Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
auf der Stelle herum. Aber dann
schüttelte er den Kopf. »Die Sache ist bereits beschlossen,
Rick.«
Ich war platt. So stand es also um uns. Ich musste ins
Trümmerhaus, und Wutz freute sich ein zweites Loch in
den Bauch, weil er uns nun noch schneller loswurde als
gedacht.
MIERDA!
Die nächsten Tage verbrachte ich fast ausschließlich im
Bett. Ich klebte geradezu am Laken fest und verließ es nur,
wenn ich aufs Klo musste.
Linda und Mary wechselten sich in meiner Rundumbetreuung
ab, während Pa sich für die Umbauarbeiten Urlaub
genommen hatte, damit ich auch ja möglichst bald in
die Bruchbude einziehen konnte.
Fast alle Spieler aus meinem Young-Indians-Team hatten
mir schon einen Krankenbesuch abgestattet. Sogar der
Trainer. Nur Nelly nicht.
Finn meinte, sie wäre noch immer stinksauer auf mich
und das sei es auch gewesen, was er mir neulich sagen
wollte. Nämlich dass sie total auf mich stand, ich aber einfach
zu blöd war. ›Volltrottel‹ hatte er mich genannt und
sich dann schnell vom Acker gemacht, bevor ich ihm mit
dem Puck, der auf dem Hocker neben mir lag, ’ne Mörderbeule
hatte verpassen können.
Die Beule, die ich ihm zu verdanken hatte, thronte übrigens
immer noch auf meiner Stirn. Inzwischen hatte die
Haut ringsherum eine grünbläuliche Färbung angenommen.
Vladi hatte bei seinem Besuch Leuchttürme gestaunt.
»Wow! Du siehst ja echt wild aus.«
Rick ist gefährlich
!, hatte er anschließend mit fettem
schwarzem Marker auf meinen Gips gekrickelt.
Ich hatte rau und wild gelacht. Aber in Wirklichkeit
fühlte ich mich nicht so. Null!
Inzwischen hatte ich auch geschnallt, dass meine Familie
mich nicht in Horrorkittelmäns Falle hatte verrotten
lassen wollen. Finn hatte alles ganz genau recherchiert:
Gegen acht Uhr am Freitag war ich in den Brunnen gestürzt.
Er selbst war um halb zehn hinterhergesegelt und
um zehn hatte Kittelmän uns dann entdeckt.
Na guuut! Wenn ich schon mal dabei bin, es gab auch
keine Horrorkittelmän-Falle. Hasso Krampf hatte die Abdeckung
tatsächlich wegen der Hühner von dieser Tierärztin
Karli gezimmert. Und ja, ja, ja … ist ja schon gut.
Ich hatte lediglich ein paar lächerliche Stündchen da unten
verbracht.
Aber, verdammte Magerquarkgrütze, war das nicht völlig
Latte?! Am Ende kam es eh hammerhart für mich. Mary
hatte nämlich gewaltig auf den Tisch gehauen und damit
gedroht, mir die Ohren mindestens einen halben Meter
lang zu ziehen, wenn ich nicht endlich mit dem kindischen
Herumgeschmolle aufhören würde. Sie war sogar so weit
gegangen, mir mit Kartoffelpufferentzug zu drohen.
Ich sag’s euch. Nur aus diesem Grund habe ich nachgegeben.
So kleinlaut, dass ich mindestens auf Zwergengröße
geschrumpft sein musste. Garantiert ragte nur noch
meine Nasenspitze aus dem Gipsverband heraus.
Dann kam der Sonntag, der letzte Tag in meinem früher
so genialen WG-Leben, denn morgen sollte ich ohne Widerworte
umziehen. Darum war ich letzte Nacht sogar noch
ein Stückchen kleiner geworden.
Bestimmt nahm mich Nelly deshalb auch nicht wahr, als
sie mit Finn das Billardzimmer betrat.
Okay, mag auch daran liegen, dass sie mich nicht auf dem
Sofa in der Ecke vermutet hat. Ich hatte nämlich die Flucht
ergreifen müssen, weil Wutz es gut gemeint und Gismos
Körbchen zu mir ins Zimmer gestellt hatte.
»Dann bist du nicht so allein.«
Ey, super! Nur leider hatte er die Gasmaske vergessen.
Gismo hatte mir dermaßen die Bude zugeräuchert, dass ich
nur noch die Flucht ergreifen konnte.
Nun lag ich also auf dem Sofa – großer Gips, winzig kleiner
Rick – und lauschte Nellys und Finns Worten.
»Ich glaub, ich trau mich doch nicht«, raunte Nelly Finn
vor meiner Zimmertür zu.
Der schüttelte den Kopf. »Unsinn! Jetzt komm schon und
sag ihm mal ordentlich deine Meinung. Schließlich kann er
diesmal nicht weglaufen.« Er machte einen auf Hinkebein
und grinste schadenfroh. Nelly lachte.
Was für eine hinterhältige Milchschnitte! Ich biss die
Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten.
»Okay, aber es könnte sein, dass ich ihm ordentlich eine
klatsche«, knurrte sie entschlossen. Doch gleich darauf
verzog sie den Mund zu einem breiten Grinsen und meinte:
»Oder ihn küsse. Mal sehen, wie er sich benimmt.«
Auweia. Das ertrage ich nicht!
Meine Ohren glühten inzwischen so, dass ich befürchtete,
sie könnten abfackeln.
»Wenn er sich doch nur nicht immer so kindisch aufführen
würde. Wie ein Kleinkind. Schrecklich!«, redete Nelly
weiter.
Und Finn,
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