Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
Hand durchs Haar. »Soll das auch mit?«
»Selbstverständlich, Darling«, flötete Percys Mutter und stellte ihm auch noch den Picknickkorb hin. Percys Vater wischte sich mit seinem geblümten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Wenn seine Frau ihn
Darling
nannte, war höchste Vorsicht geboten. Seufzend nahm er Percy den Koffer aus der Hand und klemmte sich den Picknickkorb unter den Arm. Dann stapfte er wieder die Treppe hinunter.
»Vergiss deine Jacke und dein Halstuch nicht!«, ermahnte seine Mutter ihn, während Percy sich die Schuhe anzog.
»Aber es ist doch gar nicht kalt.«
»In Worcestershire ist es kühler als in London.« Percys Mutter band sich ein Kopftuch um, das ebenso geblümt war wie das Taschentuch ihres Mannes.
»Warum fahren wir dann überhaupt dorthin?«, wollte Percy wissen. Normalerweise verbrachten sie die Weihnachtsferien immer bei Onkel Ernie, der ein kleines Hausboot auf der Themse hatte.
»Weil wir von meiner Schwester Caroline eingeladen worden sind, das weißt du doch, mein Liebling«, sagte Mrs Pumpkin. Sie drückte Percy Jacke und Halstuch in die Hand und schob ihn ins Treppenhaus. Dann schloss sie die Wohnungstür.
»Es wird ein ganz wundervoller Urlaub werden«, schwärmte sie. »Caroline hat in eine vornehme Familie eingeheiratet, die ein Haus auf dem Land besitzt. Sie haben einen großen Pferdestall und ein Golfplatz soll auch in der Nähe sein.«
Percy hatte noch nie Golf gespielt und interessierte sich nicht für Pferde. Außerdem fand er, dass seine Mutter einen merkwürdigen Unterton in der Stimme hatte, als sie von dem
Haus auf dem Land
sprach.
»Bei Onkel Ernie war es immer sehr lustig«, sagte er, während er versuchte, das hässliche Halstuch in seiner Jackentasche verschwinden zu lassen.
»Onkel Ernie ist kein guter Umgang für dich«, sagte seine Mutter. »Bei Tante Caroline wird es dir bestimmt gefallen, Liebling. Dann lernst du auch endlich deine Cousins und Cousinen kennen. Sie gehen alle auf eine
Privatschule
.«
Percy verdrehte die Augen – natürlich so, dass Mrs Pumpkin es nicht sehen konnte. Jetzt waren Weihnachtsferien, da war ihm doch die Schule seiner Cousins und Cousinen egal. Und außerdem hatte es ihm bei Onkel Ernie immer
sehr gut
gefallen. Seine Koje befand sich nämlich genau neben der Kajüte von Onkel Ernie, der nichts dagegen hatte, dass Percy abends lange aufblieb und in seinen Krimis las. Und da seine Eltern am anderen Ende des Hausboots schliefen, bekamen sie nichts davon mit. Ob das bei dieser Tante Caroline auch so sein würde? Percy sah den Weihnachtsferien mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
Er quetschte sich zwischen seinen Koffer und den Picknickkorb auf die Rückbank des kleinen Austin und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen – was gar nicht so leicht war. Sie waren bereits an dem hässlichen Versicherungsgebäude vorbeigefahren, in dem sein Vater arbeitete, und hatten das Wembley-Stadion hinter sich gelassen, als er endlich so saß, dass ihn weder der Picknickkorb in die Beine noch die Kofferschnallen in die Seite pikten.
»Warum haben wir eigentlich noch nie etwas von Tante Caroline gehört?«, fragte Percy, als sie durch die grauen Vororte von London fuhren. In seinen Romanen bedeuteten plötzlich auftauchende Tanten selten etwas Gutes. »Ich meine, warum haben wir nicht schon
früher
etwas von ihr gehört? Vor dieser Einladung.«
»Ich habe Caroline das letzte Mal ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit gesehen«, erklärte Mrs Pumpkin. »Es gab einen kleinen Streit«, fügte sie dann etwas zögerlich hinzu.
Percy wurde sofort hellhörig. »Was denn für einen Streit?«, fragte er betont beiläufig.
Mrs Pumpkin schwieg und schaute konzentriert in die Straßenkarte auf ihrem Schoß.
»Ja, was für einen Streit?«, mischte sich nun sein Vater lachend ein.
»Wir waren gemeinsam in einem Tanzlokal«, antwortete Mrs Pumpkin schließlich widerstrebend. »Und es muss wohl so gewesen sein, dass wir beide mit dem gleichen Herrn tanzen wollten …«
»Was denn für ein
Herr?«
, wollte Percys Vater wissen.
Mrs Pumpkin ging nicht weiter auf die Frage ein. »Wie dem auch sei, auf jeden Fall haben meine Schwester und ich uns danach aus den Augen verloren. Aber eigentlich haben wir uns immer sehr gut verstanden. Sie ist eine außerordentlich
vornehme
Frau«, sagte sie und überprüfte im Rückspiegel den Sitz ihres Kopftuchs.
»So vornehm, dass sie dich nicht zu ihrer Hochzeit eingeladen hat«, bemerkte
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