Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
Nähe von Trey Tanners Stuhl kam, in ihrem Kopf immer ein rotes Warnlämpchen blinkte, drehte sie sich jedes Mal um und steuerte in die entgegengesetzte Richtung.
»Was ist das denn für eine verrückte Idee?«, fragte sie. »Reality-Shows gibt’s doch wie Sand am Meer.«
»Aber nicht Reality-Shows mit örtlichen Darstellern«, gab Trey zurück. »Wir werden Pionierarbeit leisten.«
»Das ist doch verrückt.«
»KTEX strahlt die Show statt der lokalen Abendnachrichten aus.«
»Sie wollen Schund anstelle von Abendnachrichten senden?«
»Wie gesagt, es geht darum, etwas zu produzieren, das permanent Einnahmen bringt – anders als Ihre Nachrichten.«
Chloe war beleidigt. Sie verteidigte ihre Abendnachrichten und erläuterte, dass die Vierundzwanzigstunden-Nachrichtensendungen den Äther gesättigt hätten. Was aber nur Treys Argument stützte. KTEX verdiente mit den Nachrichten kein Geld. Aber mit einer Reality-Show könnte es gelingen.
»Wenn Sie die Show ausstrahlen, während alle anderen Sender Nachrichten bringen, bieten Sie ein Werbefenster, das die Werbekunden nirgendwo sonst bekommen. Die Unternehmen werden scharenweise zu Ihnen kommen und Ihnen alles zahlen, was Sie wollen, um Dreißig-, ja sogar Sechzigsekundenspots zu bekommen. Außerdem müssen Sie die Nachrichten ja nicht für immer vergessen. Nur eine Zeit lang. Bis Sie Ihre Bilanz ausgeglichen haben.«
Chloe erkannte die Schlüssigkeit seiner Argumentation. Sie war merkwürdig beunruhigt und wütend, auch wenn sie tief im Innern wusste, dass es dabei um mehr als um seinen Vorschlag ging. Sie war nämlich unschlüssig, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Wie konnte sie sich konzentrieren – oder überhaupt etwas zustande bringen -, wenn dieser Mann im selben Gebäude wie sie arbeitete? Was sollte sie sagen, wenn sie einander zufällig am Trinkwasserspender trafen? Wie konnte sie ihn auf den regelmäßigen Mitarbeiterbesprechungen, die Julia seit kurzem einberief, ignorieren?
Chloe hatte ihn in dem Moment, als er sie in die Damentoilette bugsiert hatte, die Oberhand gewinnen lassen.
Sie verdrehte innerlich die Augen. Sie hatte ihn in dem Augenblick die Oberhand gewinnen lassen, als sie wie eine Furie auf ihn losgegangen war und sich an ihn herangeschmissen hatte.
Mensch, Chloe!
Und sie war sich auch nicht sicher, ob ihr »Tu so, als hättest du ihn nie gesehen«-Plan funktionierte. Gott sei Dank hatte sie immerhin die Eingebung gehabt, ihm die Handtasche in die Hand zu drücken und ihm zu sagen, dass er sich geirrt habe.
Vielleicht würde es ja damit klappen, sich einfach nicht ablenken zu lassen.
Mit diesem Gedanken sah sie ihm direkt in die Augen. »Ich weiß zwar, dass ich Sie überhaupt nicht kenne und Sie noch nie im Leben gesehen habe …«
Er verzog leicht den Mund. Kein gutes Zeichen.
»… aber ich kann wohl mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Sie mit dem Fernsehmarkt in El Paso nicht so vertraut sind wie ich.«
Daraufhin rasselte er einen ganzen Haufen Fakten über ihre Heimatstadt und die dortigen Fernsehgewohnheiten herunter. Natürlich kannte er den Markt, aber das war ihr egal; sie hatte lediglich noch einmal erwähnen wollen, dass sie ihn nicht kenne.
Julia beugte sich vor. »Und wie soll das funktionieren?«
Trey griff in seine Aktentasche, zog einen Stift und einen Notizblock hervor und schrieb ein paar Zeilen. Als er damit fertig war, legte er den Block beiseite. »Der Sender könnte so eine Art Junggesellen-Show produzieren -«
»Eine Junggesellen-Show?!«, rief Chloe.
Ben machte es sich auf dem Sofa bequem. »Das könnte klappen.«
»Sieh zu und lerne, kleiner Bruder.« Trey erwärmte sich für das Thema. »In unsere Junggesellen-Show werden wir …«
Da war es wieder, dieses Wir -Wort.
»… ein neues Element einbringen. Am Anfang drehen wir jedes Segment wie in jeder anderen Reality-Show. Wir machen insgesamt sechs Folgen, jede auf vierundvierzig Minuten zusammengeschnitten, was Raum für sechzehn Minuten Werbespots lässt. Anstatt aber, wie die anderen es machen, zu warten, bis wir eine ganze Staffel im Kasten haben, werden wir jede Show am selben Abend ausstrahlen, an dem wir sie aufzeichnen. Genauso wird auch die Late Show with David Letterman gemacht, und es ist das zweitbeste nach Live-Fernsehen.«
Trey ging auf und ab. Es war fast mit Händen zu greifen, wie ihn seine Begeisterung und seine Pläne erfassten. »Wie bereits gesagt, können wir die ganze Sache in einem Monat auf die Beine
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