Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
angewurzelt stehen, als sie überall in der Küche Pfannen und Schüsseln sah.
»Dad?«, rief sie laut.
Musik drang an ihr Ohr. Dann sah sie eine Weinflasche.
»O nein!«, sagte sie leise. »Mein Vater hat ein Date! Hier!«
Sie versuchte, sich damit zu beruhigen, dass sie sich vielleicht irrte, und ging in das Wohnzimmer. Aber sie kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ihr Vater sich aus einer leidenschaftlichen Umarmung mit Bitsy löste. Chloe fühlte sich wie eine Mutter, die einem ungezogenen Kind auf die Schliche gekommen war.
»Chloe!«, rief er und sprang vom Sofa auf.
Bitsy murmelte irgendetwas und zog ihre Bluse zurecht.
»Was machst du hier?«, fragte Richard.
»Ich wohne hier«, gab sie zurück, als sei sie die Schuldige. Wieder einmal fühlte sie sich schlecht wegen etwas, wofür sie gar nicht verantwortlich war! Sie hatte das so satt!
»Aber du bist ja in der letzten Zeit nicht hier gewesen, und da Sterling jetzt ausgezogen ist, dachte ich …«
»Dachtest du, du könntest … könntest … hier herummachen mit einer … einer … mit ihr?«
Auf einmal zeigte ihr Vater keine Spur von Verlegenheit mehr. Er stand auf. »Bitsy, entschuldigst du uns bitte kurz?«
»Warum?«, fragte Chloe herausfordernd.
Sie hatte das Gefühl, eine andere Person zu sein, die beobachtete, wie sie sich ganz schrecklich aufführte. Aber sie konnte trotzdem nicht aufhören. »Es ist mir nicht peinlich, vor ihr das zu sagen, was ich zu sagen habe.«
»Das sollte es aber«, sagte ihr Vater.
Bitsy schlenderte durch den Raum und lächelte triumphierend. Kaum schloss sich die Küchentür hinter ihr, wandte sich Richard an Chloe.
»Was ist eigentlich in dich gefahren …«
»Was hast du mit ihr vor, Vater?«
Etwas in ihr veränderte sich. Sie konnte es spüren. Sie merkte, wie diese in ihr aufsteigenden Gefühle ihr fast die Luft nahmen. Seit dem Tag, an dem ihre Mutter mit diesem Kerl auf dem Motorrad weggefahren und niemals zurückgekehrt war, hatte Chloe sich ein Lächeln zugelegt, genauso, wie ihre Großmutter es haben wollte. Sie war immer ein braves Mädchen gewesen, das gute Noten mit nach Hause gebracht und niemals Schwierigkeiten gemacht hatte. Sie hatte stets all ihre Fragen unterdrückt, damit niemand in ihrer Gegenwart sich unwohl fühlte. Die reizende Chloe. War es nicht das, was sie mit aller Macht hatte sein wollen?
Aber plötzlich konnte sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten. Sie konnte einfach nicht mehr klug und vernünftig tun, um so ihr Leben zu retten.
»Das da ist keine Frau.« Fast zitterte ihre Stimme. »Das ist ein Kind. Sie ist halb so alt wie du, wenn nicht noch jünger!«
»Sie ist kein Kind. Sie ist neunundzwanzig Jahre alt.«
Sie riss ungläubig die Augen auf. »Vater! Sie ist nur zwei Jahre älter als ich! Deine Tochter!«
»Hör auf damit! Sofort!« Er fasste sie am Arm und schüttelte ihn ein wenig. »Sicher, ich war dir nie ein guter Vater, und deshalb habe ich auch nicht das Recht, mich jetzt wie einer aufzuführen. Aber ich werde mir dieses Benehmen von dir nicht weiter bieten lassen. Du bist erwachsen, kein Kind mehr. Dann benimm dich auch nicht so.«
Der merkwürdige Schmerz in ihrer Brust war stärker als das durchdringende Gefühl der Verlegenheit.
»Du triffst dich seit Monaten mit ihr, ohne mir auch nur davon zu erzählen.«
»Ich habe es dir erzählt. Erinnerst du dich nicht mehr? Am Abend, als ich sie ins Central ausgeführt habe.«
»Du hast gesagt, du bringst eine Freundin weg! Selbst wenn ich gewusst hätte, dass das ein Date war … es klang überhaupt nicht so, als ob es etwas Ernstes sei.«
»Du hättest dich also besser dabei gefühlt, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich sie liebe?«, fragte er in einem versöhnlichen Ton.
Dennoch waren die Worte wie ein Schlag ins Gesicht. »Nein! Ich werde mich bei dieser Sache niemals gut fühlen.«
»Chloe, hör auf. Bitsy macht mich glücklich. Begreifst du das nicht? Kannst du nicht verstehen, dass es nur darauf ankommt? Ich habe gelernt, dass das Leben zu kurz ist, um sich über Altersunterschiede den Kopf zu zerbrechen. Gott weiß warum, aber sie will mit mir zusammen sein. Und ich mit ihr.«
»Was? Um sie genauso zu verlassen wie meine Mutter?!«
Die Frage hing in der Luft wie eine unangenehme Überraschung. Richard presste die Lippen zusammen und starrte Chloe an. Die selbst nicht glauben konnte, was sie da gerade gesagt hatte.
Wie von Zauberhand löste sich ihre seltsame, vibrierende Stimmung, und
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