augenblick geschlossen, denn ich riß sie mit einem Ruck wieder auf. Das sonderbare Gefühl, das ich schon früher am Abend gehabt hatte, war wiedergekehrt. Jemand beobachtete mich. Mit aufgedunsenen, verschwollenen Augen spähte ich die Straße entlang.
    Auf der gegenüberliegenden Seite parkte ein Auto. Die Scheinwerfer waren abgeblendet, doch der Motor lief leise. Sie waren wieder hinter mir her! Spit und der Inkassant mußten bereits Bericht erstattet haben.
    Ohne mich zu erheben, rollte ich mich auf den Bauch und kroch in den Hausflur zurück. Dort blieb ich einen Moment zusammengekauert liegen und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Vielleicht konnte ich durch den Hinterhof schleichen und ihnen über das Dach des nächsten Hauses entkommen.
    Doch ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit überkam mich. Was wäre damit erreicht? Sie werden ja doch so lange hinter mir her sein, bis sie mich gefunden haben. Sie hatten überall ihre Freunde. Es gab keinen Platz, an dem ich mich verbergen konnte.
    Ich griff in die Tasche. Das Geld war noch da. Vielleicht lassen sie mich noch einmal davonkommen, wenn ich ihnen das Geld zurückgebe? Doch während ich es noch überlegte, wußte ich bereits, daß es nichts nützen würde. Ich hatte es zu weit getrieben. Ich wußte auch zuviel.
    Doch das Geld kann dem Zweck, für den ich es gewollt hatte, noch zugeführt werden. Der Alte konnte sich das Geschäft damit kaufen. Mindestens aber bekommen Mamma und Mimi auf diese Art eine Chance. Wenn sie mich mit dem Geld erwischen, dann würden sie alles haben. Wozu ihnen den ganzen Gewinn überlassen? Neben mir auf dem Boden lag ein Reklamezettel. Ich hob ihn auf und betrachtete ihn. "Großer Ausverkauf in Berners Drugstore." Ich drehte ihn um, die Rückseite war leer. Ich griff in die Tasche und holte meinen Bleistift heraus.
    Meine Worte standen mit Bleistift und Blut auf dem Papier:
    Liebe Mamma — das Geld gehört für das Geschäft. Laß nicht zu, daß er's
    wegwirft. Grüße, Danny.
    Ich faltete die Banknoten in das Papier, stand auf und schob es in unsern Briefkasten. Jetzt war ich froh, daß die Regierung unsern Hausherrn gezwungen hatte, neue Briefkästen aufzustellen, denn die

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