Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
ich hatte die fantastischste Nacht meines Lebens.
Küsschen, j
An: Julia Boudreaux
Von: Katherine Bloom
Thema: Betr. Brav ist ein relativer Begriff
Was hast du wieder angestellt?!!!!!!!!!!! Spuck’s aus, Jules.
An: Katherine Bloom
Von: Julia Boudreaux
Thema: Später
Einzelheiten gehören nicht in eine E-Mail. Wir reden später darüber.
Küsschen, j
21
Als Julia ihre E-Mail abschickte, befand sie sich in einem mittelschweren Gefühlschaos. Der Gedanke an Ben beflügelte sie, dass ihre Show so gut ankam, war ein weiteres Highlight, trotzdem spielten ihre Nerven verrückt. Sie wusste, dass Ben sie mochte und sich zu ihr hingezogen fühlte. Aber ging ihre Beziehung wirklich über extrem tollen Sex hinaus?
Julia hatte keine Antwort. Sie wusste ja nicht einmal, ob er zu ihr zurückkam. Oder ob sie überhaupt fähig war, eine dauerhafte Bindung mit jemandem einzugehen.
Sie nahm sich vor, es wenigstens zu versuchen. Eine ungewöhnliche Vorstellung, die sie sogleich hellauf begeisterte. Vielleicht funkte es ja zwischen ihr und Ben – jedenfalls wollte sie nicht so schnell aufgeben wie sonst. Vielleicht rührte das ganze Problem daher, dass sie immer Distanz gehalten hatte? Aus Furcht, zurückgewiesen zu werden? Aus der Angst, dass alle Männer wie ihr Vater wären und die Frauen wechselten wie die Hemden? Für solche Typen war Liebe bestimmt ein Fremdwort.
Um drei Uhr in der Nacht war Julia schweißgebadet aus dem Schlaf hochgeschreckt. Sie war davon überzeugt, dass Ben fort war. Jede Faser ihres Körpers signalisierte ihr, dass er sie verlassen hatte. Als sie sich jedoch umdrehte, lag er friedlich schlummernd neben ihr.
Heiße Tränen brannten in ihren Augen. Unschlüssig, was sie noch tun sollte, vergrub sie ihr Gesicht in seinem Nacken. Wie hatte sie ihm nur misstrauen können?
Ben erwachte und murmelte schlaftrunken ihren Namen. Sein Arm glitt um ihre Taille und zog sie eng an seinen Körper. »Julia«, hatte er erneut geflüstert, und es war wie eine Offenbarung.
Sie lag wach, bis er wieder eingeschlafen war, und beobachtete das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs. Und sie nahm sich fest vor, ihre Ängste und Bedenken auszuschalten.
Jetzt, Stunden später, nachdem Ben verschwunden war, bevor sie aufgewacht war, war Julia ganz stolz auf ihre innere Gereiftheit. Sie wollte von nun an ganz cool bleiben. Mal abwarten, wie die Dinge sich ergaben. Und sie würde ihn auch nicht aus Furcht von sich stoßen, sondern ruhig, gelassen und rücksichtsvoll bleiben.
Allmählich verlief ihr Leben in geregelten Bahnen, wovon sie früher nur hatte träumen können. Dennoch gab es eine quälende Sache, die Julia unbedingt aus der Welt schaffen musste: Das, was sie Sonja angetan hatte – auch wenn es eigentlich gut gemeint gewesen war.
Julia seufzte inbrünstig. Sie hatte Sonja und Ben zusammenbringen wollen, um sich selbst zu schützen – darin war weiß Gott keine gute Absicht zu erkennen. Verständlich, dass Sonja sich ausgenutzt vorkam. Julia hatte bei ihr angerufen, auf den Anrufbeantworter gesprochen, doch die Friseurin hatte sich bislang nicht bei ihr gemeldet. Nun würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich persönlich bei ihr zu entschuldigen.
Lebensträume und Entschuldigungen traten jedoch in den Hintergrund, als sie in die Küche schlenderte und die Notiz auf der Arbeitsfläche entdeckte.
Ihr Herz rutschte ihr in die Magengrube. War das einer dieser »Das war’s dann wohl«-Abschiedsbriefe?
Liebste Julia,
Okay, kein schlechter Anfang …
Ich wollte so gern bei dir sein, wenn du aufwachst,
Na, und wieso dann nicht?
Aber ich muss mich um eine dringende Sache kümmern.
Bei der dringenden Sache ging es vermutlich um den Mord an Henry.
»Oh Ben«, seufzte sie. Es war grauenvoll, dass er nicht einmal abschalten konnte, andererseits hatte sie Verständnis dafür, dass er sich seinem toten Freund verpflichtet fühlte.
Wie auch immer, ihr Magen verknotete sich vor Sorge. Vermutlich war Ben in aller Herrgottsfrühe losgefahren, um sich über die Prostituierten zu informieren, mit denen Henry zu tun gehabt hatte. Jetzt konnte Julia nur warten und hoffen, dass Ben irgendwann zurückkäme.
In der Zwischenzeit wollte sie noch etwas regeln.
Ben fuhr durch die sanft ansteigenden Kurven des Castille Drive und hielt vor der Hausnummer, die Taggart ihm genannt hatte. Es handelte sich um
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