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Einfach Freunde

Einfach Freunde

Titel: Einfach Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdel Sellou
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werde enttäuscht: kein Fernseher, keine Videokamera, nicht mal ein schnurloses Telefon. Vielleicht da drüben, im Arbeitszimmer? Ich drücke mich ein bisschen tiefer in meinen Stuhl, klemme die Faust unters Kinn und gönne mir ein Nickerchen.
    Alle sieben, acht Minuten taucht die Blonde auf und ruft mit schroffer Stimme den Nächsten auf, der ihr folgen soll. Jedes Mal werfen sich die Typen einen verzagten Blick zu. Mein Magen beginnt zu knurren. Ich habe geplant, mit Brahim was essen zu gehen, also setze ich den Katzbuckeleien ein Ende und erhebe meine Hand beschwichtigend in Richtung der zögernden Bewerber:
    Â»Bei mir dauert’s nur zwei Sekunden.«
    Ich flitze Richtung Büro, die Blonde auf den Fersen, falte den Wisch vom Arbeitsamt auseinander und lege ihn auf den Schreibtisch, hinter dem die junge Frau nur unentschlossen wieder Platz nimmt.
    Â»Guten Tag, würden Sie bitte hier unterschreiben?«
    Ich habe gelernt, höflich zu sein, damit spart man Zeit. Es sieht aus, als hätten sie Angst vor mir. Weder die Sekretärin noch der Kerl, der neben ihr sitzt, rühren sich. Er erhebt sich nicht, um mir guten Tag zu sagen, aber seine mangelnde Höflichkeit schockiert mich nicht: Ich saß schon oft Typen gegenüber, die mich herablassend behandelt haben, wie einen Hund. Ich hab Routine.
    Â»Relax, das ist kein Überfall! Ich will nur eine Unterschrift, hier.«
    Und ich zeige auf das untere Ende des Blattes. Der Mann lächelt, schaut mich schweigend an, er ist drollig mit seinem Seidenschal, passend zum Einstecktüchlein in der Tasche seines Glencheck-Jacketts. Die junge Frau erkundigt sich: »Wozu brauchen Sie eine Unterschrift?«
    Â»Für die Stütze.«
    Ich bin rüpelhaft, absichtlich. Mademoiselle und ich leben eindeutig nicht auf demselben Planeten. Endlich macht der andere den Mund auf.
    Â»Ich brauche jemanden, der mich überallhin begleitet, auch auf Reisen … Interessieren Sie sich für das Reisen?«
    Â»Wieso? Brauchen Sie einen Fahrer?«
    Â»Etwas mehr als einen Fahrer …«
    Â»Was soll das sein, mehr als ein Fahrer?«
    Â»Ein Begleiter. Ein Intensivpfleger, eine Art Lebenshilfe. Das müsste eigentlich auf Ihrem Formular stehen, nicht?«
    Der Wahnsinn geht weiter. Ich verstehe nichts von dem, was er mir sagt. Ich stehe einem Mann in den Vierzigern gegenüber, der im Geld ertrinkt, der von einem Heer Assistentinnen im Faltenrock umgeben ist, die Gören im Wohnzimmer, nehme ich an, sind auch seine, und bestimmt hat er eine hübsche kleine Ehefrau dazu. Warum braucht er noch einen, der ihm auf Reisen Händchen hält? Ich sehe das Problem nicht so ganz und habe keine Lust, meine Zeit zu verlieren, um dahinterzukommen. Es war anstrengend genug, hierherzufinden, ich habe meine ganze Intelligenz aufgeboten, um ins Haus zu gelangen, ich brauche diese verdammte Unterschrift, und ohne sie gehe ich nicht.
    Â»Hören Sie mal, ich begleite ja nicht mal meine Mutter zum Einkaufen … Na los, unterschreiben Sie hier, bitte.«
    Die Sekretärin seufzt, er nicht. Er sieht aus, als ob ihm das Ganze immer mehr Spaß macht, und er lässt sich Zeit. Man kommt sich vor wie in Der Pate , als der große Boss den jungen Bonzen, die es auf seinen Platz abgesehen haben, zeigt, wo’s langgeht. Er spricht ganz ruhig, in beinahe väterlichem Ton, mit einer unendlichen Geduld. »Hör zu, Kleiner …« Das ist es … Der Bewohner dieses Palastes ist ein Pate. Vor mir sitzt Don Vito Corleone, er erklärt mir ganz ruhig, was Sache ist, er erteilt mir eine Lektion. Fehlen nur noch der Teller Pasta und die karierte Serviette um den Hals.
    Â»Ich habe ein Problem. Ich kann mich nicht allein aus diesem Rollstuhl herausbewegen. Ich kann übrigens gar nichts allein tun. Aber wie Sie sehen, bin ich bereits gut umsorgt. Ich brauche nur noch einen kräftigen Jungen wie Sie, der mich dahin bringt, wo ich hinmöchte. Das Gehalt ist gut, und ich stelle Ihnen darüber hinaus eine Dienstwohnung im Haus zu Verfügung.«
    Da gerate ich doch ins Wanken … Aber nicht allzu lange.
    Â»Ganz ehrlich, den Führerschein hab ich, aber ich kenn mich da nicht aus. Alles, was ich bis jetzt gefahren hab, sind Motorroller mit Pizzas im Gepäckfach. Unterschreiben Sie mir das Papier hier und suchen Sie sich einen von denen aus, die im Wohnzimmer warten. Ich glaub nicht, dass ich für Sie der

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