Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
Kumpels
dazukommen.
Mary sorgte sich ein wenig wegen STORÅ. »Wie sollst du
denn mit dem Gips in das Hochbett kommen?«
Wutz schlug die Variante Flaschenzug vor und schmiss
sich halb weg vor Lachen.
Ich fand’s kein bisschen lustig. Ich fand überhaupt nichts
mehr lustig.
Pa meinte, er würde erst einmal eine Matratze unter das
Hochbett legen. »Und dann kaufen wir noch so ein ausklappbares
Sofa für dich. Später können da deine Kumpels
drauf schlafen, wenn sie bei dir übernachten.«
Wutz kicherte albern. »Oder die Mädels.«
Ich biss mir auf die Lippen und dachte: IDIOT!
Gismo schaute auch schon wieder besserwisserisch um
die Ecke. Ich warf ihm einen Legostein an den Kopf, den
Mary ganz weit hinten in meinem Schrank entdeckt hatte.
Empört maunzend ergriff er die Flucht.
»Spinnst du?!«, regte sich Wutz auf. »Dank dieser netten
Tierärztin erholt er sich gerade allmählich von seinem
Trauma.«
»MIR DOCH EGAL!«, schnauzte ich zurück.
Wutz holte tief Luft. »Langsam habe ich keinen Bock
mehr auf deine miese Laune.« Dann zog er ab. Bevor ich
sagen konnte, worauf ich so alles keinen Bock hatte.
Mary grummelte sich was in den Bart und suchte ebenfalls
das Weite.
Da saß ich nun in meinem Bett, inmitten von gepackten
Kisten und ausgeräumten Möbeln, und wusste eine Sache
mit tausendprozentiger Sicherheit: Ich wollte hier nicht
weg. In diesem Moment spürte ich es geradezu körperlich.
Meine Unterlippe zuckte gefährlich. Ich konnte es nicht
verhindern. Ich wollte nicht heulen. Bloß nicht!
Aber noch weniger wollte ich lesen. Und bestimmt keine
Horoskope, die in irgend so einer Frauenzeitschrift standen.
War doch eh alles voll der Betrug. Daran glaubten sowieso
nur Leute, die nicht mehr alle Matrosen am Mast
hatten.
»Lies mal dein Wochenhoroskop, Rick!«, forderte Linda
mich dennoch auf. »Und wenn du Lust hast, können wir
später darüber reden.«
Damit drückte sie mir die Zeitschrift in die Hand und
rauschte aus meinem Zimmer.
Ganz sicher nicht!, wollte ich ihr am liebsten nachrufen.
Aber für heute hatte ich es mir schon mit genug Leuten
verscherzt.
Seufzend las ich dieses dämliche Horoskop.
Schmollen und Beleidigtsein bringt Sie nicht weiter. Zeigen
Sie jetzt lieber erst recht, was wirklich in Ihnen steckt.
Nur zwei Sätze. Und die waren bestimmt nicht an mich
gerichtet. Mich hatte noch nie jemand gesiezt.
Dennoch piksten sie in mir wie ein Stachel mit fiesen
Widerhaken. Vielleicht war ja mein Herumgeschmolle tatsächlich
nicht die beste Strategie?!
Das Zimmer war groß. Und es gefiel mir, weil ich
nämlich über Nacht beschlossen hatte, ein anderer zu werden.
Offen für alles und jeden. Selbst für feuchte Mädchenküsse.
Ich humpelte hin und her und schaute mich neugierig
um.
Pa und Linda standen in der eingebildeten geöffneten
Tür und beobachteten mich dabei. Sie sahen aus wie zwei
Erdmännchen, die aus dem Zoo ausgebrochen waren.
Ähm … warum die geöffnete Tür nur eingebildet war?
Ganz einfach, es gab gar keine Türen. Sie waren noch
nicht geliefert oder nicht eingebaut oder was weiß der Teufel.
Mir war’s eh egal. Ich war ja jetzt ein positiv denkender
Mensch. Und positive Menschen brauchen keine Zimmertüren.
Mary wuselte in der
provisorischen
Küche herum. Finn
war beim Wing Tsun und Helena drüben bei der Tierärztin.
Seitdem sie die Gruppe »Halt und Kraft für überängstliche
und nervöse Hunde« besuchte, war die Flasche Klosterfrau
Melissengeist nicht mehr zum Einsatz gekommen.
Kaum zu glauben, aber plötzlich war alles und jeder um
mich herum so was von harmonisch.
Als ich aus dem Fenster schaute, fiel mein Blick auf Kittelmän.
Er entdeckte mich ebenfalls und winkte mir fröhlich.
Echt wahr! Seine Hände waren also doch nicht in den
Kitteltaschen festgetackert, wie ich vermutet hatte.
Um den Brunnen herum befand sich jetzt ein kleiner
Zaun. Natürlich auch nur provisorisch , hatte Pa mir gesagt.
Aber es war auf jeden Fall voll okay von Kittelmän, dass
er diesen dort sofort nach meinem Unfall aufgebaut hatte.
Ach, wie positiv und nett alle waren, wenn ich es ebenfalls
war.
Es machte mir auch überhaupt nichts aus, dass mein
Lieblingsshirt am Rücken nun hellgelb war, weil ich mich
gegen die frisch gestrichene Flurwand gelehnt hatte.
Und dass ich mir die Finger am provisorischen Klodeckel
geklemmt hatte, kostete mich nur ein lässiges Schulterzucken.
Klar hatte es wehgetan. Und natürlich hatte der Hammer,
der dem Handwerker in der ersten Etage
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