Einfach neugierig
geworfen hatte und sah plötzlich, daß auf dem Kissen ein Brief lag. »Frohe Weihnacht, Karen« stand darauf.
Sie riß den Umschlag auf und fand einen kurzen Vertrag darin vor, unterschrieben von Mac und gegengezeichnet von Steve. Sie überflog ihn und sah, daß er ihr die Geschäftsleitung eines Unternehmens mit Schwerpunkt Mode und Babyausstattung übertrug. Mac würde das nötige Kapital beisteuern, sie die Erfahrung. Sie sollte absolute Entscheidungsfreiheit in allen Geschäftsbelangen erhalten und zwei Jahre nach Eröffnung des Unternehmens damit beginnen, ihm sein Kapital mit fünf Prozent Zinsen zurückzuzahlen.
»Das ist zuviel«, sagte sie laut vor sich hin. »Ich wollte nicht, daß ...«
Dann sah sie, daß dem Vertrag ein Brief beigefügt war. »Liebste Karen, ich weiß, wie sehr es Sie drängt, mir den Vertrag um die Ohren zu hauen, aber ich bitte Sie, sich das genau zu überlegen. Ich bin Geschäftsmann, und Sie verfügen über das Wissen und die Erfahrung, um ein Unternehmen zu führen, von dem ich mir Profit verspreche. Ich gebe Ihnen diesen Vertrag nicht, weil Sie sehr schön, intelligent und witzig sind und ich gern mit Ihnen zusammen bin. Ich tue es, weil ich mich dazu gezwungen sehe - von meinen ständig schwangeren Schwägerinnen. Mir wurde unmißverständlich klargemacht, daß ich nicht nach Hause zurückkehren darf, wenn ich nicht endlich dafür sorge, daß es in Denver ein anständiges Geschäft für werdende Mütter und ihren Nachwuchs gibt.
Bitte, erteilen Sie mir keine Absage.
Ihr künftiger Partner McAllister J. Taggert.«
Einen Moment lang war Karen fast schwindlig. Doch das lag nicht an den günstigen Bedingungen seiner Offerte, sondern an den Worten »weil Sie sehr schön, intelligent, witzig und ich gern mit Ihnen zusammen bin »Hör auf damit!« rief sie sich zur Ordnung. »Er ist nichts für dich. Er hat reihenweise Frauen und ... und ...« Sie ging ins Bad und starrte sich im Spiegel an. »Und du dummes Schaf hast dich in ihn verliebt!«
Sie drehte sich um und stellte die Dusche an. »Rein geschäftlich«, sagte sie zu sich selbst. »Beschränke es auf das rein Geschäftliche.«
Aber das war gar nicht so leicht. Als sie in Jeans, dem roten Cashmere-Pullover und mit den Perlen um den Hals hinunterging, mußte sie die Kette unwillkürlich immer wieder berühren. Die Perlen würde sie ihm natürlich zurückgeben, jetzt, da sie von Steves Cousine wußte, daß sie echt waren. Unten bemühten sich einige, im Wohnzimmer aufzuräumen, andere liefen hinaus, um mit den Männern Ball zu spielen, und wieder andere - wie Karen - gingen in die Küche, um bei der Vorbereitung des Weihnachtsessens zu helfen.
Irgendwann in den letzten Tagen hatte sie gehört, daß Steves und Macs Mutter die besten Freundinnen waren. Nicht, daß das Karen etwas anging, aber erzählten beste Freundinnen einander nicht buchstäblich alles? Und hatten nicht ungefähr fünfunddreißig Leute beiläufig erwähnt, daß Elaine heute nachmittag erwartet wurde?
Karen mußte unbedingt erfahren, ob Rita irgend etwas über die Hintergründe der Trennung von Mac und Elaine wußte. Sie verbrachte lange Zeit Gemüse schnippelnd und Zwiebeln hackend in der Küche zu, während sie sich die haarsträubendsten Geschichten über Steves Familie anhörte und nur wenige über Macs. Durch das Küchenfenster sah sie, wie Mac in engen Baumwollhosen und einem ärmellosen Sweatshirt Touch-Football spielte. Hin und wieder blickte er zum Fenster hin und winkte ihr zu. Übermütig winkte Karen zurück. Sie war schon so lange allein, und ohne Mac hätte sie den Trubel einer großen Familie nie kennengelernt, der ihr jetzt so gefiel.
Sie wäre fast zusammengezuckt, als Rita sie von hinten ansprach. »Sie scheinen sich richtig wohl zu fühlen, was? Ihnen gefällt es zwischen Bergen von Geschenkpapier, schreienden Kindern und dampfenden Töpfen, oder?«
»Ja, sehr«, antwortete Karen aufrichtig.
»Mac ist ein sehr guter Mann.«
Karen schwieg. Vielleicht war er das, vielleicht auch nicht. Sie wußte nur, daß er nicht zu ihr gehörte. »Wissen Sie etwas über Elaine?«
Sie waren inzwischen allein in der Küche, aber einen Moment lang sah Rita Karen an, als wisse sie nicht recht, was sie sagen sollte. »Man hat mich zur Vertraulichkeit verpflichtet«, sagte sie schließlich zögernd.
Karen hielt den Atem an. Wenn eine Frau einräumte, zur Geheimhaltung verpflichtet worden zu sein, bedeutete das, daß die Schlacht schon halb gewonnen war.
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