Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3

das war VOR Linda gewesen.
    »Pass auf, Rick«, versuchte er es jetzt auf die pädagogische
Tour. »Ich kann mir vorstellen, wie es gerade in dir
aussieht und wie verunsichert du bist.«
    Blödsinn! Der hatte null Plan davon, wie es war, ich zu
sein.
    »Aber ich finde, du bist alt genug …«
    Ich schaltete auf Durchzug. Denn knallplötzlich war mir
eingefallen, wie ich aus dem ganzen Schlamassel wieder
rauskommen konnte.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, erklärte ich, nachdem
Pa endlich mit seinem Vortrag fertig war. »Wenn Wutz auch
in das Haus einzieht, komme ich mit! Wenn er Ja sagt, bin
ich dabei. Abgemacht?«
    Siegessicher hielt ich ihm die Hand zum Einschlagen hin. Eines war nämlich so sicher wie die Tatsache, dass einem
von Gismos Fürzen schwindelig wird: Wenn Wutz einmal
Nein gesagt hatte, dann würde nichts im weiten Universum
ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern!
    Pa zögerte kurz. Seine Lider zuckten. Aber ich fixierte
ihn mit unnachgiebigem Blick. »Gut«, sagte er schließlich
und schlug klatschend ein. »Abgemacht!«
    Innerlich machte ich einen wilden Freudentanz ums Siegesfeuer
herum. Äußerlich nahm ich mein Würstchen vom
Teller, biss herzhaft hinein und schenkte Pa ein fast engelsgleiches
Lächeln.

    Am nächsten Morgen war der erste Schultag nach den Ferien
angesagt. Und – oh, achtes Weltwunder – ich freute
mich irgendwie sogar darauf. Hier war ich wenigstens vor
Pas bekloppten Umzugsplänen sicher, mit denen er mich
beim Frühstück schon wieder hatte zutexten wollen.
    Schwungvoll riss ich die Klassenzimmertür auf. Doch im
nächsten Moment blieb mir die Spucke weg.
    »F-Frau, ähm … P-Pü-Püttel-Püttelmeyer?«
    Das absolute Grauen in Gestalt einer Lehrerin drehte
sich langsam zu mir herum. Noch schlummerte ein winzig
kleines Fünkchen Hoffnung in mir, dass ich mich täuschte. Dass das ganze Horrorhaus-Chaos in meinem Kopf mir
eine fiese Hallu vorgaukelte. Doch dieses Dreifachkinn-
Schwabbelgesicht gab es nur einmal. Und so eine Trommelfell-
Killer-Stimme auch.
    »Ach nein, was erblicken meine entzündeten Augen. Richard
Michalski betritt als Erster den Klassenraum. Es
geschehen noch Zeichen und Wunder. Wie siehst du denn
überhaupt aus? Hast dich wohl mal wieder herumgeprügelt?!
«
    »Was machen Sie denn hier?«, war das Einzige, das ich
herausbrachte.
    Die Püttelmeyer legte sich den Wurstzeigefinger ans
Kinn und tat so, als ob sie angestrengt nachdachte. »Tja,
was mache ich wohl hier?« Dann klatschte sie albern in
die Hände und rief: »Richtig! Unterrichten! Und nachdem
wir das nun geklärt hätten, Richard, setz dich bitte auf deinen
Platz!« Damit drehte sie mir ihr fettes Hinterteil zu
und schrieb an die Tafel: Willkommen im neuen Schuljahr,
liebe Klasse!
    Aaarrrgh, das glaube ich jetzt nicht. Soll das etwa heißen,
die furzbekloppte Püttelmeyer bleibt meine Klassenlehrerin?
Aber … aber …
    Sprach- und auch irgendwie kopflos schlich ich zu meinem
Platz.
    Nach und nach trudelten die anderen aus meiner Klasse
ein. Jedes Mal spielte sich das Gleiche ab: Sie blieben wie
angewurzelt stehen, gafften die Püttelmeyer an und trotteten
dann mit Friedhofsmiene zu ihren Stühlen. Nelly kam
als Letzte rein und auch ihr klappte ordentlich die Kinnlade
runter. Bevor sie sich setzte, schaute sie aber noch
kurz zu mir rüber und lächelte.
    Die Püttelmeyer hievte die rechte Hälfte ihres gewaltigen
Hinterteils aufs Pult und grinste scheinheilig in die
Runde. »Vor den Ferien war es noch nicht ganz sicher. Deswegen
kann ich euch erst jetzt die freudige Nachricht verkünden:
Ich bleibe für mindestens ein weiteres Jahr eure
Klassenlehrerin!«
    Betretenes Schweigen. Bis auf Marvin, der eine Reihe
hinter mir murmelte: »Kann mich mal einer kneifen? Ich
habe gerade einen fiesen Albtraum.«
    Einige kicherten. Ich nicht, denn selbst dafür war ich zu
geschockt.
    Püttelmeyers Riesenlauschern war Marvins Kommentar
natürlich nicht entgangen, weshalb sie ziemlich angekotzt
in seine Richtung glotzte und mit eisiger Stimme erklärte:
»Somit entfällt das übliche Vorstellungsprozedere, weil
wir uns ja alle schon sehr gut kennen, und wir können sofort
in den Unterricht einsteigen. Wer von euch fasst kurz
zusammen, mit welchen Themen wir uns vor den Ferien
im Deutschunterricht beschäftigt haben?«
    Stille!
    »Also wirklich«, regte sie sich auf. »Ihr könnt doch in
sechs Wochen nicht alles vergessen haben?!«
    Noch mehr Stille!
    Wie immer, wenn keiner freiwillig etwas sagen wollte,
nahm