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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Wagen gewaschen. Das heißt, sie haben eine Maschine zur Motorwäsche, da machen sie bestimmt auch Wagenwäsche und Lackpflege.»
    «Wenn es irgendwas Ungewöhnliches war, erinnert er sich vielleicht doch. Dann könnte ich mit Aggie Desmond reden und feststellen, wann genau Blakeley an dem Abend zu ihr gekommen ist. Fran Kimball werde ich mir auf jeden Fall noch einmal vornehmen. Ich möchte wissen, wann sie ins Bett gegangen sind, in welchem Schlafzimmer sie waren, ob das Licht brannte, als sie sich auszogen, und ob die Jalousien heruntergelassen waren.»
    «Du könntest Kramer fragen.»
    «Nein, der steht unter Anklage. Den kann ich mir nur mit Zustimmung seines Anwalts vornehmen.»
    «Vielleicht wäre er einverstanden, wenn du ihm sagst, daß es dir gar nicht um seinen Mandanten geht, oder daß du versuchst, ihn zu entlasten.»
    «Möglich», meinte Lanigan. «Wichtig ist, daß ich möglichst viele Einzelheiten zusammenbekomme, mit klaren Aussagen. Dann lasse ich Blakeley von Dunstable herbringen, zur Aufnahme eines Protokolls.»
    «Eines Protokolls? Worüber?»
    «Wieso er gewußt hat, wo Kramers Wagen stand. Nur eine Routinesache, könnte sein, daß ich es für die Verhandlung brauche. Ich lasse ihn eine Weile herumsitzen, bis er ein bißchen nervös wird, dann rufe ich ihn herein und frage ihn, wieso er Kramers Scheinwerfer kaputtgeschlagen hat. Mit dieser Technik haben wir es vor ein paar Jahren bei Slocumb geschafft, bei dem Einbruch, wo wir praktisch nichts in der Hand hatten.»
    «Und wie ist es mit den Miranda-Vorschriften?»
    Lanigan sah seinen Lieutenant unschuldig an. «Ich würde ihn ja nicht beschuldigen. Ich würde mich nur erkundigen, wieso er einen Scheinwerfer kaputtgemacht hat.»

44
    Beim Abendessen sah Rabbi Small auf den leeren Platz zu seiner Rechten. «Wo ist Jonathan?»
    «Er hat angerufen, er muß in der Zentrale der Republikaner Überstunden machen, dort herrscht jetzt Hochbetrieb.»
    «Er kommt sich großartig vor», sagte Hepsibah etwas boshaft.
    «Sibah!»
    «Es gefällt mir nicht, daß er das Abendessen ausläßt.»
    «Er wird sich ein Sandwich holen und ein Glas Milch, hat er gesagt», tröstete Miriam.
    «Ich meine, es gefällt mir nicht, daß er das Abendessen in der Familie ausläßt», ergänzte der Rabbi. «Ich sehe es gar nicht sehr gern, daß er dort arbeitet.»
    «Warum nicht? Es wird besser bezahlt als ein Babysitter-Job, und er hat wohl auch das Gefühl, daß er dort mehr für voll genommen wird. Außerdem, sagt er, lernt er da eine Menge und ist in Staatsbürgerkunde jetzt einer der Besten.»
    «Na ja, es sind wohl nur noch die zwei oder drei Wochen bis zur Wahl. Wie kommt er heim? Ist er mit dem Rad dort?»
    «Nein, er ist direkt von der Schule aus hingegangen, zu Fuß, nehme ich an, oder vielleicht mit dem Bus.»
    «Oder er ruft an und fragt, ob ich ihn nicht abholen kann», meinte der Rabbi.
    «Vielleicht nimmt ihn auch jemand mit.»
    «Hat er gesagt, wann er voraussichtlich fertig ist?» fragte der Rabbi.
    «So gegen acht, halb neun. Ist deine Sorge nicht ein bißchen übertrieben? Immerhin ist er siebzehn.»
    «Und sehr leicht zu beeindrucken. In der Zentrale der Republikaner drücken sich immer eine Menge Müßiggänger herum, besonders abends, die reden und trinken, und ich finde, das ist kein guter Umgang für einen jungen Menschen.»
    «Dann sag ihm doch, du siehst es nicht gern, wenn er Überstunden macht, und er soll abends zum Essen heimkommen.»
    «Ja, das wird wohl das beste sein.»
    Aber Jonathan war um acht und um halb neun noch nicht da. Als die Uhr neun schlug, war Miriam so unruhig geworden, daß sie bei den Republikanern anrief. Wenige Minuten darauf kam sie ins Wohnzimmer zurück. «Ich habe mit dem Zuständigen gesprochen. Er hat Jonathan vor einer Stunde, kurz vor acht, weggeschickt, um etwas für ihn zu erledigen. Wahrscheinlich ist er gerade auf dem Weg nach Hause. Willst du ihm entgegengehen?»
    «Nein, wenn er schon vor acht weg ist, müßte er jetzt bald aufkreuzen.»
     
    Chief Lanigan prostete seiner Frau Amy mit dem Gin Tonic zu, den sie ihm gerade gereicht hatte, und nahm einen tiefen Schluck. «Das hast du wieder mal genau richtig hingekriegt, Amy.»
    Er hatte gut gegessen – Amys Spareribs waren immer große Klasse – und es sich dann in Hausschuhen und mit der Abendzeitung gemütlich gemacht und eine Weile ferngesehen. Jetzt war es halb zehn, und eigentlich hatte er sich den Schlafanzug anziehen und sich mit einem Buch ins Bett legen

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