Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Ärmel festgesteckt. Ich schloß die Augen, ich mußte das alles träumen! Doch als ich sie wieder öffnete, waren alle beide noch immer da, Sarah und der Mann mit einem Arm und einem Bein.
"Er ist verwundet, Ben", sagte sie. "Wir brauchen heißes Wasser, um die Wunden zu reinigen."
Ich setzte mich auf. Mir war schrecklich heiß, und das Zimmer schien vor meinen Augen zu verschwimmen. Der Mann hatte es hier entsetzlich heiß. "Mir ist schon wieder ganz gut", sagte ich, "mach dir weiter keine Mühe, mir ist ganz gut."
Doch auf einmal begann sich das Zimmer vor mir zu drehen und beide standen auf den Köpfen. Ich konnte mir das nicht erklären. Vielleicht war ich überhaupt nicht aus der Sackgasse entkommen. In der Ecke sah ich einen Lichtstrahl.
"Papa, laß mich rein!" schrie ich und stürzte der Länge nach in das Licht. Dann glitt ich, behende wie ein Fisch, durchs Wasser hindurch und kam auf der andern Seite in pechschwarzer Finsternis wieder heraus.
MEIN ALLTAGSLEBEN * Das dritte Buch
1
Als ich den Promenadenweg hinunterlief, kam die Julisonne gerade aus dem Wasser gestiegen, und ihre goldroten Strahlen verliehen den Wellen ein frischgewaschenes Aussehen. Der Sand unter meinen Füßen war weiß und sauber. Später am Tag wird er wieder schmutzig und mit allerlei Abfall bedeckt sein, aber jetzt war er frisch und kühl, und ich genoß es, ihn unter den Füßen zu spüren.
Die Promenade lag ganz verlassen. In zwei Stunden wird der erste Menschenstrom eintreffen. Ich sog die frische Morgenluft mit tiefen Atemzügen ein und trabte zum Wasser hinunter. Jetzt war die einzige Tageszeit, um richtig zu schwimmen. Man hatte den ganzen Atlantischen Ozean für sich allein.
Ich ließ das Handtuch von meinen Schultern fallen und sah an meinem Körper hinab. Auf meinem Arm war nur eine schwache weiße Narbe zurückgeblieben, wo Spit mich getroffen hatte. Alles übrige war verschwunden und verlor sich in der nahezu schwarzen Sonnentönung, die meinen ganzen Körper bedeckte. Ich habe wahrhaftig Glück gehabt.
Mit einem Hechtsprung war ich im Wasser und schwamm rasch auf das weit draußen verankerte Floß zu. Der bitter-süße Geschmack des Salzwassers drang mir in Mund und Nase. Es war ungemein erfrischend und belebend. Der Strand schien weit entfernt und nur noch ganz klein zu sein. ich legte mich auf den Rücken und ließ mich treiben. Es war beinahe so, als wäre ich allein auf der Welt.
Kaum glaublich, daß nahezu zwei Monate vergangen waren, seit mich Sarah in jener Nacht hierhergebracht hatte. In Wirklichkeit hatte nicht ich diese grauenvolle Nacht durchlitten, sie war einem ganz andern Menschen widerfahren, der in meinem Körper gelebt und meinen Namen getragen hatte. Doch das lag jetzt alles weit hinter mir. Sarah hatte mir einen neuen Namen gegeben, Während sie die Leinenstreifen in heißes Wasser tauchte und mir den Schmutz und das verkrustete Blut von Ann und Hüfte wegwusch.
Danny White. Diesen Namen hatte sie mir gegeben, als sie mich ihrem Bruder vorstellte. ich lächelte, als mir diese Szene einfiel. Zunächst war ich zu schwach gewesen, um zu protestieren, als ich aber am folgenden Tag die Zeitungen las und meinen Namen unter den Bildern der Boxchampions sah, war ich ihr dankbar. Je weniger ihr Bruder oder sonst jemand von mir wußte, desto besser war es.
Wir hatten die Zeitung eifrig nach einer Notiz über das Schicksal von Spit
und dem Inkassanten durchsucht, hatten jedoch nichts gefunden. Wir hatten verwunderte Blicke gewechselt, wagten aber bis am späten Nachmittag nicht darüber zu sprechen, bis Ben weggegangen war, um Eßwaren einzukaufen.
"Glaubst du, daß man sie schon gefunden hat?" fragte ich.
Sie schüttelte mit einem sehr beunruhigten Ausdruck den Kopf. "Ich weiß es nicht", antwortete sie, "heute abend, wenn ich zurückkehre, werde ich mehr wissen."
"Du gehst zu ihm zurück?" fragte ich ungläubig.
"Ich muß", antwortete sie gelassen. "Wenn ich nicht wiederkäme, würde er sofort wissen, daß etwas nicht stimmt, und mich suchen lassen. Es ist die einzige Möglichkeit für uns, in Sicherheit zu bleiben."
Ich versuchte mich in dem schmalen Bett aufzusetzen, war aber noch zu schwach und fiel wieder in die Kissen zurück. "Ich muß von hier weg", murmelte ich, "ich bring dir doch nichts als neue Sorgen."
Sie sah mich neugierig an. "Wohin willst du denn gehen?"
"Ich weiß nicht", antwortete ich, "aber ich werde schon was finden. Ich kann nicht hierbleiben, denn früher oder später
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