Einfach sexy
du?«
Augenblicklich lief Kate ins Wohnzimmer. Jesse schob die Hände in die Gesäßtaschen und folgte ihr. Suzanne Bloom Chapman – Kates Schwester und Jesses Schwägerin – stand dort in Bademantel und Schlappen, neben ihr ein fremder Junge mit strubbeligen, dunkelbraunen Haaren und dunklen Augen.
»Was ist denn los, Suzanne?«, fragte Kate.
Jesse beschlich ein beunruhigendes Gefühl, als Suzannes Blick von ihm zu dem Jungen glitt.
Sein älterer Bruder Derek stürmte ins Haus, sein Haar noch nass von der Dusche.
»Warum hast du uns das verschwiegen?«, bestürmte er Jesse.
Jesse fühlte sich um Jahre zurückversetzt, als sie noch beide zu Hause gelebt und ständig miteinander gestritten hatten.
»Was verschwiegen?«
Der Junge mit dem schlabbrigen T-Shirt und der viel zu langen Bluejeans trat unbehaglich berührt von einem Fuß auf den anderen.
Dereks Kinnmuskulatur zuckte. »Dass du einen Sohn hast.«
4
J esse wich einen Schritt zurück. »Was redest du da?«, rief er erregt. »Ich habe keinen Sohn.«
Der schlaksige Junge musterte Jesse beinahe ehrfürchtig.
»Hallo … Mr. Chapman«, murmelte er und schob verlegen die Hände in die Hosentaschen. »Ich meine … äh … Dad.«
Dad.
Das Wort erschütterte den Raum.
Kate bemerkte den entsetzten Ausdruck auf Jesses Gesicht.
Suzanne und Derek redeten gleichzeitig auf ihn ein, ihre Stimmen gellten durch das Zimmer.
Kate hielt sich zurück und beobachtete das Ganze. Man brauchte den Jungen nur anzusehen, um zu wissen, dass er Jesses Sohn war. Haar- und Augenfarbe waren identisch. Zudem hatte er die ausgeprägte Kinnpartie seines Vaters geerbt.
Da sich keiner um das Kind kümmerte, sagte sie freundlich: »Hi, ich heiße Kate. Und du?«
»Äh-hm … Travis.«
»Wie alt bist du?«
»Zwölf.«
Kate hätte schwören mögen, dass die überdimensionierte Bluejeans, die von einem Gürtel zusammengehalten wurde, funkelnagelneu war. Das blaue T-Shirt hatte Knitterfalten, als wären die Sachen auf dem Weg zu ihr eben noch im Supermarkt gekauft worden. Nur seine Stiefel waren alt und braun und hätten dringend etwas Creme gebraucht.
Jede Spur von Bewunderung und Begeisterung wich aus seinem Gesicht, als eine weitere Frau durch die Tür marschierte.
»Da bist du ja endlich«, meinte die Frau vorwurfsvoll und deutete mit einem langen, knallrosa lackierten Fingernagel auf Jesse.
Unvermittelt errötete Travis bis zu den Haarwurzeln. Kate hatte keinerlei Erfahrung mit Kindern, trotzdem spürte sie, wie unangenehm die Situation für den Jungen sein musste. Er starrte verlegen zu Boden.
»Travis«, sagte Kate, »im Garten ist ein Swimmingpool. Warum gehst du nicht ein bisschen nach draußen?«
Er runzelte die Stirn wie ein besorgter alter Mann. Dann nickte er und schlenderte durch die Hintertür in den Garten.
»Belinda?«, sagte Jesse unschlüssig.
»Belinda Martin, jetzt Sanders«, bestätigte sie. »Erinnerst du dich noch an mich? Wir sind öfter miteinander ausgegangen.«
Sie war klein, mit superblond gesträhntem Haar, einem riesigen Busen und viel zu viel Make-up. Kate ging im Geist Jesses Highschool-Jahrbücher durch und erinnerte sich, dass die Frau in seiner Klasse an der Coronado High gewesen war.
Belindas braune Augen verengten sich. »Ich seh dich ständig in den Nachrichten und neulich sogar im Morgenfernsehen. Da hab ich mir gedacht, wo du schon mal in der Stadt bist, kannst du auch ein bisschen Verantwortung für deinen Sohn übernehmen.«
Suzanne stand schockiert neben ihr. Derek konnte endlich einmal den älteren Bruder mimen.
Jesses Präsenz war dagegen überwältigend. »Und damit hast du so lange gewartet?«
Belinda wand sich unbehaglich. »Als du vom College gegangen bist und kein einziges Mal geschrieben oder angerufen hast«, erklärte sie, »habe ich geheiratet. Ich wollte die Sache nicht an die große Glocke hängen. Aber Harlan hat mich vor einem halben Jahr verlassen, und da du wieder in der Stadt bist, dachte ich, verdammt noch mal, Jesse kann es ruhig wissen. Du hast einen Sohn.«
Jesse war wirklich entsetzt.
»Das ist unmöglich«, erwiderte er. »Ich passe immer auf. Als wir …« Er hielt inne und blickte in die Runde. »Als wir zusammen waren«, fuhr er fort, »habe ich Verhütungsmittel benutzt. Das mache ich immer.«
Triumphierend wedelte Belinda mit einer ärztlichen Bescheinigung, auf der die Blutgruppe des Jungen vermerkt war.
»Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja noch weitere Tests machen lassen«, bot
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