Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
Sterlings Aufgabe, Ordnung in das Chaos zu bringen und das Geschäft abzuschließen. Und er würde gut daran verdienen. KTEX TV war hoch verschuldet und besaß keinen vernünftigen Plan, wie man in näherer Zukunft wieder schwarzen Zahlen schreiben könnte.
Genau die Art von Sender nach Sterlings Geschmack.
Er griff nach seinem Handy und tippte eine Nummer. Eine Empfangsdame meldete sich am anderen Ende.
»Prescott Media. Zu wem darf ich Sie durchstellen?«
»Verbinden Sie mich mit Betty Taylor.«
»Einen Augenblick bitte.«
Im Laufe der Jahre hatte er es sich angewöhnt, zu allen Mitarbeitern bei Prescott Media höfliche Distanz zu halten. Er veranstaltete keine Feste, er stand nicht herum und plauderte, ebenso wenig gab er Zeitungen und Zeitschriften Interviews. Er lebte zurückgezogen und arbeitete hinter den Kulissen. Ihm gefiel die damit verbundene Anonymität. Nicht, dass schöne Frauen und mächtige Männer nicht seine Nähe suchten. Sie taten es. Er verabredete sich oft. Mit vielen Frauen im Laufe der Jahre. Er mochte sie alle. Erfüllte deren Lust, befriedigte seine eigene. Dann zog er weiter. Seine Konzentration galt dem Wiederaufbau des Familienunternehmens.
Mehr als einmal hatte seine Großmutter gesagt, er solle es ruhiger angehen lassen, endlich zu leben anfangen. Selbst ihm war klar, dass »Wiederaufbau« inzwischen kein treffender Begriff mehr war für die Arbeit, die bei Prescott Media geleistet wurde. Das Unternehmen war fest etabliert. Er und seine Familie besaßen mehr Geld, als sie jemals ausgeben konnten. Aber der Beruf war sein Leben. Die Suche nach einer neuen Beute ließ sein Herz höher schlagen. Geschäfte abzuschließen ließ das Blut in seinen Adern schneller kreisen. Besser gesagt: hatte es schneller kreisen lassen.
»Mr. Prescotts Büro.«
Betty Taylor war eine adrette Fünfundfünfzigjährige, die sein Büro mit der Effizienz eines Feldwebels leitete. Alle bei Prescott Media hatten Angst vor ihr. Denn sie hatte keine Scheu, jedem ihre Meinung zu sagen – außer Sterling. Ihrem Arbeitgeber erwies sie nichts als höchsten Respekt.
»Miss Taylor, ich bin’s, Sterling.«
»Mr. Prescott, guten Morgen. Wie geht es Ihnen?«
»Gut.«
»Wie ist das Wetter?«
»Keine Ahnung.«
»Schön, dann haben wir das ja hinter uns. Ich habe mehrere Nachrichten für Sie.«
Sterling korrigierte seine Einschätzung. Betty Taylor behandelte ihn mit größtem Respekt – allerdings neigte sie dazu, ihn hin und wieder zu bevormunden, was seinen Umgang mit etlichen Angehörigen der Familie Prescott betraf. Einmal hatte sie mitbekommen, wie seine Großmutter in der ihr eigenen, unnachahmlichen Art gesagt hatte, dass er außer seiner Arbeit kein Leben habe. Betty hatte geschwiegen, doch ihr Naserümpfen genügte als Bestätigung.
»Sie hatten drei Anrufe aus Senator Dicksons Büro. Er möchte unbedingt, dass Sie bei seinem Fund-Raising-Dinner eine Rede halten.«
»Ich halte keine Reden bei Fund-Raising-Dinners.«
»Das habe ich ihm auch gesagt. Er möchte es trotzdem.«
Sterling zuckte gleichgültig die Schultern. »Was sonst noch?«
Miss Taylor ging eine Liste mit wichtigen Managern und Politikern durch, die etwas von ihm oder Prescott Media wollten. »Und Mel Burton aus der Presseabteilung hat angerufen und wollte wissen, wann er den Kauf von KTEX verkünden kann.«
Verdammt. Er hatte Burton angewiesen, eine Pressemitteilung zu schreiben. Sowie das Geschäft unter Dach und Fach war, wollte er die Medienwelt schnell darüber in Kenntnis setzen. Mit dem Sender in El Paso würde Prescott Media drei bedeutende Märkte im Südwesten beherrschen. Bereits jetzt besaß er Sender in Albuquerque und Tucson. Wenn er El Paso in der Tasche hatte, wollte er alle drei Sender fusionieren, um die Berichterstattung zu steigern – oder wichtiger: die Werbeeinnahmen zu erhöhen, indem er landesweit operierende Firmen ansprach, die in regionalen Märkten Werbespots zu günstigen Rabattkonditionen platzieren wollten.
Zweifellos wäre es für ihn ein Kinderspiel, das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen. Der Gründer und Besitzer des Senders, Philippe Boudreaux, war kürzlich verstorben, seither leitete seine einzige Tochter das Unternehmen. Die ausführlichen Unterlagen, die Sterling über den Sender zusammengestellt hatte, schilderten Julia Boudreaux als zügelloses und verwöhntes reiches Mädchen, das sich gewiss riesig freuen würde, wenn es die ganzen geschäftlichen Probleme vom Hals hätte.
Außer
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