Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Begegnung wie Hund und Katze benahmen. Nicht, weil sie sich etwa nicht ausstehen konnten, sondern weil ihnen die gegenseitige Anziehung nicht passte.
»Komm schon«, sagte er nur.
Sie platzte fast vor Wut, doch er schob sie ungerührt auf den Fahrersitz seines Range Rovers. Als sie über die Gangschaltung krabbelte, sich mit dem Schulterriemen ihrer winzigen Handtasche darin verfing und nach der Beifahrertür tastete, packte er sie am Handgelenk.
»Untersteh dich.«
»Wo bringst du mich hin?«, wollte sie wissen, während er sie auf dem Beifahrersitz festhielt.
»Nach Hause.«
»Und was ist mit meinem Wagen?«
»Den holen wir morgen.«
»Wieso muss mein Auto immer auf irgendwelchen Parkplätzen stehen bleiben, sobald du ins Spiel kommst?«
»Weil ich dir ständig den Arsch aus irgendwelchen Schwierigkeiten rette.«
Julia war sprachlos.
»Wenn dir diese Antwort nicht passt«, setzte er hinzu, »wie wär’s dann damit: Ich bin dir was schuldig. Du hast meinen Arsch gerettet. Jetzt rette ich deinen.«
»Den Gutmenschen kannst du woanders raushängen lassen.«
Er feixte böse, sagte aber nichts. Er bretterte über die Mesa ins Tal, eine Hand am Steuer, mit der anderen hielt er sie weiterhin fest. Er schwieg. Schließlich bog er in Julias Auffahrt und bremste.
Julia sprang aus dem Range Rover und hechtete zur Hintertür. Er holte sie ein, als sie gerade den Schlüssel ins Schloss steckte, und riss sie herum.
»Ich bin kein Gutmensch. Verflucht, wir beide wissen doch ganz genau, dass ich mehr falsch als richtig mache, wenn es um dich geht. Und ich hab dir bereits gesagt, dass ich nur dich will.« Er zwang sie, ihn anzusehen. »Ich wusste bloß nicht, dass ich mehr von dir will als Sex.«
»Was?«
»Du kannst es mir glauben, ich bin darüber genauso frustriert wie du. Mein Leben ist schon kompliziert genug, auch ohne einer Frau verfallen zu sein, die nicht mal weiß, was sie will.«
Julia warf den Kopf zurück und kniff die Augen zusammen. »Ich weiß genau, was ich will. Ich will, dass du mich in Ruhe lässt.«
Sie fummelte am Schloss herum. Ben nahm ihr die Schlüssel ab und öffnete, woraufhin sie fluchend an ihm vorbeirauschte. Er beobachtete, wie sie die Handtasche abstellte und dann verschwand. Eine Sekunde lang zögerte er noch. Dann schloss er die Tür und folgte ihr.
Vor ihrer Schlafzimmertür holte er sie ein. »Julia.« Er rührte sie jedoch nicht an.
»Was denn noch?«
Sie klang sarkastisch, aber Ben spürte, dass sie es nicht so meinte. »Erzähl mir doch mal genau, was in der Gondel passiert ist. Wieso willst du dich krampfhaft verändern?«
»Ich will nicht mehr darüber reden, okay? Du weißt sowieso schon mehr als genug.«
»Das ist nicht wahr.« Ben blieb hartnäckig. »Ich versteh das nicht. Wieso wolltest du plötzlich eine andere sein?«
Sie stand stock und steif da und schob trotzig ihr Kinn vor. Zunächst rechnete er gar nicht mit einer Antwort. Dann sah sie ihn an und legte aufgebracht los.
»Du willst es wissen? Okay. Weil ich mich eingeengt fühlte. Reduziert auf eine Persönlichkeit, von der ich nicht wusste, ob es meine war oder ob ich damit lediglich die Aufmerksamkeit meines Vaters auf mich ziehen wollte. Ich habe versucht, mich zu ändern und alles differenzierter anzugehen, weil ich herausfinden wollte, welches Potenzial ich eigentlich habe.«
Er hätte sie so gern in den Arm genommen und gestreichelt. Die Vorstellung war ihm völlig fremd, und trotzdem entsprach sie der Wahrheit.
Er streckte die Hand aus und streichelte mit der Fingerspitze über ihr Kinn. Sobald er sie berührte, zuckte sie zurück. Als er sie an sich zog, wehrte sie sich nicht, blieb aber stocksteif stehen, jeder Muskel angespannt, ihre herunterhängenden Hände zu Fäusten geballt.
»Du hast mehr Potenzial in deinem kleinen Finger als die meisten Leute in ihrem ganzen Körper. Du kannst sein, wer du willst. Aber du solltest dir selbst treu bleiben.« Er gluckste in ihr Haar. »So, wie du bist, bist du fantastisch.«
Er fühlte ihre innere Anspannung wachsen, dann stöhnte sie plötzlich auf und klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihn.
»Was ist bloß los mit mir?«, flüsterte sie aufgewühlt an seiner Brust, während ihre Finger sich in sein Hemd unter der Lederjacke bohrten. »Ich komme mir vor wie bei einem Drahtseilakt.«
»Weil du ein neues Leben anfängst. Das ist nicht leicht.«
»Ja, das sag ich mir auch ständig. Und ich habe mir eingeredet, dass es einfacher wird, wenn ich
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