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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Angelegenheiten kümmert. Sie wusste nicht, wie sie ihr Leben ändern konnte, aber sie hatte begriffen, dass es wichtig war.
    Cinzia zum Beispiel ist die perfekte Hysterikerin. Neulich habe ich sie getroffen, zusammen mit ihrem Mann Fabrizio. Nach langwierigen Versuchen hatten sie es endlich geschafft, ein Kind zu bekommen. Matteo.
    »Sag guten Tag, Matteo… Zeig mal, wie alt du bist, Matteo… Sag mal, wie schön du deinen Namen sagen kannst, Matteo… MAT-TE-O ! Spiel doch mal Indianer, wou-wou-wou… Wie macht der Hund, Matteo? Und die Katze, Matteo? Zeig mal, wie gut du tanzen kannst, Matteo… Matteo, komm her… Geh mal da rüber, Matteo…«
    Nach einer Viertelstunde war ich versucht, Matteo heimlich ein bisschen Geld zuzustecken, damit er sich Crack kaufen konnte.
    Genau das hatte Federico gemeint, als er zu Francesca sagte, eine Familie könne kein Traum sein; es gehe darum, den Menschen zu finden, mit dem man diesen Traum teilt.
    Cinzia und Fabrizio haben nichts anderes. Wenn Matteo etwas größer ist, werden sie wahrscheinlich noch ein Kind machen. Es ist ihre Nahrung, das Ding, das ihnen die Illusion gibt, sie wären nicht gescheitert. Vor allem Cinzia existiert nicht als eigenständige Person, hat nie als solche existiert. Erst klammerte sie sich an die Mama, dann an den Papa, dann an Fabrizio, und jetzt nur noch »Matteo, Matteo, Matteo«; und ganz zum Schluss, als alte Oma, wird sie sich an ihre Gebrechen klammern.
    Erst brave Tochter, dann brave Ehefrau und jetzt brave Mama.
    Sie gehört zu jenen Müttern, die einen noch mit vierzig als ihr Kind betrachten. Nicht einen Augenblick haben sie den armen Matteo mal machen lassen. Nicht auszudenken, was passiert, wenn er nicht so wird, wie sie ihn gern hätten. Das sind die Leute, die ihre Kinder zu dem machen wollen, was sie selbst nicht hingekriegt haben. Ich weiß nicht, was für ein Vater ich sein werde, aber eins verspreche ich dir, Alice, ich werde versuchen, dir ein glücklicher Vater zu sein, und ob du glücklich wirst oder nicht, wird hauptsächlich von dir abhängen, aber ich werde mein Möglichstes tun, damit du in einer freundlichen, sensiblen, lustigen Umgebung aufwächst, damit du immer den Wunsch und die Lust hast, dazuzugehören, eingebunden und unbeschwert.
    Es ist jetzt Jahre her, seit ich von den Kapverden zurückkam, und in der Zwischenzeit habe ich noch andere Reisen unternommen. Ich war in Nepal, Peru, Neuseeland.
    Die ganze Zeit haben Francesca und ich miteinander telefoniert und uns gesehen. Eines Tages, auf einer meiner Reisen, habe ich plötzlich gemerkt, dass ich nach Hause und ihr von meinen Erlebnissen erzählen wollte. Etwas in mir drinnen rief nach ihr, immer öfter. Francesca gehört zu den Frauen, von denen man nie genug hat – es sei denn, man ist getrieben vom Wahn oder von der Angst, sie zu verlieren. Ich kann nicht genug von Francesca bekommen.
    Sie war rein wie die stille Pause zwischen zwei Wörtern. Francesca hütete damals einen Schatz an Liebe in sich, der nur eins wollte: ausgelebt werden. Herauskönnen. Manche Menschen sind emotionale Fontänen, sie geben dir alles, was in ihnen ist. Andere, wie Francesca, sind eher wie Ziehbrunnen. Man muss hinein. Ihr Wasser ist in der Tiefe verborgen und geschützt, und sie brauchen jemanden, der ihnen dabei hilft, es heraufzuholen. Ich wollte nicht, dass sie sich in mich verliebte, sondern in sich selbst. Ins Leben. Andernfalls wäre das Ende absehbar gewesen, wie schon einmal. Eine Liebe mit Verfallsdatum, eine Liebe mit Timer.
    Eines Tages gestand sie mir, dass sie sich, wenn sie mit mir zusammen war, schöner fühlte. Das passiert, denke ich, wenn man sein Spiegelbild in den Augen des Geliebten sieht. Das war das Einzige, was ich tun konnte. Ihr ihre natürliche Schönheit zeigen und erkennbar machen. Was ich in der letzten Zeit gelernt und entdeckt hatte, war so mächtig, dass ich es einfach mit der Frau, die ich liebte, teilen musste. Aber ich wollte nicht der sein, der über ihr Leben entschied. Vieles von dem zum Beispiel, was Sophie sagte, hatte ich bereits von Federico gehört, trotzdem war es, als würde ich es von Sophie zum ersten Mal hören. Einfach deshalb, weil ich damals, bei den Gesprächen mit Federico, noch nicht bereit war, nicht empfänglich, ja, nicht einmal interessiert. Ich hatte automatisch eine Abwehrhaltung eingenommen und schützte mich.
    Mit Francesca ist das Gleiche passiert. Ich war ihr nahe und gab ihr das Gefühl, geliebt zu werden, schön zu

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