Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Spion in seinem eigenen Land sein«, erwiderte Argavisti. »Außerdem schleicht er nicht herum. Daran erkennt man Spione – am Herumschleichen.«
    Die Gestalt verharrte am Fuß der Dünen. Irgend etwas an ihr zog die Aufmerksamkeit auf sich. Argavisti war daran gewöhnt, einer feindlichen Streitmacht gegenüberzustehen; das hielt er für normal. Aber ein einzelner Mann, der geduldig wartete… Das verunsicherte den General. Sein Blick kehrte immer wieder zu dem Fremden zurück.
    »Er trägt etwas«, sagte er schließlich. »Feldwebel? Geh zu ihm und bring den Burschen hierher.«
    Einige Minuten später kehrte der Feldwebel zurück.
    »Er ist bereit, sich mit dir mitten auf dem Strand zu treffen, Herr«, berichtete er.
    »Ich habe dir doch befohlen, ihn hierherzubringen, oder?«
    »Er wollte nicht mitkommen.«
    »Du hast ein Schwert, stimmt’s?«
    »Ja, Herr. Ich hab’s auch benutzt, um ein wenig zu drohen, aber der Kerl blieb trotzdem stehen. Und er trägt eine Leiche, Herr.«
    »Auf einem Schlachtfeld? Wir können nicht zulassen, daß jeder seinen eigenen Toten mitbringt.«
    »Und… Herr?«
    »Ja?«
    »Er meint, er sei wahrscheinlich der Zönobiarch, Herr. Möchte mit Friedensverhandlungen beginnen.«
    »Ach, verhandeln möchte er? Über den Frieden? Wir wissen, was Friedensverhandlungen mit Omnien wert sind. Geh und sag ihm… Nein. Nimm dir zwei Soldaten und bring ihn her.«
    Brutha schritt zwischen den beiden Soldaten durchs organisierte Chaos des Feldlagers. Eigentlich sollte ich mich jetzt fürchten, dachte er. In der Zitadelle habe ich mich immer gefürchtet. Aber jetzt… Inzwischen habe ich die andere Seite der Furcht erreicht.
    Gelegentlich gab ihm einer der Soldaten einen Stoß, hauptsächlich deswegen, weil es sich für den Feind nicht gehörte, in aller Seelenruhe durchs Heereslager zu marschieren.
    Man führte ihn zu einem wackligen Tisch, hinter dem sechs kräftig gebaute Männer saßen, die mehr oder weniger phantasievolle militärische Kleidung trugen. Ihnen leistete ein kleinerer Mann mit dunkler Haut Gesellschaft: Er nahm gerade einen Fisch aus und lächelte immer wieder auf hoffnungsvolle Weise.
    »Nun«, begann Argavisti, »du bist also der Zönobiarch von Omnien, wie?«
    Brutha ließ Vorbis’ Leiche in den Sand fallen.
    »Ich kenne ihn…«, sagte Borvorius. »Vorbis! Jemand hat ihn umgebracht, wie? Und hör endlich mit dem Versuch auf, mir Fische zu verkaufen? Weiß jemand, wer das hier ist?« Er deutete auf Fasta Benj.
    »Eine Schildkröte kostete ihn das Leben«, sagte Brutha.
    »Tatsächlich? Überrascht mich kaum. Habe den Biestern nie getraut. Kriechen dauernd umher und so. Jetzt hör mal… Ich will keinen Fisch, klar? Zu meinen Leuten gehört er nicht. Vielleicht zu euren?«
    Argavisti winkte ungeduldig ab. »Wer hat dich geschickt, Junge?«
    »Niemand. Ich bin von selbst gekommen. Wie dem auch sei: In gewisser Weise könnte man mich als Gesandten der Zukunft bezeichnen.«
    »Bist du ein Philosoph? Wo ist dein Schwamm?«
    »Ihr seid hier, um gegen Omnien Krieg zu führen. Das ist keine gute Idee.«
    »Da hast du recht – wenn man die Sache aus omnianischer Perspektive sieht.«
    »Der Blickwinkel spielt dabei keine Rolle. Mit ziemlicher Sicherheit würde es euch gelingen, uns zu besiegen. Aber nicht uns alle . Und anschließend? Was macht ihr nach dem Sieg? Laßt ihr eine Garnison zurück? Für immer? Schließlich wächst eine neue Generation heran, um Vergeltung zu üben. Für sie ist es völlig unwichtig, was euch zur Unterwerfung von Omnien veranlaßte. Ihr seid die Unterdrücker – nur darauf kommt es an. Die jungen Leute werden entschlossen kämpfen und vielleicht sogar gewinnen. Ein neuer Krieg… Möglicherweise fragen sich die Leute eines Tages: Warum hat man damals nicht alles geregelt, am Strand, bevor so viele Menschen starben. Eine solche Chance bietet sich uns jetzt. Wir haben Glück, nicht wahr?«
    Argavisti starrte Brutha groß an. Dann gab er Borvorius einen Stoß.
    »Was hat er gesagt?«
    Borvorius dachte etwas schneller als seine Kollegen und fragte: »Sprichst du vielleicht von Kapitulation?«
    »Ja. Ich glaube, so lautet der Ausdruck.«
    »Das ist unerhört!« ereiferte sich Argavisti.
    »Wenn es nicht zu einem Kampf kommen soll, muß jemand kapitulieren. Bitte hör mich an. Vorbis ist tot. Damit besteht kein Grund mehr, Groll gegen Omnien zu hegen.«
    »Und was ist mit euren Soldaten? Sie haben versucht, unsere Stadt zu plündern!«
    »Gehorchen deine Soldaten

Weitere Kostenlose Bücher