Einfach. Alles. Merken
Bildungswelt umkrempeln wollen. Aber ein kritischer Blick und die Offenheit für Neues lohnen immer, mindestens für das eigene Lernen. Wenn Sie der Einzige sind, der mit einer anderen Technik besser lernt, dann ist das mehr als genug. Wenn Sie zum Beispiel Gitarre spielen wollen, können Sie entweder zu einem Lehrer der alten Schule gehen – und Sie werden das altbekannte (und unbeliebte) Programm abgespult bekommen: Notenund Harmonielehre und dann klassische Kleinkunstwerke zupfen für die nächsten fünf bis fünfzig Jahre. (Dies ist vielleicht eine übertriebene Darstellung, aber auf dem deutschen Musiklehrermarkt durchaus noch zu finden.)
Stellen Sie sich zuerst die Frage, was Sie mit dem Stück Holz anfangen wollen. Klassische Romanzen sind eine andere Lern-Liga, als Schlageram Lagerfeuer zu schrammeln. Während Sie für die Konzertreife mit auditorischem Ernst an die Sache herangehen sollten, brauchen Sie für die Zeltlager-Variante nur ein paar so genannte Griffbilder, die auch für Anfänger sofort les- und greifbar sind (siehe Abbildung): Jede horizontale Linie stellt eine Saite der Gitarre dar, die vertikalen Linien die Bünde (Metallstreifen am Hals der Gitarre), und die schwarzen Punkte sind die Positionen der Finger, damit es so klingt, wie es klingen soll. Alles, was Sie brauchen, ist eine gestimmte Gitarre, dann können Sie ohne Vorkenntnisse solche Akkorde spielen.
Die tiefere Analyse der Gitarrenmusik lohnt (auch als Beispiel, wie einfach Lernen sein kann, wenn gründlich analysiert wird): Spektakulär ist die Tatsache, dass Sie mit nur drei Akkorden (und null Gitarrenstunden) fast alle Nummer-eins-Popsongs der letzten 50 Jahre spielen können: Von „I saw her standing there“ der Beatles über traditionelle Lieder wie „Amazing Grace“ bis „La Bamba“ und „Tutti Frutti“. „Ein Akkord genügt, zwei Akkorde machen den Song besser, und mit drei Akkorden ist man im Jazz angekommen“, hat der amerikanische Rockmusiker Lou Reed einmal gesagt.
Es geht sogar mit noch weniger: Für „Working Class Hero“ von John Lennon genügen zwei Akkorde, genauso für „Songbird“ von Oasis, „Lady in Black“ von Uriah Heep und „Paperback Writer“ von denBeatles. Auch „Living next door to Alice“ von Smokie begnügt sich mit drei Akkorden, die jeweils mit nur drei Fingern gespielt werden. Eine Lern-Angelegenheit von weniger als fünf Minuten. Gute Musik ist alles andere als schwierig zu spielen!
Der Lagerfeuer-Stil mag vielen zu einfach sein, und am Horizont tauchen die ersten bedrohlichen Notenlinien auf: Abstrakte Informationen, die keinen Bezug zu den Saiten einer Gitarre haben – insgesamt schwer zu merken und völlig frei von Logik. Schlimmer noch: Auf einer Gitarre kann dieselbe Note auf verschiedenen Saiten gespielt werden. Wenn Sie nicht wissen, welche Saite und welcher Bund gemeint sind, gibt es Knoten in den Fingern und im Gehirn.
Auch dafür gibt es eine bessere Lösung: Tabulatoren. Die sehen Noten sehr ähnlich, aber die sechs Linien stellen die Saiten der Gitarre dar (wie bei den Akkorden). Damit haben Sie den direkten Bezug zum Instrument. Statt Punkte sind darauf Zahlen eingezeichnet, die den Bund anzeigen, wo die Saite gegriffen werden muss (siehe Abbildung unten). Tabulatoren lassen sich ebenfalls ohne eine Gitarrenstunde verstehen und praktisch sofort spielen. Einfacher geht es nicht!
In den USA ist diese Darstellung in Gitarrenbüchern weitverbreitet, während in Deutschland am Anfang von Musiklehrbüchern immer noch Kapitel über das Notenlesen und den angeblichen Sinn dieser Lernmühe abgedruckt sind: „Früher oder später kommen Sie nicht daran vorbei …“ Darauf wollen wir nicht wetten!
Wer sich gar nicht mit Papier, sondern nur mit der Gitarre oder einem anderen Instrument beschäftigen will, der findet im Internet mittlerweile Tausende von Lernvideos, in denen das Spielen Stück für Stück erklärt wird. Allein die Suche nach den Stichwörtern „guitar“ (Englisch für Gitarre) und „lesson“ (Lernstunde) produziert über 300000 Treffer auf der Video-Plattform YouTube ( http://www.youtube.com ). Top-Video: „Sweet Child o’ mine“ von Guns ’n’ Roses mit 3,2 Millionen Zuschauern. Die Google-Videosuche ( http://video.google.com ) spuckt zu denselben Stichworten über 700000 Treffer aus. Und wenn es nicht Gitarre sein soll, dann sind zum Beispiel auch für die Ukulele weit über 1000 Lehrvideos zu finden.
Gewohnheitswidrig: Entgegen der
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