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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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blieb, der sich in diesem Moment mit dem Mädchen lachend auf dem Weg zur Tür befand. Quer über dem Hinterteil ihrer knallorangenen Jogginghose prangte ZETA . »Geht’s dir gut?« In der Frage, die ich zum dritten Mal von ihm hörte, schwang ein tieferer Sinn mit als die übliche, alltägliche Bedeutung.
    »Ja, es geht mir gut.« Was konnte ich anderes tun, als zu lügen? »Danke.« Ich wandte mich ab und betrat den Raum, nahm meinen neuen Platz ein und verbrachte die ersten fünfundvierzig Minuten des Kurses damit, meine Aufmerksamkeit Dr. Heller zu widmen, der Tafel, die er vollschrieb, und den Notizen, die ich mir machte. Pflichtschuldig malte ich Diagramme über kurzfristiges Gleichgewicht und Gesamtnachfrage ab, aber es erschien mir alles so unsinnig, dass mir bald klar wurde, dass ich letztendlich doch Landon Maxfield um Hilfe würde bitten müssen. Mein Stolz würde mich nur noch mehr zurückwerfen.
    Ein paar Minuten vor Kursende drehte ich mich um und tat so, als müsste ich irgendetwas aus meinem Rucksack hervorkramen, um unauffällig einen Blick auf den Typen in der letzten Reihe zu werfen. Er starrte mich an, einen schwarzen Bleistift locker zwischen den Fingern, mit dem er auf den Notizblock vor sich klopfte. Er hing schief auf seinem Stuhl, einen Ellenbogen über die Rückenlehne gelegt, einen Stiefel lässig gegen das Brett unter dem Schreibpult gestützt. Während wir uns in die Augen sahen, veränderte sich seine Miene fast unmerklich von unergründlich zu einem ganz leisen, wenn auch zurückhaltenden Lächeln. Er wandte den Blick nicht ab, selbst als ich kurz in meinen Rucksack und dann wieder zurück zu ihm sah.
    Ich schnellte herum, als mein Gesicht zu glühen begann.
    Typen hatten im Laufe der letzten drei Jahre durchaus Interesse an mir bekundet, aber abgesehen von ein paar kurzlebigen und mit Sicherheit nie offen gezeigten oder gar ausgelebten Schwärmereien – eine für meinen eigenen Basslehrer, der im Collegealter war, und eine andere für meinen Partner im Chemielabor –, hatte ich mich zu niemandem außer Kennedy je hingezogen gefühlt. Die Wirtschaftsvorlesung verebbte zu einem Hintergrundgebrabbel. Ich konnte nicht sagen, ob meine Reaktion auf diesen Fremden anhaltende Verlegenheit war, Dankbarkeit, weil er mich vor Buck gerettet hatte, oder schlichte Schwärmerei. Vielleicht alles drei.
    Als die Vorlesung zu Ende war, stopfte ich mein Buch in den Rucksack und widerstand dem Drang, noch ein mal in seine Richtung zu sehen. Ich trödelte so lange herum, bis Kennedy und seine Verehrerin gegangen waren. Als ich mich zum Gehen erhob, ergriff die ewige Schlafmütze, die neben mir saß, das Wort.
    »Hey, was hat er gesagt, welche Fragen wir für die Zusatzpunkte machen sollen? Ich muss kurz weggepennt sein, als er davon geredet hat – meine Aufschriebe sind nicht zu entziffern.« Ich warf einen Blick auf die Stelle in seinen Unterlagen, auf die er zeigte, und tatsächlich, das Gekritzel wurde immer unleserlicher. »Ich bin übrigens Benji.«
    »Oh, äh, Augenblick …« Ich blätterte in meinem Spiralblock und deutete auf die Aufgabenstellungen, die ganz oben auf der Seite standen. »Hier ist es.« Während er sie abschrieb, fügte ich hinzu: »Ich bin Jacqueline.«
    Benji war einer dieser Typen, mit denen es die Pubertät nicht gut gemeint hatte. Seine Stirn war von Akne übersät. Sein lockiges Haar stand ab wie ein Mopp – ein geschickter Friseur hätte es womöglich bändigen können, aber Benji stand vermutlich auf diese Acht-Dollar-Läden, in denen auf Flachbildfernsehern nonstop der Sportkanal lief. Angesichts seiner schwabbeligen Taille bezweifelte ich, dass er viel Zeit in dem hochmodernen Fitnessraum der Universität verbrachte. Auf dem T-Shirt, das sich über seinem Bauch spannte, stand irgendein Studentenspruch, der besser ungelesen blieb. Ausdrucksvolle haselnussbraune Augen und ein einnehmendes Lächeln, bei dem sich entzückende Fältchen um diese Augen legten, waren das Einzige, womit er in Sachen Aussehen punkten konnte.
    »Danke, Jacqueline. Du hast meinen Arsch gerettet – diese Zusatzpunkte brauche ich unbedingt . Bis Freitag.« Er klappte seinen Notizblock zu. »Falls ich nicht zufällig verschlafe«, ergänzte er mit einem aufrichtigen Lächeln.
    Ich erwiderte das Lächeln, während ich mich Richtung Gang schob. »Kein Problem.«
    Vielleicht war ich doch in der Lage, außerhalb meines Kennedy-Kreises Freunde zu finden. Diese Episode, in der die meisten unserer

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