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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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ist, dann wird es wohl irgendein Typ sein.«
    »Nicht irgendein Typ. Das ist ihr Freund. Vielleicht der Mann, der sie mit der Kollegin betrogen hat. Die mit dem Jadeohrring.«
    Robert schüttelte den Kopf. »Nein, nein, überleg doch mal. Man muss kein Sherlock Holmes sein, um zu sehen, dass die Initialen älter als ein Jahr sind. Das muss etwas sein, das eine Weile zurückliegt.« Er zog sein abgewetztes schwarzes Moleskine aus der Jackentasche und schlug es auf.
    »Also«, sagte er. »Männernamen mit V … da gibt es ja nicht so schrecklich viele: Valentin, Virgile, Victor, Vincent … was fällt dir noch ein?«
    »Vianney, Vivien, Valère, Vito, Vasco …, es muss ja kein französischer Name sein, oder?«
    »Nicht zwingend.« Robert hatte alle Namen ordentlich untereinander geschrieben. »Was noch? Vadim, Varus, Vasilij …«
    »Vladimir«, ergänzte ich und verzog den Mund, weil ich plötzlich an die alte durchgeknallte Russin in der Rue de Bourgogne dachte, bei der ich irrtümlicherweise geklingelt hatte.
    »Warum grinst du so?«
    »Oh, ich habe nur gerade an Dimitri gedacht.«
    »Dimitri? Wer ist Dimitri?«, wollte Robert wissen.
    »Ach«, sagte ich und versuchte krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken. »Unwichtig.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sagen wir … ein alter Bekannter.« Ich prustete los.
    »Mir scheint, dir fehlt der nötige Ernst.« Robert sah mich irritiert an, ich glaube, er fühlte sich in seiner Autorität untergraben. »Was soll das, Alain? Jetzt werde nicht albern. Wir suchen nur Personen, deren Name mit einem ›V‹ beginnt.«
    »Ja, ich weiß. Entschuldige.« Ich riss mich zusammen.
    Robert nahm einen Schluck Wein und schob mir das Büchlein mit den Namen herüber. »So … und jetzt konzentriere dich. Kommt dir irgendeiner dieser Namen bekannt vor? Hat Mélanie im Gespräch einen dieser Namen erwähnt?« Er wartete.
    Ich schaute auf die Liste und murmelte mehrere Male die Namen vor mich hin. Dann versuchte ich mich an alles zu erinnern, was Mélanie mir erzählt hatte. Aber falls sie überhaupt einen Mann namentlich erwähnt hatte, war es keiner mit dem Anfangsbuchstaben ›V‹ gewesen.
    »Tut mir leid, aber all diese Namen sagen mir nichts«, sagte ich enttäuscht.
    »Überleg noch mal. Ich bin mir sicher, dass dieser VPunkt eine wichtige Rolle spielt. Wenn wir wissen, wer V-Punkt ist, wird sich auch der ganze Rest aufklären.«
    »Mist«, sagte ich ärgerlich. »Gibt es denn keinen anderen Namen mit ›V‹?«
    »Nun ja …« Robert zog die Augenbrauen hoch und tat sehr geheimnisvoll. »Einen hätte ich noch.«
    »Ja?« Ich hielt die Luft an.
    »Vercingetorix?«
    Es war zwanzig nach elf, als wir uns voneinander verabschiedeten. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass ich kurz vor Mitternacht bereits wieder in einem Taxi sitzen würde – mit einem mir nicht ganz unbekannten Ziel.
    »Wenn dir doch noch etwas einfällt … du kannst mich immer anrufen«, hatte Robert gesagt, als er mir die Liste mit den Namen zusteckte. Er redete wie der Hauptkommissar aus einer Vorabendserie und fühlte sich offenbar auch so. Die Ermittlungen im Fall V-Punkt schienen ihm solchen Spaß zu machen, dass er sein eigentliches Lieblingsprojekt – das anstehende Abendessen mit Melissa und Anne-Sophie – völlig aus den Augen verloren hatte.
    Ich ging die Rue Saint-Benoît hinunter und bog nach rechts in die Rue Jacob. Mein Fuß schmerzte immer noch, aber ich war so in Gedanken, dass ich es kaum bemerkte. Auch wenn wir bei der Namenssuche nicht wirklich weitergekommen waren, hatte ich das gute Gefühl, wenigstens einem Geheimnis auf die Spur gekommen zu sein.
    Der Grund, weshalb Mélanie in mein Kino gekommen war und sich stets in dieselbe Reihe gesetzt hatte, war ein nostalgischer. Das passte zu ihr.
    Wie lange mochte es wohl her gewesen sein, dass sich in dieser Reihe zwei Liebende verewigt hatten, in der trügerischen Gewissheit, ihre Gefühle wären für die Ewigkeit? Waren die beiden öfter ins Cinéma Paradis gekommen oder vielleicht nur ein einziges Mal? Hatten sie eng aneinandergeschmiegt in der siebzehnten Reihe gesessen und sich Cyrano de Bergerac angeschaut, Mélanies Lieblingsfilm und der schönste Film, den es überhaupt für Verliebte geben konnte?
    Ein kleiner Stich der Eifersucht durchfuhr mich. Ich wäre gern derjenige gewesen, der bei dem liebessüchtigen Briefwechsel zwischen Cyrano und der schönen Roxanne Mélanies Hand genommen hätte.
    Seufzend blieb ich vor der

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