Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
der Mädchenversteher, hatte nichts Besseres
zu tun, als ihr den Arm um die Schultern zu legen und zu
murmeln: »Wenn er sich blöd benimmt, bin ich ja auch noch
da.«
Ich zuckte zusammen. Und knirschte vor Wut mit den
Zähnen! Was fiel dem Popel ein, sich an Nelly ranzuschmeißen!?
Mit letzter Willenskraft schloss ich die Augen und
zählte bis zehn. Dann räusperte ich mich leise und öffnete
die Augen wieder.
Erschrocken fuhren die beiden zu mir herum.
Nelly wurde blass wie ein Vampir. Und Finn rot wie ein
Feuermelder.
Hastig löste Nelly sich aus Finns Umarmung und kam
auf mich zu.
Ich starrte sie an und schluckte. In diesem Moment
wurde es mir klar: Mädchen sind hochgiftiges Gift und
Zauberhexen zugleich. Sie können in dir lesen wie in einem
aufgeschlagenen Buch. Sie durchschauen dich. Egal, wie
cool du tust. Sie wissen es besser.
»Hi, Ne-Ne-Nelly«, stotterte ich.
»Hi, Rick«, hauchte sie und klimperte mit den Wimpern.
Ich schnappte nach Luft und fing an, den totalen
Schwachsinn zu labern. »Soll ich dir meinen neuen Rap
vorführen? Geht auch im Sitzen.«
Finn stöhnte übertrieben und verzog sich ins Bad, ohne
die Tür hinter sich zuzumachen.
Aber Nelly strahlte mich an. Voll Karacho!
Sie beugte sich zu mir herunter. Mein Herz wummerte
wie ein Skateboard über die Rampe und dann gab sie mir,
oberheilige Yetikralle, einen Kuss auf den Mund.
SCHMAAATZ!
Er schmeckte nach Pfefferminzkaugummi.
Ich wollte cool tun. Doch das Blut schoss mir aus dem
Gesicht und ich war mit einem Mal leichenblass. Und
meine Stimme so kalt wie ein Eskimopups.
»Ganz nett.«
Die Stille danach war tödlich.
Ihr folgte Nellys messerscharfer Fluch: »Mann, Rick
Michalski, du bist so ein Blödmann! Das mit uns hat sich
erledigt. Da kannst du Gift drauf nehmen!«
Ich biss mir vor Schreck auf die Zunge, als die Wohnungstür
hinter ihr zuschepperte. Dann kam auch schon
Finn und zeigte mir siebenmal hintereinander einen Vogel.
»Halt die Klappe, Manni Milchschnitte!«, schnauzte ich
ihn an.
»Ohohoh! Ich mach mir vor Angst gleich in die Hose!«,
spottete Finn und rannte Nelly nach.
Schitte!
Ich fiel beinah vom Sofa und konnte mich nur im letzten
Augenblick an der Lehne festhalten.
Schon klar, ich hätte mir wohl lieber die Zunge abbeißen
sollen, als so einen Mist zu labern, das wusste ich. Aber
jetzt mal im Ernst, ich war nun mal nicht so ein Tütensuppenfressertyp,
der seinen Eishockeyschläger in die Sonne
stellte. Ich mochte es eiskalt und stand auf messerscharfe
Kufen.
Die Young Indians und ich, wir träumten davon, die
beste Jugendeishockeymannschaft der Welt zu werden. Ich
träumte von der Nationalmannschaft. Von einer Profikarriere.
Der größte Stürmer aller Zeiten wollte ich mal sein.
Hammerhammerhammerrochen! Und jetzt hockte ich
winzig wie ein Zwerg auf dem Sofa und Nelly hatte mich
auf den Mund geküsst. Meine Vereinskameradin!
Ich meine, sollten wir demnächst nach einem Sieg
feuchte Schmatzer austauschen? Damit die anderen Teams
sich vor Lachen nicht mehr auf den Beinen halten konnten?
Und am besten noch ein Herz ins Eis ritzten?
Rick
liebt Nelly!
Wie peinlich wäre das denn?!
Nö. Nö. NÖÖÖ!
»Herzlichen Glückwunsch, Stiefbrüderchen! Die redet
nie wieder ein Wort mit dir!« Finns Spott riss mich aus
meinen Gedanken. Er war zurückgekommen. Ohne Nelly.
»Pass auf, was du sagst!«, drohte ich ihm. »Ich steh nun
mal nicht auf glibberige Küsschen. Vielleicht ja du?!«
Finn wurde knallrot. Er grummelte herum und wollte
wohl noch irgendetwas sagen. Doch ausnahmsweise fiel
dem Klugschwätzer nichts ein.
Aber das war sowieso überflüssig. Es war bereits alles
gesagt!
Gismo kam ins Billardzimmer geschlichen. Er hockte
sich direkt vors Sofa und glotzte zu mir hoch.
»Was ist?«, fuhr ich ihn an.
Er maunzte, als wollte er sagen:
Jetzt tu bloß nicht so
cool. Du hast ja nur Schiss, weil dir der glibberige Pfefferminzkuss
von Nelly richtig gut gefallen hat.
Ich zeigte ihm den Mittelfinger und drehte mich weg.
Gegen Abend wurde es hektisch in der WG. Mary fing an,
meine Sachen zu packen. Nur das Nötigste, meinte sie, und
packte dann doch fast alles ein.
Meine Möbel, bis auf den Baseballhandschuhsessel, sollten
verschrottet werden. Unter massivem Protest hatte ich
mir im Ikea-Katalog neue Möbel ausgesucht, die Pa und
Wutz besorgt und bereits in meinem neuen Zimmer aufgestellt
hatten.
Dort warteten jetzt STORÅ, PAX und zwei BILLYs auf
mich. Später sollten noch mehr ihrer schwedischen
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