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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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aus Fede angerufen hatte, war immer als »Unbekannt« angezeigt worden.
    »Heute bringe ich das Motorrad zu deinem Vater in die Werkstatt, zur Inspektion. Federico möchte damit fahren, wenn er hier ist. Er ist noch nicht mal da, und schon verteilt er Aufgaben.«
    Die Beziehung zwischen Federico und seinem Vater war erstaunlich. Sie hatten sich so gern, dass sie häufig miteinander zankten. Es war lustig, bei ihren Diskussionen dabei zu sein. Manchmal versuchten sie, mich hineinzuziehen: »Sag du’s ihm, vielleicht hört er ja auf dich.«
    Ein Satz, den ich im Verlauf ein und derselben Diskussion durchaus von beiden zu hören bekommen konnte.
    Das Problem war ganz einfach: Sie waren gleich. Stur.
    Doch als Fede beschloss, alles aufzugeben und auf Weltreise zu gehen, war sein Vater einer der wenigen, die ihn unterstützten und bestärkten, weil er begriff, was Federico meinte und was es ihm bedeutete, und weil er wusste, dass diese Erfahrung ihn in jedem Fall bereichern würde. Seinem Vater hat Federico vielleicht von allen am meisten gefehlt. Denn als er mir sagte, Fede käme auf Besuch, konnte er seine Freude nicht verbergen. Eine gute Nachricht. Es war inzwischen fünf Jahre her, seit er gegangen war, und ich hatte ihn seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Als er das letzte Mal hier gewesen war, das war etwa ein Jahr her, war er nur eine Woche geblieben und wollte dann weiter nach Paris. Ich war damals in New York gewesen, und so hatten wir uns nicht getroffen. Unsere Freundschaft war davon jedoch nicht beeinträchtigt worden.
    Tags darauf kam Federico an. Er verbrachte einen Tag bei den Eltern, und abends saß er dann bei mir auf dem Sofa. Schön. Schön wie die Sonne. Braungebrannt und lächelnd.
    Wir kochten Pasta al pomodoro, öffneten eine Flasche Rotwein und schwelgten, endlich wieder vereint, in der Wiedersehensfreude.
    Ich verstand nicht, warum, aber an diesem Abend mit Federico hatte ich ein komisches Gefühl, das ich noch nie zuvor empfunden hatte. Als ob ich mich schämte. Seine Anwesenheit, seine Heiterkeit und Freude wurden zum Spiegel, der mir die Mittelmäßigkeit meines Lebens vor Augen hielt. Ich kann es nicht erklären, aber wir waren einander nicht mehr so ähnlich. Ich fühlte mich noch als der Alte, aber er hatte sich verändert.
    Vielleicht ärgerte es mich, zu erkennen, dass ich nie aus jener Straßenbahn ausgestiegen war. Solange man mit Leuten redet, die wie man selbst in der Straßenbahn sitzen, ist das eben ganz normal. Im Grunde leben alle so, ein ständiger Verzicht.
    Mir wurde bewusst, dass ich in den letzten fünf Jahren das gleiche Leben geführt hatte wie in den fünf Jahren davor, als Federico noch da war. In meinem Alltag hatte sich nichts geändert, abgesehen von Francesca. Freude bereitete mir das Leben nur, wenn es eine Gehaltserhöhung gab oder wenn ich mich in eine neue Liebesgeschichte stürzte. Punkt.
    Aber er schien das alles gar nicht zu bemerken. Es war allein seine Anwesenheit, die dieses Gefühl auslöste.
    Er fragte mich, wie es meinem Vater und meiner Schwester gehe.
    »Gut. Sie leben immer noch zusammen. Seit meine Mutter gestorben ist, ersetzt meine Schwester ihm praktisch die Ehefrau.«
    Ich erzählte von Francesca. Wie wir uns kennengelernt hatten und wie gut wir uns verstanden, obwohl wir uns nicht als Pärchen bezeichnen mochten. Ich hatte keine Lust, ihm zu erzählen, dass es auch mit Francesca seit einiger Zeit nicht besonders lief. Im Gegenteil, während ich von ihr erzählte, versuchte ich, enthusiastisch zu wirken. Wie jene Frauen, die, ohne dass man danach gefragt hätte, sofort herausposaunen: »Ich bin glücklich verheiratet.« Das Wort glücklich hängen sie wie ein Schloss vor die Tür zu ihren wahren Gefühlen.
    Ich sprach so überschwenglich von Francesca, als ob ich Federico nacheifern wollte. Es war das Einzige, was ich zu erzählen hatte. Ich versuchte die Aufmerksamkeit wieder auf sein Leben zu lenken. Über mein eigenes zu sprechen war mir peinlich.
    »Und du, immer noch auf Abenteuer aus? In jedem Hafen ein Mädchen?«
    »Ich bin jetzt mit Sophie zusammen. Ich habe sie in Boa Vista kennengelernt, und sie hat mir gleich gefallen. Sie suchte jemanden, der ihr dabei half, ein altes Haus in eine Posada zu verwandeln. Ich begann für sie zu arbeiten, und dann haben wir uns ziemlich schnell ineinander verliebt. Ich verlangte allerdings, dass wir Partner werden. Nach einer Bedenkzeit hat sie eingewilligt. Nicht fünfzig-fünfzig, denn das kann

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