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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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aufmachen… Woher willst du das wissen? Tu einfach den ersten Schritt.«
    Ich erzählte ihm lieber nichts von dem Vorschlag, den Elsa Franzetti mir gemacht hatte – da hätte ich nur noch mehr wie ein Trottel dagestanden.
    Verdammt, er hatte mitten hinein getroffen! Mitten ins Schwarze. Natürlich führte ich nicht das Leben, das ich führen wollte. Und was meine Affären betraf, so hatte ich mich immer geirrt, weil ich meine Ganzheit suchte, indem ich mich mit einem anderen Menschen vereinigte. Man kann sich nicht vereinigen, wenn ein Stück fehlt. Federico hatte recht: Man kann sich nur stützen.
    Meine Liebesgeschichten waren angefüllt mit Sorgen. Ich war eifersüchtig. Zum Glück denken viele Frauen noch immer, ein Mann wäre eifersüchtig, weil er sie liebt, und sehen in der Eifersucht einen Liebesbeweis. Ich bestärkte sie zwar in dieser Annahme, aber in Wirklichkeit war ich nur eifersüchtig, weil ich mein Leben so weiterführen wollte. Mit meiner Krücke.
    Meine Liebesgeschichten hatten ihre Wurzeln in der Angst. Angst, weil ich allein nicht diese Gefühle empfinden konnte, Angst, zurück in die Einsamkeit zu fallen. Angst, wieder zu hinken. Es war kein aufrichtiges Gefühl; es ging mir ausschließlich darum, mich besser zu fühlen.
    Niemand hatte je zu mir auf derart direkte Weise gesprochen und das Problem so genau umrissen wie Federico jetzt.
    Abends dachte ich noch mal über seine Worte nach. Ich sah wohl ein, dass vieles stimmte, was er gesagt hatte, aber ich weigerte mich, meine Situation aus seinem Blickwinkel zu betrachten. Stattdessen redete ich mir ein, er spräche so, weil er anders war als ich, andere Entscheidungen getroffen hatte und gut damit gefahren war. Schließlich war er zurückgekehrt und, da er fort gewesen und gereist war, überzeugt, eine Lösung für alles gefunden zu haben, den Sinn des Lebens. So dachte ich, dabei hatte nicht er all diese Themen aufgebracht, sondern ich. Wie dumm ich war! Ich beging den Fehler, den man häufig macht, wenn man einem Menschen begegnet, der etwas herausgefunden hat. Anstatt ihm zuzuhören, anstatt seine Entdeckung mit ihm zu teilen, mäkelt man an ihr herum. Nimmt sie auseinander. Selbst wenn man diesen Menschen liebt. Damals war ich in dieser Hinsicht zu schwach, und außerdem hatten Federicos Worte mich in die Enge getrieben. Wieder einmal war ich am Scheideweg angelangt.
    Federicos Worte waren unmissverständlich: Es ging nicht darum, ob ich Francesca verlassen oder bei ihr bleiben, ob ich das Buch schreiben oder nicht schreiben sollte. Es ging um viel mehr. Es ging um einen Akt des Mutes. Aber ich war zu dünnhäutig, schon ein Windhauch kam mir vor wie eine Ohrfeige. Zu schwach. Schwäche ist nichts anderes als innere Disharmonie. Und ja, ich war vollkommen disharmonisch, was das Leben betraf.
    Im Grunde wusste ich, warum ich dieses Buch nicht geschrieben hatte: weil ich nie den Mut dazu aufgebracht hatte. Nicht, weil ich faul war, vielleicht auch nicht deshalb, weil ich mich vor der Kritik der anderen fürchtete. Das wahre Motiv war: Solange ich es nicht geschrieben hatte, konnte ich mich noch immer als großen Schriftsteller sehen. Mein Traum war nur einen Schritt entfernt, mein Notausgang, meine utopische Alternative. Hätte ich es geschrieben und entdeckt, dass ich ein miserabler Autor war, wäre der Traum zu Ende gewesen.
    Wir verließen das Restaurant, und auf dem Weg zurück ins Hotel machten wir einen kleinen Umweg, um noch ein bisschen zu verdauen, Wein und Limoncello verdunsten zu lassen.
    Im Zimmer, in den beiden Betten, war es wie immer, wenn wir im selben Raum übernachteten: ich zu seiner Rechten und Fede zu meiner Linken. Ich schaltete kurz den Fernseher ein, und wir entdeckten, dass Kanal zwölf verschlüsselt war; wenn man ihn anschauen wollte, musste man die Zimmernummer eingeben. Ein Pornokanal. Beim Umschalten von Kanal elf auf zwölf konnte man allerdings auch so ein paar Sekunden lang etwas sehen: eine Frau mit blondem Pagenkopf, die einem Kerl einen blies.
    »Wenn sich einer umsonst einen runterholen will, müsste er nur dauernd von elf auf zwölf umschalten«, sagte ich.
    »Oder er onaniert mit geschlossenen Augen auf Kanal zwölf, und für den Endspurt schaltet er um.«
    Keine der beiden Möglichkeiten haute uns vom Hocker. Wir schalteten aus. Fernseher und Licht.
    Im Dunkeln bat ich ihn, mir die Geschichte mit den Stachelschweinen zu erklären.
    »Heißen die Schopenhauers Stachelschweine, weil er eine Geschichte mit

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