Einfach neugierig
Geschäft von Rand McNally bekam sie ihn kaum wieder heraus. Schließlich kaufte er ein riesiges 3-D-Puzzle mit dem Motiv des Empire State Building. Sie suchten alle neun Spielwarengeschäfte auf und wählten in jedem Geschenke aus - so viele, daß Karen insgeheim befürchtete, mehr Geschenke zu haben, als sich Kinder unter dem Weihnachtsbaum versammeln würden.
»Ist in diesen Ausflug eigentlich ein Lunch eingeschlossen?« erkundigte er sich, als sie den letzten Spielwarenladen verlassen hatten.
»Wollen Sie wirklich etwas essen? Ich glaube, in dem letzten Geschäft steht noch ein Spielzeugauto im Regal. Vielleicht sollten Sie zurückkehren, um es auch noch zu holen.«
»Ich bin am Verhungern«, knurrte er, lief ihr voran Richtung Cafeteria und suchte ihnen einen Tisch in einer Ecke, in der er alle Tüten und Pakete abstellen konnte.
»Sie sind ein sehr guter Elefant«, sagte sie lächelnd, als sie endlich saßen.
»Welche Pläne haben Sie eigentlich für Ihre berufliche Zukunft?« wollte er unvermittelt von ihr wissen.
Karen war viel zu guter Stimmung, um lügen zu können. »Es besteht kein Anlaß für Sie, mich unter Ihre Fittiche zu nehmen, falls Sie das Vorhaben sollten. Ich komme sehr gut allein zurecht. Wir beide wissen nur zu gut, daß alles vorbei ist, wenn wir wieder nach Denver zurückkehren. Sie sind der Chef und ich bin nur eine Stenotypistin.«
»Nur eine Stenotypistin?« wiederholte er, hob die Brauen, griff in den Halsausschnitt seines Pullovers und zog einige zusammengefaltete Faxbögen aus der Hemdtasche. »Sie, Ihr Mann und Stanley Thompson besaßen sechs Jahre lang Thompsons Hardware Store. Sie und Ihr Mann waren die Seele des Geschäfts, Stanley Thompson nur Ballast.«
Karen sah ihn nur überrascht an.
»Nach Ihrer Heirat übernahm Ray zwei Jobs, während Sie zu Hause Manuskripte tippten. Sie legten jeden Cent auf die hohe Kante, bis sie Thompson die Hälfte seines Geschäftes abkaufen und das Unternehmen auf Vordermann bringen konnten. Ray kannte sich mit technischen Dingen aus, Sie mit allem anderen. Sie lockten die Kunden mit gutformulierten Anzeigen in das Geschäft. Sie kümmerten sich um die Buchhaltung und sagten Ray, welche Investitionen Sie sich leisten konnten und welche nicht. Ihre Idee war es, dem Laden ein kleines Gartencenter anzufügen, um auch weibliche Kundinnen anzuziehen, und es entwickelte sich schnell zum erfolgreichsten Bereich des Unternehmens. Nach Rays Tod stellten Sie fest, daß Thompson sechs Jahre zuvor nur unter der Bedingung zum Verkauf der Hälfte bereit gewesen war, daß er Sie nach Rays Tod mit fünfzigtausend Dollar abfinden konnte.«
»Zu dem Zeitpunkt war es ein faires Angebot«, entgegnete Karen schnell, als wollte er andeuten, Ray hätte einen schlechten Vertrag abgeschlossen.
»Ja, zum Zeitpunkt des Verkaufs war die Hälfte nur dreißigtausend wert, aber nach Ihrem Einsatz wesentlich mehr als fünfzigtausend.«
»Ich hätte als gleichberechtigter Partner im Geschäft bleiben können«, sagte Karen leise.
»Wenn Sie mit Stanley Thompson ins Bett gegangen wären.«
»Sie sind tatsächlich ein Schnüffler, was?« ..Nur neugierig«, erwiderte er augenzwinkernd. Nachdem die Kellnerin ihren Lunch gebracht hatte, fuhr er fort: »Aber nicht nur neugierig, vielleicht auch ahnungsvoll. Sie haben die fünfzigtausend Dollar aus dem Verkauf bisher noch nicht angerührt, und nun vermute ich ganz unverblümt, daß Sie sich damit auf irgendeine Weise selbständig machen wollen.«
Karen zögerte. »Da gibt es nur ein paar sehr vage Ideen«, wich sie aus und spielte mit dem Strohhalm in ihrem Eistee.
Prustend vor Lachen schob ihr Mac eine Serviette und einen Stift zu. »Nehmen wir an, Ihnen würden die Räume eines Textilgeschäfts gehören. Was würden Sie tun, wenn Sie unbegrenzt Geld zur Verfügung hätten?«
Diesmal zögerte Karen keine Sekunde. »Ich würde mitten im Verkaufsraum einen Spielbereich einrichten, damit Mütter ihre Kinder im Auge behalten und dennoch in Ruhe neue Sachen anprobieren können. Und ich würde die Kinder mit diesen Etiketten versehen, die man in Warenhäusern benutzt, um Diebstähle zu verhindern. Sie lösen einen Alarm aus, sobald jemand mit einem unbezahlten Kleidungsstück das Geschäft verlassen will. Nur in meinem Fall ertönt der Alarm, sobald ein Kind den Spielbereich verläßt.«
Nachdem sie einen Happen gegessen hatte, fuhr Karen fort: »Rund um das Spielzentrum würde ich unterschiedliche Verkaufsbereiche einrichten:
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