Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
Sexappeal nicht buchstabieren zu können, geschweige denn zu haben.
»Willst du damit sagen«, fragte Julia, die sie zu verstehen versuchte, »dass du den Entschluss gefasst hast, sexy zu werden, nachdem du bei dem Sexy!- Test durchgefallen bist?«
Chloe ließ den Kopf hängen. »Ja.«
»Und das ist eine Krise?«
»Ja. Nein. Na ja, nicht wirklich.«
»Aber das ist doch gut.«
Chloe zögerte. Sollte sie die Worte wirklich laut aussprechen? »Es ist gar nicht gut. Es ist furchtbar. Es ist … ich … ich hattefastsexmiteinemfremden.«
Kate blinzelte. Beinahe wäre ihr die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht.
Julia sah Chloe konsterniert an. »Hab ich da richtig gehört?«
Chloe beugte sich vor, tat einen langen, melodramatischen Seufzer und stöhnte: »Ja.«
»Wann?«, wollte Kate wissen.
»Gestern Abend.«
»Gestern Abend? Wo?«, fragte Julia verwirrt. »Ich dachte, du wolltest ins Hilton, zum Empfang der Gesellschaft für Kardiologie.«
»Das wollte ich auch.«
»Wie bitte? Dann warst du also nicht da?«
»Nicht ganz. Aber … ich war nah dran.«
Julia setzte sich zurück. »Gütiger Himmel, wovon redest du?«
Chloe schloss die Augen und sammelte sich, dann fing sie an, ihren Freundinnen von ihrem Erlebnis zu erzählen. Sie erzählte von dem ungewohnten Verlangen, sexy zu sein. Berichtete ihnen davon, wie sie sich angezogen hatte, zum Hotel gefahren war, in ihrem Auto gesessen hatte. Sie erwähnte den starken Wind, dass sie gegen einen Mann gerannt, hingefallen war. Dann fügte sie den letzten Teil hinzu: Wie sie schließlich in der Damentoilette des Hotels gelandet war. Auf einem Waschtisch. Mit einem Fremden.
Julia wurde ganz still. »In einer Damentoilette? War es die, in der man auch den Mann entdeckt hat?«
»Das nehme ich an.«
»Chloe!«, riefen Julia und Kate im Chor und beugten sich vor; ihre Augen funkelten vor Neugier.
» Du bist die Frau, die in der Toilette mit dem Mann zusammen war?«
»Es ist eine sehr reizende Toilette«, sagte Chloe und zuckte entschuldigend die Schultern.
»Hat man Töne?«, sagte Julia beeindruckt. »Unsere kleine Chloe hat etwas getan, über das sich alle in der Stadt die Mäuler zerreißen.«
»Zum Glück weiß niemand, dass sie es war«, fügte Kate hinzu.
»Immer Miss Praktisch.«
»Jemand muss es ja sein. Und du weißt doch, warum das passiert ist, oder? Sie hat endlich rebelliert.«
Julia und Kate tauschten einen viel sagenden Blick miteinander, dann sagten sie im Chor: »›Danke deinem Glücksstern, dass du keine Schönheit bist, Chloe-Liebes. Dein Geschenk ist es, klug und vernünftig zu sein. Bleib immer so.‹«
Kate schüttelte lachend den Kopf. Sie empfand für ihre Freundinnen, die sie seit über zwanzig Jahren kannte, eine tiefe, fürsorgliche Zuneigung. »Klingt in meinen Ohren, als hätte unsere kleine Chloe endlich ihre Großmutter widerlegt.«
Julia lachte. »Wenn diese Frau nicht schon tot wäre …«
Alle drei bekreuzigten sich.
»… dann sollte man sie erschießen.«
»Halt, halt. Großmutter hat mich geliebt. Sie hat mich nach dem Tod meiner Mutter zu sich genommen …«
Julia und Kate seufzten. Dann führte Julia die Geschichte fort, die sie alle zur Genüge kannten: »Sie hat dich nach dem Verschwinden deines Vaters großgezogen, unterstützt und geliebt. Apropos dein Vater, jetzt, da er dich nach all den Jahren wiedergefunden hat – hat er vor, jemals wieder bei dir zu Hause auszuziehen?«
»Julia, mein Vater ist kein Problem. Ich bin froh, dass er bei mir wohnt.«
»Gut, gut, kein Wort gegen Regina Sinclair oder Richard Maybry. Außerdem hat deine Großmutter gesagt, dass Männer ›lügen, betrügen und sich aus dem Staub machen‹. In der Hinsicht stimme ich ihr sogar zu.«
»Julia!«, riefen Chloe und Kate aus.
Julia beachtete sie gar nicht. Sie lächelte und beugte sich vor. »Erzähl uns jedes kleine Detail von gestern Abend. Wie heißt er? Wie sieht er aus? Wirst du ihn wiedersehen?«
Erneut zuckte Chloe zusammen; dann beantwortete sie die Fragen der Reihe nach. »Ich weiß es nicht. Dunkles Haar, dunkle Augen. Als ich zur Tür hinausrannte, habe ich mich nicht verabschiedet und erst recht nicht um ein zweites Date gebeten. Ehrlich gesagt, habe ich mich so schnell aus dem Staub gemacht, dass ich meine Handtasche liegen gelassen habe – besser gesagt: deine Handtasche, Julia. Ich kaufe dir eine neue.«
»Wegen der Tasche mache ich mir keine Sorgen.« Julia strich sich über das glatte Haar, ihre perfekt
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