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Einfach ein gutes Leben

Einfach ein gutes Leben

Titel: Einfach ein gutes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ploeger
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man haben möchte.«
    Die Peer-Ökonomie folgt dem Bedürfnisprinzip. Zuerst wird festgestellt, was ihre Teilnehmer benötigen oder haben wollen, dann wird es dezentral hergestellt und allen frei zur Verfügung gestellt. Geld oder andere Tauschmittel sind nicht notwendig, da alle Verteilung auf Kooperation beruht. Ähnlich wie in einem Tauschring würden alle Teilnehmer Zugriff auf alle Güter im »Verteilungspool« haben. Ähnlich wie dort leisten alle Nutzerinnen ihre Beiträge zum Gesamtpool an »Projekten«. Welche Projekte das sind, steht ihnen frei. Ihre Arbeit wird nach einem bestimmten System gewichtet und somit mit den anderen Leistungen im Pool vergleichbar. 62
    Der konkrete Herstellungsprozess kann in der Peer-Ökonomie unter anderem in FabLabs oder zu Hause mit den eigenen Fabbing-Geräten ablaufen. Man kann also bereits jetzt sehen, wie die beiden noch im Keimen begriffenen Entwicklungsstränge (in der Produktion und im Handel) ineinandergreifen und daraus das Potenzial für eine durchgreifend neue Konzeption von Wirtschaft erwächst, in der alle nötigen Mittel in der Hand kompetenter Bürger liegen. Bürger – das zeigen sowohl die Praxis der Eigenarbeit als auch die theoretischen Modelle und Zukunftsvisionen – hören allmählich auf, Konsumenten zu sein, sprich schlichte Abnehmer vorgefertigter Waren. Sie werden zu »Prosumenten«, so das Kunstwort, und sind dann Produzent und Konsument gleichzeitig.
    Der Begriff »Prosument« (»Prosumer«) wurde 1980 in weitgreifender Voraussicht von dem Zukunftsforscher Alvin Toffler in seinem Buch The Third Wave geprägt. Er beschrieb damals den kommenden Konsumenten als jemanden, der nach seinen eigenen Vorstellungen in die Gestaltung oder die Anfertigung eines Produktes eingreift, so wie es schließlich im Cultural Hacking oder im Fabbing Realität geworden ist. Wichtig ist zu sehen, dass Prosuming bereits bei der Idee beginnt und auch nicht in der Werkstatt endet, sondern mit dem Vertrieb der Produkte weitergeht. Ein Prosument, so Daniel Guthor, ist ein »Nutzer, der in multidirektionaler Kommunikation mit dem Anbieter und Dritten (zum Beispiel anderen Nutzern) das Angebotsspektrum aktiv mitgestaltet«. Guthor, Geschäftsführer der Benefit-Sharing-Plattform Groupido und Mitgründer des IT-Dienstleisters Onestra, ist an Prosuming vor allem als kommerzielle Transaktion in Gruppen interessiert. Er sieht uns noch weit entfernt davon, alle in der Rolle von Prosumenten zu stecken. Aber erste ernst zu nehmende Schritte sind gemacht, auch auf dem Gebiet der Distribution von Gütern.
    Mit der Plattform Groupido geht es ihm zunächst darum, einer Gruppe von Nutzern Vorteile beim Kauf einer bestimmten Ware zu ermöglichen. Der Trick dabei ist, den Kauf so zu organisieren, dass durch die Teilhabe an der Gruppe die Nutzungsmaximierung für alle Teilnehmerinnen erhöht wird (weshalb das System Benefit Sharing heißt). Je mehr mitmachen, desto besser für jeden Einzelnen. Dabei wird auf schlaue Weise von den Vorteilen Gebrauch gemacht, die das Internet für die Organisation großer Zahlen von Nutzern bietet. Bei »Sammelbestellungen« zum Beispiel wird der Preis für das einzelne Produkt durch die Menge der Bestellungen gedrückt. Beim »Sponsoring« wiederum ist das Produkt oder die Dienstleistung ursprünglich zu teuer, um es einzeln realisieren zu können; tut sich jedoch eine ausreichende Menge Interessenten zusammen und bestellt gemeinsam, kann sie am Ende eher eine Summe zusammenbringen, ab der der Anbieter zustimmt, in Produktion zu gehen; alle Kunden bekommen ihr Produkt und der Hersteller hat den Gewinn. Eine weitere Steigerung liegt vor, wenn die Kunden über das Produkt weitgehend selbst bestimmen. Beim Typus der »Auftragssammlung« teilen die Kunden dem Hersteller mit: »Bau ein Sofa, es soll 2,43 Meter lang sein und lindgrüne Lederpolster mit Paisleymuster haben« (Geschmack spielt für das Gelingen gruppenbasierter Transaktionen keine Rolle). Der Hersteller kann nur liefern, wenn er rentabel und zu einem realistischen Einzelpreis produzieren kann. Das geht wie beim Sponsoring wiederum nur, indem eine ganze Gruppe bestellt, durch Produktion »on demand« also. Wieder bekommen alle, was sie wollten, dieses Mal haben sie es sogar selbst gestaltet. 63
    An den Formen des »Active Commerce«, die die Plattform Groupido bereits realisiert, wird deutlich, wie die Entwicklungsschritte hin zu einem konsequenten Prosuming aussehen können. Guthor möchte diese

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