Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
gerissen zwischen Sex und Selbsterhaltungstrieb.
»Eh Mann, ähm, dass sie mit dir hier ist, konnte ich ja nicht riechen.« Steifbeinig stakste er von seinem Hocker.
Eine Sekunde später glitt Ben auf den Barstuhl. »Ein Bier«, bestellte er gefährlich ruhig. Ein eisgekühltes Glas stand in Rekordzeit vor ihm.
»So«, begann er, »und was wolltest du damit bezwecken?«
Wer Ben nicht gut kannte, hätte seinen Ton für umgänglich gehalten. Julia erkannte jedoch, dass er stinkwütend war.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte sie steif.
»Weißt du«, seufzte er nachsichtig, »eins bewundere ich normalerweise an dir, und das ist deine schonungslose Offenheit. Und jetzt sag mir mal ganz ehrlich, was aus dieser anderen Julia geworden ist.«
Er hatte ja so Recht – Veränderungen hatten nichts mit aufreizenden oder konservativen Klamotten, überbetonter Sexualität oder Prüderie zu tun.
»Das geht dich gar nichts an.«
»Mag sein«, räumte er ein. »Aber ich möchte, dass es mich etwas angeht.«
Ihre Finger umschlossen das hohe Stielglas. »Ich aber nicht.« Sie rutschte von ihrem Hocker herunter und machte sich auf die Suche nach einem Tanzpartner.
Ben beobachtete sie, wie sie kurze Zeit später auf die Tanzfläche trat und sich an einen Typen mit Cowboyhut, Stiefeln und Jeans schmiegte. Ben hatte sich selbst eingeredet, dass ein kleines Sexabenteuer mit Julia genügen würde, um sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Er hatte sie wochenlang begehrt und sein Verlangen als ein rein körperliches betrachtet. Aber nach ihrer fantastischen Nacht ließ ihn die Frau nicht mehr los.
Statt, wie erhofft, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben, intensivierte sich seine Lust auf diese Frau zunehmend. Und die Episode in der Gondel hatte ihm gezeigt, dass er mehr von ihr wollte.
Er konnte nachvollziehen, dass sie ungern Schwäche oder Zuneigung zeigte. Deshalb war sie ihm vermutlich ausgewichen. Er hatte das auch versucht, aber damit Schiffbruch erlitten. Ständig fragte er sich, was sie wohl gerade machte oder wo sie wohl war. Im Bobby’s Place, wo er bei ein paar Bier relaxen wollte, stieß er dann prompt auf sie, während sie gerade einen Cowboy anmachte. Wie um zu zeigen, dass die wilde Julia wieder da war. Mit neuem Elan.
Ben war sich nicht sicher, wem sie das zu beweisen versuchte – sich selbst oder den Gästen. Jedenfalls demonstrierte sie ihm gnadenlos, dass er ihr nichts bedeutete.
Das nahm er ihr keine Sekunde lang ab. Er glaubte eher, dass sie nicht wollte , dass er ihr etwas bedeutete.
Er schwang sich vom Barstuhl, knallte ein paar Münzen auf den Tresen und schlenderte zur Tanzfläche.
»Ich hab Lust«, hörte Ben den Cowboy eben mit erregtverlangender Stimme sagen.
»Ich auch«, murmelte Julia. Ihre Hand glitt über seinen Brustkorb, während sie eng umschlungen zu einer langsamen Melodie tanzten.
Ben war nicht eifersüchtig, nein, er wollte Julia lediglich beschützen.
»Wie heißt du?«, fragte der Cowboy.
»Wen interessieren schon Namen«, giggelte sie frivol.
In diesem Augenblick war Ben alles klar. Sie war sauer, höchstwahrscheinlich auf sich selbst, und versuchte sich abzulenken, indem sie mal wieder irgendwelche Dummheiten machte. Allmählich reichte es ihm.
Er tippte dem Mann auf die Schulter. »Mach mal’ne Pause, Cowboy«, sagte Ben und zog ihn von Julia weg.
Nach der ersten Verblüffung blökte der Mann: »Eh Mann, Sie ticken wohl nicht richtig, was?«
Ben funkelte ihn an. Der Cowboy machte nicht den Eindruck, als ließe er sich schnell einschüchtern, war aber dennoch leicht verunsichert.
»Sie hat mich aufgefordert, Mann. Was hat sie denn mit Ihnen zu tun?«
»Vor kurzem hat sie sich noch als meine Ehefrau bezeichnet.«
»Verheiratet? Scheiße, Mann, tut mir echt Leid.« Der Cowboy konnte gar nicht schnell genug wegkommen.
»Das ist eine glatte Lüge«, rief Julia ihrem flüchtenden Tanzpartner hinterher, dann ließ sie sich zeternd von Ben aus der Bar schleifen. »Es ist gelogen«, schleuderte sie Ben entgegen.
»Tatsächlich?«, fragte er. »Da wäre das Ärzteteam in Providence aber sicher anderer Meinung.«
Ihre Wangen brannten vor Scham. »Ach das«, erwiderte sie. »Wenn ich gewusst hätte, dass du mir das vorwerfen würdest – dabei wollte ich dir nur einen Gefallen tun und sichergehen, dass jemand da war, falls du in der Nacht irgendwas gebraucht hättest.«
In diesem Moment begriff Ben, dass zwischen ihnen mehr war, auch wenn sie sich seit ihrer ersten
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