Einfach sexy
mitnehmen geht vorerst auch nicht. Meine Freundin teilt sich mit anderen Mädchen ein winziges Apartment im Caesars Palace. Wo soll er denn da hin!«
Ihr Gesicht war rot vor Empörung und Ärger und wohl auch wegen nicht geringer Schuldgefühle.
Jesse kniff die Augen zusammen; ein tiefes Gefühl ergriff ihn. »Dann bleibt er besser bei mir.«
Belinda schnappte nach Luft. »Bei dir?«
Kate fiel aus allen Wolken. Er hatte den Jungen eben zum ersten Mal gesehen, und jetzt wollte er ihn bereits zu sich nehmen? Was war denn in ihn gefahren?
Aber Jesses entschlossene Miene duldete keinen Widerspruch. »Ja, bei mir.«
»Hör mal«, sagte Belinda zunehmend besorgt, »ich bin nicht hergekommen, um dich zum Vater zu machen.«
»Warum denn dann?«, entgegnete er scharf. »Nur wegen der Kohle? Ist es das?«
Belinda wurde knallrot im Gesicht.
»Du kannst nicht einfach hier hereinschneien, groß tönen, dass ich einen Sohn habe, und dann wieder abhauen. So funktioniert das nicht.«
Den Blick auf die Unterlagen geheftet, rutschte die Frau ungemütlich auf dem Stuhl herum. »Ich dachte, es wäre das Einfachste für dich.«
Um seine Mundwinkel zuckte es.
Belinda schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, ich gebe meinen Jungen nicht ab. Das mit meiner Nachbarin ist vielleicht nicht die beste Lösung. Aber es ist ja auch nur vorübergehend. Höchstens einen Monat. Du kannst mir Travis nicht wegnehmen.«
Jesse hatte sich sichtlich beruhigt. »Natürlich nicht. Das will ich doch auch gar nicht. Ruf mich an, sobald du dich häuslich eingerichtet hast, dann setz ich Travis ins nächste Flugzeug.« Er sah sie scharf an. »Findest du es wirklich richtig, ihn einen Monat bei einer wildfremden Frau einzuquartieren?«
Panik und Pragmatismus führten auf Belindas früher einmal hübschem Gesicht einen schweren Kampf. »Verdammt noch mal, schwörst du, keine krummen Tricks mit dem Jungen zu versuchen?«
»Versprochen.«
Sie musterte ihren Exfreund für einen langen Augenblick.
»Also gut, in Ordnung. Aber er kommt zu mir zurück, sobald ich eine Wohnung gefunden habe.«
»Ruf mich einfach an, wenn du so weit bist.«
Belinda zögerte noch kurz, bevor sie erklärte: »Okay, dann rede ich jetzt mit Travis.«
Sie stand auf. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging Jesse in die Küche. Er trat an die Spüle, von wo er aus dem Fenster in den Garten spähte. Kate stand für eine Weile im Eingang und beobachtete ihn.
Der unselige Vorfall mit dem Tee und der Presseagentin Gwen war vergessen. Während sie ihm zusah, begriff sie, dass Jesse ein Fremder für sie geworden war. Er mochte lachen und scherzen, aber er war nicht mehr der Junge, mit dem sie aufgewachsen war. Der Gleichmut und die Sorglosigkeit schienen wie weggewischt.
Jesse hatte Kate immer wieder mit seinem Sonnyboy-Image verblüfft, als könnte ihn nichts erschüttern. Doch bei näherem Hinsehen bekam die unbekümmert strahlende Fassade Risse.
Als er mit Julia beim Sender aufgetaucht war, hatte Kate sich gleich gefragt, warum er zurückgekehrt sei. Er war zig Jahre weg gewesen, wieso war er da auf einmal wieder in seiner Heimatstadt aufgetaucht?
Geräuschlos trat sie neben ihn an die Spüle und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie beobachtete, wie Belinda zu dem Jungen ging und sich auf den Rand der Liege setzte. Kate hatte den Eindruck, dass beide schwiegen, Belinda legte lediglich eine Hand auf seine Stiefelspitze. Einander nah und doch auf eigentümliche Weise distanziert.
Traf das auf die meisten Familien zu? Sie wusste, dass auch zwischen Jesse und seinem Vater eine komplizierte Beziehung bestand. Sie waren eher gute Kumpel, denn Carlen Chapman hatte seinen Sohn Jesse schon früh überall mit hingenommen, Derek dagegen kaum beachtet. Sie vermutete, dass dies letztlich der Anlass für die Konflikte zwischen den Brüdern war.
Allerdings hatte sie nie erfahren, wieso Derek ausgegrenzt worden war, denn eigentlich hätte Carlen doch eher mit dem älteren Sohn ein freundschaftliches Verhältnis pflegen müssen.
»Warum, Jesse?«, fragte Kate leise. »Warum tust du das?«
Jesse schwieg lange. Schließlich verblüffte er sie mit einer schonungslosen Offenheit.
»Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich Belinda einen Scheck ausschreiben und die beiden wegschicken würde? Ich sehe doch, dass es mein Kind ist.« Er schüttelte den Kopf. »Katie, ich habe einen Sohn.«
Vor lauter Rührung hatte Kate einen Kloß im Hals. Allerdings konnte sie aus seiner
Weitere Kostenlose Bücher