Einfach Königlich2
wollen Sie zurück ins Hotel? Ich meine, Sie sind ja schon ’ne ganze Weile hier.“
„Nein, ich will nicht zurück ins Hotel. Wenn ich dort bin, will ich arbeiten. Und gerade jetzt, zum ersten Mal in meinem Leben, will ich nicht arbeiten.“
„Sie – Sie wollen nicht?“ Teal wagte kaum zu fragen. „Was, äh, wollen Sie denn tun?“
Jenny sah ihn an, und zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten hätte Teal fast sein Bier fallen lassen. Das war nicht mehr der Blick einer schüchternen Frau, sondern der einer Frau, die ganz genau wusste, was sie wollte, und das möglichst rasch. Es war der Blick einer Frau, vor der er fast Angst bekam.
„Ich würde gerne mal Ihre Wohnung sehen.“
Teal starrte sie an. Und starrte sie weiter an. Endlich fragte er, um ganz sicherzugehen: „Meine Wohnung? Sie meinen, da, wo ich schlafe? Wo mein Bett steht?“
„Ja.“ Sie ignorierte ihre Kugel, die um die eigene Achse trudelnd zu ihr zurückkam. Ihr Blick war wie ein Laserstrahl. „Auch da, wo Ihr Bett ist.“
„Also … okey-dokey. Wollen Sie erst etwas ess –“
„Nein.“
„Denn wir müssen nicht unbedingt Burger essen. Wir könnten auch auf dem Weg haltmachen und einen Sal –“
„Nein.“
„Dann glaube ich“, sagte er völlig verwirrt, „dass wir uns besser auf den Weg machen sollten.“
„Sehr richtig, Teal.“
31
Teal hielt vor einer Reihe reizender himmelblauer Eigentumswohnungen, stieg aus seinem staubigen Truck, ging um den Wagen herum und öffnete Jenny die Tür. „Meine liegt ganz am Ende“, sagte er erklärend. „Es ist die mit der Nummer 666.“
„Die Zahl der Bestie“, sagte Jenny todernst.
„Ja genau. Achtung, der Fahrstuhl kann voller Blut sein. Das ist manchmal richtig nervig.“
Sie hätte jetzt eigentlich lachen sollen, war jedoch viel zu nervös. Tatsächlich war sie nur noch ein Nervenbündel, und diese ganze Energie musste ja irgendwo ausgelassen werden. Warum also nicht an Teal? Er war doch ein richtig netter Kerl. Und er sah fantastisch aus, unglaublich. Seine Jeans saßen auf vielversprechende Weise eng und das rostrote Arbeitshemd ebenso. Der Pferdeschwanz war allerdings nicht so ganz nach Jennys Geschmack. Aber das Haar selbst – aschblond, mit sonnengebleichten Strähnen – erinnerte an lebendiges Gold. Und die Brille ließ ihn nachdenklich und klug wirken.
Und dann seine Augen … die Farbe des karibischen Meeres, die Farbe des Frühlings. Nie zuvor hatte Jenny so grüne Augen gesehen. Es war schwer, den Blick von ihnen abzuwenden, und sie hatte schon ganze Jahre damit zugebracht, sich an das Baranov-Blau zu gewöhnen.
Sie folgte Teal die Stufen hinauf zur Haustür, während sie innerlich noch mit den Geschehnissen der vergangenen Nacht haderte. Sicher, die Prinzessin war eine erwachsene Frau, und sie selbst traf ja keinerlei Schuld an den Vorfällen … aber sie nahm dem König doch sehr übel, dass er daraus folgerte, sie habe ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht.
Er war doch lediglich furchtbar aufgeregt, ermahnte sie sich zum tausendsten Mal. Du interpretierst da einfach zu viel hinein.
Und doch … Der Vorwurf des Königs schmerzte wie nichts sonst, außer vielleicht … der Tod ihres Vaters. Und was hatte sie an dem fraglichen Abend getan? Papiere gewälzt? Nein – sie war beim Bowling gewesen. Worin sie zu allem Überfluss auch noch schlecht war.
Nun, jedenfalls gab es eine Sache, die sie kontrollieren konnte – vielmehr zwei. Und in diesem törichten Spiel besser zu werden, das war die Nummer eins auf ihrer Prioritätenliste.
„Da wären wir“, sagte Nummer zwei und machte Jenny die Tür auf. Sie schritt an Teal vorbei in die Wohnung hinein, die für einen alleinstehenden Mann erstaunlich sauber wirkte. „Was ist, möchten Sie ein Bier? Oder was Stärkeres?“
Sie erhaschte einen Blick auf Berge schmutziger Wäsche, bevor Teal die Tür zum Nebenzimmer zuwarf. „Gästezimmer“, erklärte er mit verlegenem Hüsteln. „Allerdings … nicht, dass ich viele Gäste hätte. Wobei mir einfällt, dass ich bald einen Gast erwarte. Mein Bruder kommt heute Abend. Er will hier ein paar Nächte pennen.“
„Crane, Robin, Crow oder Raven?“
Er sah sie freudig überrascht an. „Hey, Sie wissen ja noch ihre Namen! Sie hören wirklich zu.“
„Ist ja auch mein Job.“ Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte sie: „In dem ich sehr sehr sehr gut bin.“
„Boah! Jetzt beruhigen Sie sich mal wieder. Setzen Sie sich.“ Er führte sie zur
Weitere Kostenlose Bücher