Einfach sexy
sie an. »Sieh dir den Jungen doch bloß an, dann weißt du, dass er von dir ist.«
Suzanne seufzte. »Ihnen geht es um Geld, oder?«
Belinda funkelte sie an. »Und wenn schon? Ich brauche einen guten Job, und jetzt hab ich die Chance, in Vegas groß rauszukommen. Aber ein Neuanfang kostet Geld, viel Geld.«
»Meine Güte, Jesse«, seufzte Derek matt, der für seine neununddreißig um Jahre gealtert schien.
Jesse und Derek starrten einander an, und die alten Konflikte lebten wieder auf. Wie oft hatte Kate sie schon so erlebt? Zwei Brüder, die vollkommen verschieden waren, der eine konservativ, der andere leichtlebig, unbekümmert. Solange sie die beiden kannte, hatte eine gespannte Beziehung zwischen ihnen bestanden. Sie liebten einander, doch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten machten es ihnen schwer, einander zu akzeptieren. Vorurteile und Unverständnis ließen sich nie völlig ausschalten. Und dass nun plötzliche ein unehelicher Sohn auftauchte, machte es nicht unbedingt einfacher.
Derek atmete einmal tief aus, dann war er wieder der pragmatische, verantwortungsbewusste Familienmensch. »Jesse lässt sich nicht erpressen.«
»Derek, damit komme ich allein klar«, meinte Jesse scharf.
»Tatsächlich?«
Kate spürte die unterschwellige Aggression, die sie nie recht verstanden hatte. Sie hatte sich schon öfter gefragt, was den Bruch zwischen ihnen hervorgerufen haben mochte.
Jesse nahm nun Belinda ins Visier. »Zeig mir mal das Dokument.«
Belinda gab es ihm, zuammen mit einem Haufen Papiere. Sobald er die Seiten überflogen hatte, bedeutete er ihr, sich zu setzen. Suzanne ging in Richtung Tisch.
»Ihr geht jetzt besser, Suzanne.« Jesse sah zu seinem Bruder. »Ich regle das allein.«
Suzanne wollte etwas erwidern, doch Derek fiel ihr ins Wort. »Komm, Liebes. Er hat Recht.« Er sah wieder zu Jesse hinüber, mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck. »Wenn du etwas brauchst, du weißt ja, wo ich bin.«
Nach einem kurzen Blickwechsel nickte Jesse. »Danke.«
Kate wollte ebenfalls den Raum verlassen, doch Jesse hielt sie überraschenderweise zurück. Für Sekundenbruchteile stand er wortlos da und schaute aus dem Fenster zum Pool. Sie sah Travis, der sich auf einer Holzliege fläzte, einen Stiefel am Boden, den anderen auf den Holzlatten. Ausgegrenzt und abgeschoben.
Jesse konzentrierte sich mittlerweile wieder auf die Dokumente und las alles sorgfältig durch.
Geburtsurkunde, Blutgruppe. Babyfotos und Zeugnisse. Belinda wurde nicht müde, ihm alles zu erklären, und wies wiederholt auf die unwiderlegbare Ähnlichkeit zwischen dem Jungen und Jesse hin.
Schließlich setzte er sich und ließ den Kopf in die Hände sinken. Als er sich wieder aufrichtete, glitt sein Blick unwillkürlich zum Fenster, als könnte er es immer noch nicht fassen. »Was meinst du, wie lange du brauchst, um einen Job zu finden?«
Belinda schien auf seine Frage völlig unvorbereitet; sie hatte wohl mit einer schärferen Auseinandersetzung gerechnet. »Tja, ähm …« Nervös spielte sie mit ihren Haaren. »Ich denke maximal einen Monat. Eine Freundin von mir arbeitet im Caesars Palace. Sie meinte, sie könne mir vielleicht einen Job besorgen,
aber ich muss natürlich erst zu einem Vorstellungsgespräch. Ich kann bei ihr wohnen, bis ich was Eigenes gefunden habe.«
Als sie schwieg, sagte Jesse: »Meinst du, zweitausend würden für einen Neustart in Las Vegas reichen?«
Belinda machte große Augen. »Na klar«, erwiderte sie, verblüfft über ihre Glückssträhne. »Das reicht bestimmt.«
Mit gemischten Gefühlen sah Jesse noch einmal zu Travis am Pool. »Gut, dann werde ich dir einen Scheck ausstellen.«
»Oh, okay. In Ordnung. Hm, ja, super. Könnte ich den wohl gleich haben? Das Auto ist bereits gepackt, dann bin ich weg und nerv dich auch nicht mehr.«
Sie stand auf.
»Was ist mit dem Jungen?« Jesse drückte sie wieder auf den Stuhl. »Fährt er mit nach Las Vegas?«
»Noch nicht. Erst wenn ich mir eine Wohnung gesucht habe. Aber ich hab hier jemanden, wo er solange bleiben kann und versorgt ist.«
Jesse sah sie scharf an. »Wo?«
»Äh … hm … bei einer Bekannten.« Sie wurde nervös.
»Eine gute Bekannte?«, bohrte er weiter.
»Also … eigentlich nicht. Eine Frau, die in unserer Straße wohnt.«
»Du lässt ihn bei irgendeiner Frau?«
»Sie ist nicht irgendeine Frau, sondern eine Nachbarin von mir. Und ich kenne sie … na ja, ganz gut. Ich hab sonst niemanden, wo ich Travis lassen kann, und
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