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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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zuKramer Bekannte getroffen hätte, hat sie ein bißchen gezögert, bis sie nein gesagt hat.»
    «Und weiter?»
    «Er bleibt nach Dunstables Aussage bis gegen zehn im Ship’s Galley , dann zieht er ab, weil er dort nichts mehr zu trinken bekommt. Dunstable meint, er sei wohl nach Hause gefahren. Aber typisch ist das nicht für einen Betrunkenen. Ich schätze eher, daß er sich in den Wagen gesetzt hat und eine Pinte weiter gefahren ist. Das heißt, in Barnard’s Crossing hat er sicher kein Glück gehabt, wir passen hier schon auf, aber in Lynn oder Revere, in diesen schummrigen kleinen Bars, hat er bestimmt noch was gekriegt, wenn er nicht gerade unter dem Tisch gelegen hat.»
    «Und in diesen Pinten ist es manchmal so dunkel, daß man überhaupt nicht merkt, wenn unter dem Tisch einer liegt. Falls man sich nicht gerade an ihm stößt.»
    «Eben. Jedenfalls dachte ich mir, lohnt es sich vielleicht, der Sache mal nachzugehen. Und da hab ich einen unserer Leute mit einem Foto von Blakeley durch die Kneipen geschickt.»
    «Und woher hattest du das Foto?»
    «Aus dem High School-Jahrbuch, es ist in der Stadtbücherei. Wir haben ein paar Fotokopien gemacht. Sehr gut sind sie nicht geworden, und er war damals fünf Jahre jünger, aber immerhin …»
    «Und?»
    «Es reichte. In einer der Bars haben sie ihn eindeutig identifiziert. Mit der Zeit mochten sie sich nicht festlegen, aber sie glauben, er ist gegen zehn gekommen und etwa um elf wieder gegangen.»
    «Du kannst also beweisen, daß Tom Blakeley sich in Lynn hat vollaufen lassen und gegen elf Richtung Heimat gefahren ist. Und was weiter?»
    «Es ist die Grundlage für ein paar Spekulationen.»
    «Zum Beispiel?»
    «Zum Beispiel, daß Blakeley über die Glen Lane nach Hause gefahren ist. Wer blau ist, meidet nach Möglichkeit Hauptstraßen. Außerdem ist es eine Abkürzung.»
    «Gut, soweit ziehe ich mit.»
    «Und daß er auf der höchsten Stelle der Glen Lane den Mann über den Haufen gefahren hat.»
    «Moment mal –»
    «Die Zeit stimmt ungefähr. Er gibt Gas, weil es bergauf geht, und plötzlich steht mitten auf der Fahrbahn, wo du nun wirklich keinen Fußgänger erwartest, ein Mann. Blakeley ist benebelt, reagiert langsam …»
    «Möglich ist es.»
    «Okay. Er kriegt es mit der Angst zu tun. Und der Polizei melden kann er es nicht, selbst wenn er beweisen könnte, daß der Fußgänger schuld ist. Nicht mal, wenn er den Typ gefilmt hätte, wie der sich vor seinen Wagen wirft, könnte er’s melden, weil er betrunken ist und wir deshalb automatisch davon ausgehen würden, daß die Schuld bei ihm liegt. Zumindest wäre er den Führerschein los. Wie kann einer ohne Führerschein in einer Autowerkstatt arbeiten? Kann sein, daß ihm nicht allzuviel an der Stellung liegt, aber mit Jobs ist das heute so eine Sache.»
    «Du meinst also, er wäre vermutlich eher getürmt als zur Polizei zu gehen. Das kauf ich dir ab.»
    «Er fährt also weiter die Glen Lane entlang, und als er zur Ecke kommt, sieht er ein Licht.» Lanigan lehnte sich zurück und faltete, sichtlich mit sich zufrieden, die Hände über dem Bauch.
    «Was für ein Licht?»
    «Ein Licht in Kramers Haus. Oben, wahrscheinlich in einem Schlafzimmer, das zur Glen Lane hinausgeht. Vielleicht hat er ihren Schatten hinter der Jalousie erkannt, vielleicht waren auch die Jalousien nicht heruntergelassen, weil auf der anderen Seite keine Häuser stehen, und er hat sie gesehen, vielleicht hat er auch nur gefolgert, daß sie da oben sein müßte …»
    «Und da wird er sauer und –»
    Lanigan nickte, «–und beschließt, sich zu rächen. Er schlägt Kramers Scheinwerfer kaputt, weil er sich einredet, der hätte ihm sein Mädchen ausgespannt, wendet, fährt zum Unfallort zurück und verstreut dort die Scherben. Am nächsten Tag kann er, was für ein glücklicher Zufall, Billy Dunstable sagen, wo der Wagen steht.»
    «Du hast natürlich nicht die Spur von Beweis, Hugh.»
    «Nein, aber ich habe eine gute Theorie, und wenn ich sie noch ein bißchen ausarbeite und dann Tom Blakeley kommen lasse und ihn damit überfahre, könnte es klappen. Und wir haben die verschiedensten Möglichkeiten. Wir können uns seinen Wagen ansehen. Vielleicht ist der Kühler verbeult. Dann sagt er natürlich, daß die Beule alt ist, aber vielleicht erinnert sich Glossop, ob sie vorher schon da war oder nicht. Möglich, daß er am nächsten Tag den Wagen gewaschen hat, vielleicht weiß Glossop das noch.»
    «Bestimmt nicht, da werden doch ständig

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