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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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begriff gar nichts, war nur benommen von der Schönheit des Lebens. Davon, dass alles glatt lief wie Öl – ich kam mir vor wie im Märchen.
    An den folgenden Tagen rief ich sie immer wieder an, und statt zu sprechen, hielt ich das Handy an die Boxen der Stereoanlage oder des Autoradios: Ich spielte ihr einen Ausschnitt aus einem Lied vor und legte auf. Manchmal rief sie zurück und tat dasselbe. Die Phase, in der man sich gegenseitig durcheinanderbringt und glücklich dabei ist.
    Wir schliefen oft miteinander.
    Mit einem Menschen zu schlafen bedeutet allerdings noch nicht, intim zu sein. Manchmal schläft man miteinander und wird dann vertraut, lernt sich erst danach wirklich kennen. Das gilt vor allem für meine Generation. Wenn man früher mit einer Frau schlief, hatte man vorher die ganze Familie kennengelernt. Ich hatte mit Francesca geschlafen, aber sie war mir noch nicht sehr vertraut.
    Bei mir ist es normalerweise das Bad, das den Grad der Vertrautheit anzeigt. Es könnte passieren, dass ich mit einer Frau schlafe, aber bei ihr nicht auf die Toilette gehe, es sei denn, um mal eben schnell zu pinkeln. Und bevor ich in einer fremden Wohnung das Bidet benutze, muss ich mindestens ein Viertel der Familie und der Nachbarschaft im Haus kennengelernt haben. Lieber falte ich ein Stück Klopapier, stecke es zwischen die Pobacken und wasche mir den Hintern dann erst zu Hause. Manchmal habe ich panische Angst, ich könnte dieses Stück Papier verlieren, denn es ist schon vorgekommen, dass ich es hinterher nicht mehr an Ort und Stelle fand, sondern irgendwo im Hosenbein.
    Ob ich eine gute Beziehung zu einem Menschen habe, erkenne ich nicht an unseren Gesprächen, sondern daran, ob ich bei dieser Person aufs Klo gehen und wie viel Zeit ich dort verbringen kann. Je mehr Zeit ich mir lasse, desto mehr Zutrauen habe ich gefasst. Es hat über einen Monat gedauert, bis ich in Francescas Badezimmer die Etiketten des Duschgels oder des Shampoos lesen konnte.
    Manchmal bleibe ich so lange im Bad, dass die Ellbogen über meinen Knien zwei rote Abdrücke hinterlassen. Und manchmal schlafen mir sogar die Beine ein, genauer gesagt nur das rechte, und es kribbelt so heftig, dass ich beim Aufstehen das Gefühl habe, ich könnte nicht aufrecht stehenbleiben und müsste gleich hinfallen. Das passiert mir aber nur zu Hause, wenn ich ganz allein bin. Denn sogar in meinem eigenen Bad wird’s schwierig für mich, wenn ein anderer durch die Wohnung streift.
    Das erste Mal, als ich Francesca mit nach Hause nahm, war ich gar nicht locker. Meine Wohnung ist nicht besonders groß, und ich hatte Angst, ich könne (neben komischen Geräuschen) schlechte Gerüche verbreiten. Deshalb hatte ich die ganze Zeit die Hand hinter mir auf der Spültaste, wie bei ›Wer wird Millionär?‹, und als ich die Bombe ausklinkte, ließ ich sofort das Wasser laufen. Nach dem Abputzen spülte ich das Toilettenpapier gleich hinterher.
    Als ich auf den Flur hinaustrat, stand sie schon da und wollte ins Bad.
    »O verdammt!«, dachte ich, ich wusste, dass die Luft noch nicht wieder rein war, daher mimte ich den Liebevollen. »Komm her«, sagte ich, zog sie an mich und begann sie im Flur zu küssen und zu streicheln, so lange, bis die Störung zumindest über den Apennin abgezogen war. See stürmisch, Temperaturen unverändert. Sie wird gedacht haben, ich sei besonders zärtlich und liebevoll. Dabei wartete ich nur darauf, dass endlich wieder ›Heiter bis wolkig‹ wurde.
    Wir sahen uns am nächsten Tag und am Tag danach wieder, und jedes Mal liebten wir uns. Am dritten Tag legte ich hinterher, als wir dalagen und an die Decke guckten, die Beichte ab: »Du, ich muss dir etwas sagen. Ich weiß aber nicht, ob es dir gefallen wird.«
    »Was?«
    »Ich war es, der die Zettelchen an dein Auto gesteckt und dir Blumen geschickt hat.«
    Es folgte ein Augenblick der Stille. Ich bekam Angst, sie wäre aus irgendeinem Grund sauer. Aber sie sagte nur: »Ich weiß.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hab dich vom zweiten Tag an gesehen, du bist so schnell und beweglich wie ein Koala aus Stein.«
    »Und warum hast du nichts gesagt?«
    »Weil ich es lustig fand und herausfinden wollte, wie weit du gehst. Ich war neugierig. Außerdem war das die Zeit, als ich gerade meinen Ex verlassen hatte, und ich war mit meinen Gedanken woanders. Ehrlich gesagt hast du mich bis zu dem Abend neulich nach der Party nicht sonderlich interessiert.«
    »Aha, und jetzt interessiere ich dich?«
    »Hmmm… ich weiß

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