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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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Spiralen abwärts, auf die Erde zu, die dreitausendfünfhundert Meter unter ihm im weißen Glast lag. In diesem Augenblick dämmerte ihm, daß er abgeschossen war.
    Er glaubte es nicht sofort. Er versuchte alles, was er gelernt hatte, und noch ein paar Tricks dazu, um den Engländer abzuschütteln und einen langen Gleitflug hinaus auf den Ärmelkanal zu machen. Aber Oberleutnant John Terrence Webster von der 41. Jagdschwadron der Royal Air Force war ein alter Hase und durchschaute alle Versuche Werras. Er war erst sieben Minuten zuvor in Hornchurch von einem Behelfsflughafen aufgestiegen, und dies würde sein achter Abschuss sein. Er besaß bereits das ›Distinguished Flying Cross‹ für Tapferkeit vor dem Feind, erworben über Dünkirchen, und er verstand sein Handwerk. Sobald der Deutsche versuchte, aus der Senkrechten auszubrechen und horizontal weiterzufliegen, schoß er. Mit etwa 160 Metern in der Sekunde stürzten beide Maschinen der Erde entgegen, der Grafschaft Kent mit ihren Apfelbäumen, Äckern und Schafkoppeln. Über ihnen zogen die Bomber und Jäger davon, in Richtung Croydon.
    Offenbar hatte keiner der Kameraden bemerkt, was mit Werra los war. Sein Funksprechgerät, das einzige Mittel der Verständigung in der Luft, blieb tot, der Motor blies schwarze Schwaden aus, sobald er versuchte, Gas zu geben. Es blieb nichts übrig, als zu stürzen. Nur solange er stürzte, konnte er verhindern, daß sich sein Gegner in eine Position brachte, aus der er ihm den Gnadenstoß geben konnte.
    Später wußte er, daß der ganze Kampf höchstens eine Minute gedauert haben konnte. Doch in der Luft kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Der Engländer schoß zum letztenmal und kurvte dann ein, um zu beobachten, wie der Deutsche auf der Erde aufschlagen und zerschellen würde.
    »Du Schwein«, sagte von Werra laut, »so weit sind wir noch nicht!« Er war nicht ausgestiegen, weil er sich in seiner Maschine am sichersten fühlte. Er flog jetzt seit fünf Jahren; das Cockpit der Me 109 saß ihm wie ein Maßanzug. In der Luft an einem Fallschirm hängen und warten, wohin der Wind einen treibt, war nicht seine Sache. Solange er einen Knüppel in der Faust hatte, fühlte er sich sicher.
    Die Erde raste auf ihn zu – Baumgruppen, Dächer, ein Panzergraben, eine Straße. Er zog die Maschine an und – sie richtete sich tatsächlich auf. Werra warf einen Blick zurück, aber von dem Engländer war keine Spur zu sehen. Es rauschte und knackte in seinen Ohren, er hörte undeutlich das Knallen der Fehlzündungen, sah eine Baumgruppe vor sich, hüpfte über sie weg und fand eine lange, weißliche Schafweide aus Sand und Kräutern, wie geschaffen für eine Bruchlandung.
    Einen kurzen Augenblick fuhr es ihm durch den Kopf: Wenn sie nun zu brennen anfängt! Was dann? In diesem Moment setzte die Maschine bereits auf. Sie hatte immer noch die Geschwindigkeit eines Rennwagens auf der Avus. Der Bauch der Me rutschte mit einem grässlichen Knirschen über den Sand. Die Gurte, mit denen Werra angeschnallt war, zerrten an seinem Bauch. Sein Kopf wurde nach vorne gerissen, die Atemmaske schlug irgendwo an, und er spürte einen plötzlichen Schmerz in seinem Magen. Dann war alles vorbei. Die Me 109 stand, mit verbogenen Luftschrauben, mitten im Land.
    Werra drückte die Haube über dem Cockpit hoch, nahm die Maske vom Gesicht und atmete tief. Heißer, würziger Geruch von Sand, Thymian und Schafgarbe schlug ihm entgegen. Er blickte eine Minute lang verloren über das Land. Seine Hände tasteten nach dem Verschluss der Gurte und lösten sie. Undeutlich wuchs in seinem Hirn der Gedanke heran, was er nun tun mußte. Die Maschine vernichten! Keine Papiere in die Hände des Feindes fallen lassen! Er griff in die Brusttasche und fand den Brief an Elfi, den er am Morgen bei der Feldpost abzugeben vergessen hatte.
    Plötzlich wurde er sehr lebendig. Die Engländer durften auf keinen Fall diesen Brief bei ihm finden. Er hatte ein paar Dinge geschrieben, die nicht für den englischen Geheimdienst bestimmt waren. Er schüttelte die Gurte ab, stützte die Hand auf den Rand der Kanzel, schwang sich auf die Tragfläche und sprang auf den Boden. Während er den Brief und ein paar Papiere, die in seiner Jacke steckten, mit einer Hand zusammenknüllte, öffnete die andere schon die Schachtel mit den Sturmstreichhölzern. Er zündete das Bündel an, griff in das Feuer, entfaltete das Papier. Eine weißliche Flamme stieg steil empor.
    »Hey! Stop it! Stand up!« Die

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