Einfach bezaubernd
gesagt: Ich weiß genug. Habe ich dir schon verraten, dass ich dich liebe?«
Ihr Lächeln wurde spitzbübisch. »Das hast du.«
»Und wirst du mich es dir beweisen lassen?«
»Solange ich es dir auch beweisen darf.«
Er beugte sich hinunter, so dass er das letzte Tageslicht und die kühle Brise aussperrte, und brachte damit die Stille der Nacht über Dee. Er küsste sie, heiß und feucht, mit Lippen und Zunge, doch mit unsäglicher Zärtlichkeit. Hitze durchströmte Dee. Ein Verlangen, wie sie es noch nie empfunden hatte. Schrecken.
Fest entschlossen riss sie den Schrecken mit seinen Wurzeln
aus ihrem Denken, bestritt ihm jede Existenzberechtigung und versank mit einer Leidenschaft, die sie seit sechsundzwanzig Jahren in sich aufgespeichert hatte, in diesem Kuss.
Diesmal war es Danny, der sich keuchend löste. »Du hast deinen Drink noch gar nicht angerührt.«
Dee genoss mit der Zunge auf ihren Lippen seinen Nachgeschmack. »Findest du das keine Zeitverschwendung?«
Er blickte sie gespielt finster an und stieß ihr mit dem Zeigefinger an die Nasenspitze. »›Dies ist eine Verführung‹«, erklärte er gewichtig. »›Kein Blitzkrieg. Hier werden die Anstandsformen zu jedem Zeitpunkt gewahrt.‹«
»Oh Gott«, stöhnte sie. »Wieder ein Filmzitat. Bist du sicher, dass du es nicht eigentlich auf Mare abgesehen hast?«
Er lachte. »Noch ein Grund, dich zu lieben. Du erkennst Der Sieger . Ein Filmklassiker.«
»Du bist doch nicht etwa ein John-Wayne-Fan, oder?«
»John Wayne ist einfach göttlich. Ich habe ihn auf meiner linken Pobacke tätowiert. Willst du mal sehen?«
»Hast du nicht. Hab ich schon gesehen.«
Er blickte erstaunt drein. »Wie hast du das denn angestellt?«
Dee hob ihr Glas und grinste ihn über den Rand hinweg an. »Huii, huii.«
Danny gab es einen Ruck. »Heiliger Strohsack. Die war nicht ausgestopft?«
»Nicht die Eule. Und du hattest Recht«, fuhr sie fort. »Du hast ihr sofort gefallen. Vor allem dieses sternförmige Muttermal innen an deinem rechten Oberschenkel.«
»Willst du’s noch mal sehen?«
Sie grinste übermütig. »Muttermale finde ich heiß.«
Er fuhr mit einer Fingerspitze an ihrem Hals hinab. »Das lässt sich einrichten.«
Dee nahm noch ein Schlückchen von dem Whiskey. Ja,
Danny hatte Recht, er schmeckte rauchig und weich und war der perfekte Auftakt zu einem Rendezvous in dem Steinzirkel. Der Whiskey sandte Wellen von Wärme durch ihren Körper. Gut. Noch ein paar Schlucke, und sie würde sich vielleicht so weit entspannen, dass sie eine Katastrophe vermeiden konnte.
Danny leerte sein Glas mit einem großen Schluck und stellte beide Gläser beiseite. Beinahe hätte Dee sich verschluckt.
»Da gibt es etwas, das du wahrscheinlich besser wissen solltest«, begann sie.
»Du verwandelst dich. Das hatten wir schon.«
Er streckte beide Hände nach ihr aus. Dee wich zurück. »Äh, nein. Noch etwas anderes. Ein Ergebnis der Verwandlung, wenn du so willst.«
Danny ließ die Arme sinken. »Ich gebe mir wirklich Mühe, Dee. Aber mit meiner Geduld steht es heute Abend nicht zum Besten.«
»Der Libidobannspruch«, meinte sie mit einem verständnisvollen Nicken. »Ich weiß. Ich fühle es auch. Wusstest du, dass du nach Meer und nach der Luft direkt vor einem Sturm duftest?«
»Hoffentlich magst du das?«
»Und wie! Nein, hör zu. Was ich sagen will: Ich bin noch Jungfrau.«
Da hatte sie es schon wieder getan. Was war nur aus ihrem Taktgefühl geworden? Vor Demütigung schloss sie die Augen. Sie wusste, dass Danny sich nur abgestoßen fühlen konnte.
»Ich habe nicht nur lange nicht mehr mit jemand geschlafen«, brabbelte sie weiter, »sondern überhaupt noch nie. Nicht weil ich’s nicht versucht hätte. Das hab ich. Aber … bis jetzt hat’s noch keiner länger bei mir ausgehalten als bis zu dem Moment, wenn ich mich verwandle. Und von mindestens einem hat man gehört, dass er danach vier geschlagene Monate lang kein Wort mehr sprach.«
»Nie?«, fragte er mit Fistelstimme. »Nicht mal im College?«
»Da hatte ich es schon aufgegeben. Außerdem war ich dann auch zu sehr beschäftigt. Als Mare in die Pubertät kam, ging alles drunter und drüber.« Sie zuckte die Schultern und legte dann ihren Kopf an Dannys Brust. »Ich hoffe nur, dass du nicht allergisch gegen staubige Kaninchen bist. Weil ich es heute wirklich tun will.«
Das entlockte ihm zu ihrer Überraschung ein Lachen, und sie riss die Augen auf. »Sicher findest du das amüsant. Von meiner Warte
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