Einfach mehr Charisma
Art von tieferer Beziehung, enorm misstrauisch und höchst empfindlich reagierend auf jede Art von Kritik. Genau diesen Weg zur Macht möchten ich Ihnen jedoch auf gar keinen Fall empfehlen, denn keiner der Diktatoren ist damit glücklich geworden. Vielmehr sollte es auch Ihr Ziel sein, eine starke Persönlichkeit zu entwickeln, die von Menschen geliebt, respektiert und geschätzt wird. Werden Sie anderen ein positives Vorbild, das der Gemeinschaft Nutzen bringt.
Es gilt also, die Wirkung eines Menschen, von dem man fasziniert ist, auf ihre Auslöser hin zu hinterfragen. Zu betrachten, was uns in den Bann zieht, wenn die Person auftritt, warum wir die Klatschgeschichten über Prominente und Personen des öffentlichen Lebens gern lesen, was das Interessante an diesen Menschen ist. Zu fragen ist immer: Was kann ich mir von diesen Menschen abschauen, die mich positiv beeindrucken? Und wie kann ich negatives Charisma erkennen und mich dagegen wehren?
Charisma, das sich gegen andere Menschen wendet, ist immer negatives Charisma. Dabei wird sehr schnell klar, das Charisma genutzt ebenso wie missbraucht werden kann und in sich eine große Verantwortung trägt. Negatives Charisma arbeitet immer mit Feindbildern. So wird eine Gruppe von Menschen für eine Krise verantwortlich gemacht und es entsteht ein „Wir“ gegen die bösen anderen. Toleranz ist hier ein Fremdwort. Negatives Charisma schürt zudem meist die Ängste der Menschen und nutzt negative Prophezeiungen. Negatives Charisma hat auch wenig Sinn für Humor.
Achtung: Wohlwollendes, positives Charisma hat nichts mit Egozentrik zu tun, denn nichts ist langfristig schädlicher für die Ausstrahlung als die dauernde Ich-Bezogenheit. Selbstbewusste, charismatische Menschen würden zudem nicht von sich behaupten, dass sie Charisma haben. Eine solche Selbstzuschreibung wirkt auf die Zuhörer eher peinlich berührend oder gar lächerlich.
Charisma heute: Gefühle steuern, Menschen bewegen, Potenziale erschließen
Auch der französische Soziologie Pierre Bourdieu meinte, Charisma entstünde durch Zuschreibung anderer, die eine Person aufgrund bestimmter Verhaltensweisen als charismatisch empfinden beziehungsweise ihre Führungsrolle aus diesem Grunde akzeptieren. Ein Charismatiker braucht also immer die anderen, mit denen er in Interaktion treten kann, er muss wahrgenommen werden und kommunizieren, um sein Charisma zu entfalten.
Das Fachwissen einer Führungskraft reicht schon lange nicht mehr aus, um erfolgreich zu führen, es bedarf zudem einer inspirierenden Ausstrahlung und eines Austausches zwischen dem Leader und den von ihm Geführten: Die charismatische Führungskraft wirkt als Vorbild, setzt hohe moralische Standards und entwickelt die Wahrnehmung der Mission oder Vision durch die Menschen. Sie stimuliert das Interesse bei den Menschen, ihre Arbeit, ihr Tun aus neuen Perspektiven zu sehen. Sie bringt die Fähigkeiten und Potenziale der Menschen auf ein höheres Niveau und motiviert sie, über ihre eigenen Interessen hinaus zum Wohl der Gruppe beizutragen. Auf diese Weise werden, so die beiden Wissenschaftler Bernard M. Bass und Bruce J. Avolio, überdurchschnittliche, außerordentliche Leistungen möglich.
In diesem Zusammenhang ist eines zu berücksichtigen: „Wir alle spielen Theater“, um mit dem Soziologen Erving Goffman zu sprechen. Menschen sind stets darum bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. In der Interaktion versucht jeder Mensch, ein gewisses Bild von sich zu vermitteln, in dem Wissen, dass man ständig beobachtet wird. Führt man diesen Gedanken fort, so kommt man zu dem Schluss, dass alle Menschen sich eine Fassade schaffen, „ein standardisiertes Ausdrucksrepertoire mit Bühnenbild und Requisiten“. Goffman sagt: „Wenn ein Darsteller eine etablierte soziale Rolle übernimmt (z. B. Kellner), wird er feststellen, dass es bereits eine bestimmte Fassade für diese Rolle gibt.“ Dies ist für manche Menschen zunächst eine etwas erschreckende Sicht der Dinge, zugleich eröffnet es jedoch die Möglichkeit, in jene Rollen hineinzuwachsen, die zu unseren Wünschen, Träumen und Begabungen passen. Dazu gehört jedoch gekonntes „Impression-Management“, etwas, das Menschen mit viel Charisma bewusst oder unbewusst par excellence beherrschen.
Man kann Charisma daher auch als gekonnte, dramaturgische Inszenierung begreifen: Auch ein Chef spielt eine Rolle, die durch seine Anhänger konstruiert wird. Die Anhänger, das sind im Falle von
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