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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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ich Francesca kennenlernte, habe ich Gott weiß was angestellt, um sie zu kriegen. Ich habe sie hofiert, ich habe ihr Zettelchen ans Auto geklebt, und als ich dann mit ihr zusammen war, war ich im siebten Himmel, wunschlos glücklich. Aber es ist immer das gleiche Strohfeuer. Heute liebe ich sie und morgen schon nicht mehr. Es macht Klick, und nach und nach erlischt alles. Dabei war ich davon überzeugt, ich habe daran geglaubt. Ich dachte, sie wäre die Richtige, du kannst dir nicht vorstellen, wie scharf ich auf sie war. Hast du eigentlich keine Angst, dass es mit Sophie irgendwann zu Ende sein wird und ihr euch trennt?«
    »Nein, eigentlich überhaupt nicht. Wir sind beide frei, und von wem sollten zwei freie Menschen sich trennen?«
    »Und was hältst du von dem, was ich dir erzählt habe?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Komm schon, spuck’s aus, du wirst doch eine Meinung dazu haben.«
    »Ich denke, du blickst nicht durch, weil du die Symptome analysierst und nicht die Krankheit. Dein Problem kommt nicht von den Beziehungen zu Frauen. Die sind eine Konsequenz. Dein Problem ist die Ursache, es ist deine Beziehung zu dir selbst und zu deinem Leben. Wie viele andere Menschen auch bezeichnest du als Liebe, was der Wunsch ist, zu besitzen. Besitzen und zu jemandem gehören. Bitte nimm es mir nicht übel, aber du und Francesca, ihr seid nicht fähig zu lieben. Ihr seid keine Liebenden, ihr seid allenfalls intime Bekannte. Ihr verliebt euch, denn das kann jeder. Aber Liebe ist etwas anderes. In der Liebe zu einem Menschen kann es durchaus eine Phase der Verliebtheit geben, aber es ist keineswegs gesagt, dass man jemanden, in den man verliebt ist, auch wirklich liebt.
    Ich kenne dich: Du kannst einfach nicht lange allein sein. Nach einer Weile brauchst du unbedingt einen anderen und siehst dich dann mit dessen Ansprüchen konfrontiert – und umgekehrt. Am Ende tolerierst und erträgst du den anderen, weil das immer noch besser ist, als allein zu sein. Das ist wie mit Schopenhauers Stachelschweinen.«
    »Sagt mir nichts.«
    »Das erzähl ich dir ein andermal. Die eigentliche Wahrheit ist, dass ihr euch, abgesehen von der gegenseitigen Unzufriedenheit, nicht viel zu geben habt. In dieser Phase reagiert ihr bloß auf eure Niederlagen und eure Ängste. Am Ende teilt ihr euer Unglück miteinander. Ihr seid unglücklich miteinander, und das lässt euch weniger allein und ängstlich sein. Bist du beleidigt?«
    »Nur weiter!«
    »Du wünschst dir nicht wirklich, dass Francesca glücklich ist, denn wenn du dir das wirklich wünschtest, dann würdest du auch wollen, dass sie mit dir glücklich ist. Du hast noch nie darüber nachgedacht, dass einen Menschen wirklich zu lieben auch bedeutet, sich fern vom anderen an dessen Glück zu erfreuen. Dass man sein Glück sein will, weil es schön ist, jemandem etwas zu bedeuten.
    Du quälst dich damit herum, ihr das Glück geben zu wollen, das du dir selbst nicht geben kannst. Oder du hoffst, sie könne dich glücklich machen, und bürdest ihr diese Verantwortung auf, so dass sie dich nur enttäuschen kann. Und dir wird es so vorkommen, als hättest du Zeit vergeudet.«
    »Ja, okay … aber wenn man so argumentiert wie du, dann wäre man überhaupt nie mit jemandem zusammen. Dann gäbe es überhaupt keine Paare.«
    »Wieso? Ich lebe doch mit Sophie zusammen; ich denke nur, eine Paarbeziehung sollte nicht dem Zweck dienen, dem eigenen Leben oder der Verantwortung gegenüber sich selbst zu entfliehen. Sie darf nicht zum Schmerzmittel verkommen, denn sie heilt die Wunde nicht, sondern betäubt sie nur eine Zeitlang, so dass man sie nicht mehr spürt und es einem in dieser Zeit bessergeht. Aber nach einer Weile lässt die Wirkung nach, und dann verliebst du dich halt in eine andere und sie sich in einen anderen. Du wechselst das Schmerzmittel, oder du erhöhst wie so viele andere die Dosis und heiratest oder bekommst ein Kind. Weißt du, bei mir ist das auch nicht viel anders.«
    »Nein, bei dir doch nicht, das sieht man.«
    »Das ist bei allen ein bisschen so, glaub mir.«
    »Ich will mich nicht rechtfertigen, aber erinnerst du dich noch, als wir in der Schule Plato durchgenommen haben? Die Geschichte vom halben Apfel, der die andere Hälfte finden muss?«
    »Natürlich erinnere ich mich, wir mussten das ja auswendig lernen.«
    »Eines Tages wollte Zeus den Menschen strafen, ohne ihn zu zerstören, und zerschnitt ihn in zwei Hälften. Um die Wunde zu heilen, schickte er Eros, den Gott der

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