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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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krank?"
    Ich sah sie einen Moment an; dann sank ich langsam in die Kissen zurück. Ich war entsetzlich müde. Es war bloß ein Traum, aber wie lebhaft war er gewesen! "Mir ist ganz gut, Ma", sagte ich langsam.
    In ihr Gesicht trat ein besorgter Ausdruck. Sie legte ihre kühle Hand auf meine heiße Stirn und drückte mich in die Kissen zurück. "Schlaf weiter, Danny", sagte sie sanft. "Du hast die ganze Nacht im Schlaf geweint."
    Als ich die Augen wieder öffnete, war draußen strahlender Sonnenschein. Ich streckte mich träge aus, bis ich mit den Füßen an das Ende des Bettes stieß.
    "Geht's dir wieder besser, Blondie?"
    Ich fuhr mit dem Kopf herum. Mamma saß dicht neben meinem Bett. "Ja", sagte ich beschämt. "Ich möchte wirklich wissen, was mit mir los war."
    Ich war froh, daß meine Mamma nicht auf der Beantwortung meiner Frage bestand. Statt dessen reichte sie mir ein Teeglas. "Hier", sagte sie ruhig, "trink diesen Tee."
    Als ich später in die Küche trat, sah ich auf die Wanduhr. Es war zwei Uhr vorbei. "Wo ist Papa?" fragte ich.
    "Er mußte sehr zeitig ins Geschäft", antwortete Mamma, ohne sich vom Herd abzuwenden. "Mit Mr. Gold ist irgendwas los."
    "So?" sagte ich uninteressiert und ging zur Tür. Ich öffnete sie.
    Das Geräusch veranlaßte Mamma, sich umzudrehen. "Wohin gehst du?" fragte sie besorgt. "Du wirst doch nicht ausgehen, nachdem dir so elend war."
    "Ich muß", antwortete ich. "Ich hab einigen Freunden versprochen, sie zu treffen." Spit und Solly würden sich ihre eigenen Gedanken über mein Ausbleiben machen.
    "Du kannst dich ein andermal mit ihnen treffen. Es ist ja nicht so wichtig. Leg dich jetzt wieder ins Bett."
    "Ich kann nicht, Mamma", sagte ich hastig. "Außerdem wird mir ein bißchen frische Luft nur guttun!" Damit schlug ich die Tür rasch hinter mir zu und lief die Treppe hinab.
    Ich fing Sollys Blick auf, während ich an der Konditorei vorbeiging, gab ihm das vereinbarte Zeichen, mir nachzukommen, und schritt den Häuserblock hinunter. Noch ein paar Häuser - und ich schlüpfte in ein Gebäude und wartete im Hausflur. Ich brauchte nicht lange zu warten.
    Das Geld befand sich bereits in meiner Hand, als sie zu mir traten. "Da habt ihr", sagte ich und drückte es ihnen in die Hand.
    Solly steckte seinen Anteil, ohne ihn zu zählen, rasch in die Tasche, aber Spit zählte die Scheine. Er sah mich mißtrauisch an.
    "Bloß dreißig Dollar?" fragte er.
    Ich hielt seinem Blick stand. "Kannst von Glück sagen, daß du überhaupt was bekommst", schnauzte ich ihn an. "Ich sollte dich eher niederschlagen, nach der Art, wie du dich aus dem Staub gemacht hast."
    Spit sah zu Boden. "Ich hab bloß gedacht, es ist mehr."
    Ich ballte die Fäuste. "Warum bist du dann nicht bei mir geblieben und hast den Zaster gezählt, he?" knurrte ich.
    Plötzlich hob er den Blick und sah mich unter halbgeschlossenen Lidern an. Ich merkte sehr gut, daß er mir nicht glaubte, aber er hatte Angst, noch etwas zu sagen. Ich starrte ihn regungslos an, und er mußte die Augen wieder senken. "Okay, Danny", sagte er, wobei wieder ein feiner Sprühregen auf mich niederging. "Ich hab mich ja nicht beschwert." Damit drehte er sich um und schlüpfte geräuschlos aus dem Hausflur.
    Ich wandte mich an Solly. Er hatte uns die ganze Zeit scharf beobachtet. "Hast du vielleicht auch was zu sagen?" fragte ich angriffslustig.
    Sollys Mund verzog sich zu breitem Grinsen. "Nein, Danny, hab mich nich zu beschweren."
    Ich grinste gleichfalls, legte ihm die Hand auf die Schulter und schob ihn sanft aus der Tür. "Dann verdufte also", sagte ich gemütlich, "hab keine Lust, den ganzen Tag hier rumzustehen."
    Wir stiegen aus dem Trolleybus, und Nellie hängte sich bei mir ein. Sie sah zu mir auf. "Wohin gehen wir?" fragte sie neugierig.
    "Du wirst schon sehen", sagte ich lächelnd, denn ich wollte es ihr noch nicht sagen.
    So war's schon den ganzen Abend gewesen. Ich hatte sie nach Geschäftsschluß abgeholt. "Komm", hatte ich gesagt, "gehn wir, ich möcht dir was zeigen."
    Sie war bereitwillig mit mir auf die Plaza gegangen, wo wir den Utica-Reid-Trolleybus bestiegen. Während der ganzen Fahrt hatten wir geschwiegen und Hand in Hand aus dem Fenster geschaut. Ich wollte ihr zwar erzählen, wohin wir fuhren, hatte aber doch etwas Angst. Ich fürchtete, sie könnte mich auslachen. Aber jetzt konnte ich ihr's sagen, denn wir waren angelangt. Wir standen an der dunklen, menschenleeren Ecke. Es war beinahe zehn Uhr nachts und in einer Gegend

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