Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
vielleicht überlegt Wutz es sich doch
noch mal.«
Ich horchte auf. »Warum? Hat er was gesagt?«
»Nein, aber er hängt so oft hier herum, ich bin mir sicher,
der kann gar nicht ohne dich und Philipp. Du wirst schon
sehen.«
Ich nickte wenig überzeugt und Mary wuschelte mir
durch die Haare. »Dein Vater hat übrigens eine Überraschung
für dich.«
Super. Ich konnte es kaum erwarten, was er sich Neues
überlegt hatte. Vielleicht mit uns auf die Spitze des Kilimandscharos
ziehen?
»Bist du gar nicht neugierig?«, wunderte Mary sich.
Ich hob die Schultern.
»Es ist aber eine tolle Überraschung.«
Ich kaute gelangweilt auf der Unterlippe herum.
»Okay«, sagte Mary gedehnt. »Vielleicht stehst du noch
ein wenig unter Schock wegen der Badezimmertür, die
vorhin auf dich gefallen ist.«
Von der Tür – ähm, vom Türrahmen – erklang Finns
Fiepsstimme. »Vielleicht leidet er ja unter Amnesie? Kein
Wunder bei den vielen Kopfnüssen, die er in den letzten
Tagen wegstecken musste.«
Oh, allerliebste Yetikralle. In diesem Moment überfiel
mich ein wahrhaftiges Glücksgefühl, wie ich es noch nie
zuvor erlebt hatte. Wie genial wäre das, wenn ich mich
einfach an nichts mehr erinnern könnte!
Leider haben solche Hochgefühle einen entscheidenden
Nachteil. Sie halten nicht lange an.
Ich schaute zu Finn hinüber und konnte mich schlagartig
wieder an alles erinnern. Zum Beispiel daran, wie er
und dieser Handwerker mich vorhin in mein Zimmer getragen
und unter STORÅ gelegt hatten.
Und das war genau der Augenblick, in dem ich beschloss,
doch kein positiv denkender Mensch zu sein. Wie denn
auch, in diesem Irrenhaus, in dem man bei jedem Schritt
damit rechnen musste, von Türen oder einem Hammer erschlagen
zu werden. Um anschließend zu halluzinieren,
dass man eine wilde Welle sei, auf dessen Rücken Handwerker
auf Klotüren herumsurften.
Ich konnte es echt nicht fassen. Ich war schon genauso
meschugge wie die anderen Durchgeknallten um mich
herum. MIERDA!
»Die Überraschung ist ...« Pa hielt die Luft an.
»Du daaarfst …« Er kicherte albern und ich gähnte gelangweilt.
»Alsooo …«
Jetzt mal ehrlich, der hatte sie doch nicht mehr alle.
»Philipp, nun sag’s ihm endlich«, fand jetzt sogar schon
Linda, die ja sonst voll auf so ein albernes Getue stand.
Pa holte Luft. Und holte Luft. Und holte Luft. Er sah aus
wie ein Luftballon kurz vorm Platzen. »Morgen früh um
vier ist die Nacht für dich vorbei. Na, ist das eine Überraschung?!
«
»Hey, super. Echt total klasse.« Ich verstand kein Wort.
»Mensch, Philipp«, stöhnte nun auch Mary. »Entweder
du spuckst es jetzt aus oder ich mache es.«
Pa kniff die Augen zusammen, glotzte kurz zu Mary und
wieder zu mir. »Weil du nämlich ab fünf Uhr morgens mit
Morgenmän Franky auf Sendung sein wirst. Live!«
Die anderen starrten mich an. Grinsten erwartungsvoll. Nun freu dich schon! , schien Pas Laserblick zu bedeuten.
Aber obwohl mich sein Lasergrinsblick fast in die Knie
zwang, verzog ich keine Miene.
Dann lachte Finn. Und schließlich Mary. Sie krächzte
und gurgelte, bis sie sich den Bauch halten musste. Pas
Brummlachen hallte von den kahlen Wänden des neuen
Hauses wider und Linda quiekte dazu wie eine Horde Kanarienvögel.
Okaaay. Ich bin ein Waschlappen. Aber ich konnte nicht
anders. Ich freute mich. Erst ganz, ganz wenig, sodass es
keiner von den Irren bemerkte. Doch dann gab Mary einen
echt schrägen Gluckser von sich und ich verzog für eine
Sekunde den Mund.
»Er freut sich. Freut, freut, freut sich!«, rief Mary.
»Hab’s gesehen! Gesehen, gesehen, gesehen!«, stieg Linda
in ihren lächerlichen Singsangtonfall ein.
Auweia, jetzt waren sie endgültig hinüber.
Bevor das Ganze noch peinlicher werden konnte, beschloss
ich, mich vom Acker zu machen.
»Dann geh ich jetzt mal wieder ins Bett, äh … auf meine
Matratze, wenn ich morgen so früh rausmuss«, erklärte
ich und humpelte davon.
Um vier klingelte der Wecker und ich war sofort hellwach.
Yeah! Der jüngste Moderator der Welt war bereit, sich
in sein neues Leben zu stürzen – oder besser gesagt, sich
sein altes zurückzuholen. Denn mein genialer Plan war ja,
extrem erfolgreich und stinkreich zu werden.
In der Nacht hatte ich noch weiter daran herumgefeilt.
Mit den vielen Mäusen, die sich bald in meinem Portemonnaie
befänden, würde ich als Erstes Wutz’ Wohnung kaufen.
Und natürlich den Rest des Hauses gleich mit. Linda
und Finn würden eine Wohnung darin bekommen
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