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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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neben den Paß. Der Brief war an Fräulein Elfi Traut gerichtet, deren Bild mit einer Büroklammer an die Leinwand über dem Feldbett befestigt war. Er betrachtete es einen Augenblick. Ein leichtes Gefühl des Stolzes überkam ihn. Elfi war ein bildhübsches Mädchen mit großen dunklen Augen und tiefbraunem Haar. Werra zwinkerte dem Bild mit einem Auge zu, schob die Mütze auf den Kopf und trat hinaus in den Sonnenschein. Oberleutnant Sannemann, der Technische Offizier, stand bereits neben dem Tisch am Gefechtsstand und studierte eine Karte, die mit Reißzwecken auf der Holzplatte befestigt war.
    »Morgen, Sanni, was macht meine Kiste?«
    »Ist klar«, sagte Sannemann, und maß mit Daumen und Zeigefinger eine Entfernung ab. Dann griff er nach einem amtlichen Schreiben, zog es aus dem steifen Umschlag und reichte es dem Adjutanten. »Wenn du dich amüsieren willst. Bitte!«
    Werra überflog das Schreiben. Es war eine Untersuchung der drei Typen von Jagdflugzeugen, die über dem Kanal von beiden Seiten eingesetzt waren: der deutschen Messerschmitt ›109 E‹, der englischen ›Hurricane‹ und ›Spitfire‹. Er las halblaut: »Hurricane etwas überlegen … hm … Spitfire kurvt besser … ha, das haben die auch schon gemerkt … Spitfire bessere Höhenleistung … worauf du dich verlassen kannst …« Er lächelte. Doch runzelte er plötzlich die Stirn. Sein verschmitztes Jungengesicht veränderte sich. Ein anderer Mann kam zum Vorschein – ernster, nachdenklicher, gezeichnet von einem dreiundzwanzigtägigen Kampf, in dem ein Einsatz den anderen jagte, mit dünnen, scharfen Falten neben den Mundwinkeln, die verrieten, wie ihm diese ›Schlacht um England‹ zugesetzt hatte.
    »Hör dir das an, Sanni«, sagte er empört. »Die anderen steigen besser, kurven besser, schießen besser. Das steht alles in dem Bericht von Galland. Aber dann hat irgend so ein Propagandaheini daruntergesetzt: Dennoch kann nicht in Zweifel gezogen werden, daß die Me 109 heute immer noch der beste Jagdeinsitzer der Welt ist. Diese Blödmänner!«
    »Ja«, sagte der Technische Offizier. »Ich hab's gelesen. Zum Schreien, was?«
    »Was ist zum Schreien?« fragte eine Stimme. Die beiden Offiziere fuhren herum – grüßten. Der Gruppenkommandeur, Hauptmann von Seile, stand vor ihnen. »Morgen, ihr beiden. Was gibt's?«
    »Der Bericht von der Luftwaffenerprobungsstelle Rechlin.«
    »Ja«, sagte der Hauptmann, »das ist die amtliche Meinung. Da können wir nichts machen. Habt ihr schon gefrühstückt?«
    Sie aßen Eier mit Speck, Weißbrot, Marmelade – das meiste aus Beständen, die die Engländer bei Le Mans zurückgelassen hatten, als der deutsche Vormarsch in Frankreich ein wenig zu stürmisch wurde. Sie tranken Kaffee und Tee und aßen mit dem gesunden Hunger junger Leute, die einen harten Tag vor sich haben. Sie saßen in englischen Beutefeldstühlen und sprachen vom Dienst.
    »Acht Uhr sechsunddreißig über Cap Gris Nez«, sagte der Kommandeur etwas undeutlich, da er den Mund voller Ei und Toast hatte. »Hoffentlich sind die Brüder heute pünktlich.« Er meinte die Kampffliegerverbände, zu deren Jagdschutz die Gruppe heute starten sollte.
    »Ärger hat man«, sagte Werra und stellte den Rest seines Rühreis neben dem Stuhl auf den Fußboden. »Komm her, Simba, mach den Teller sauber.« Er kraulte das Fell des jungen Löwen und sagte: »Niemand kann am Morgen sagen, was der Abend bringt.«
    »Ha, was?« fragte der Kommandeur und verschluckte sich fast an seinem Kaffee. »Seit wann sind Sie unter die Philosophen gegangen, Franzi?«
    »Das stand heute früh auf meinem Kalenderblatt«, erklärte Werra und riß eine Packung englischer Zigaretten auf. »Ganz hübscher Spruch, nicht wahr, Herr Hauptmann?«
    »Ich will dir sagen, was der Tag bringt«, meinte der Technische Offizier und nahm eine Zigarette aus der Packung. »Erstens Hitze. Zweitens Spitfires und Hurricanes. Und drittens haben wir heute abend eine Einladung bei den Ärzten. Big-Fella-Kai-Kai. Ringelpietz mit Anfassen. Unter anderem wird getanzt.«
    Der Kommandeur warf einen Blick auf seine Fliegeruhr. »Start um acht Uhr siebenundzwanzig«, sagte er, »und bitte keine Extratouren heute, wenn wir drüben sind. Der Stabsschwarm bleibt zusammen, verstanden?«
    »Jawoll, Herr Hauptmann«, sagte Werra. Von Seile blickte ihn einen Augenblick scharf an und ging dann weg. Er kannte seinen Adjutanten, dem die Jagd auf freier Wildbahn mehr zusagte als der sture

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