Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
vorhergesagt hatte.
Sterling blickte durch die Glasscheibe in der Wand des Büros, schaute hinaus in diese Welt, die er schon bald … zerstören würde. Und dann sah er diese Frau.
Chloe Sinclair.
Sie ging den Flur entlang, ihr dunkles Haar fiel ihr auf die Schultern, ihr Pony rahmte die größten blauen Augen ein, die er je gesehen hatte. Sie hatte einen blassen, hellen Teint und ein paar Sommersprossen auf der Nase, was ihn an die eleganten Porzellanpuppen denken ließ, die seine Schwester als Kind gesammelt hatte.
Doch gestern Abend hatte diese Frau so gar nichts Kindliches an sich gehabt.
Plötzlich fielen ihm ihre Worte ein: »Küss mich.«
Sie hatte ihn begehrt, obwohl er ein Fremder war. Sie hatte nicht einmal wissen wollen, wie er hieß.
Chloe Sinclair hatte sich zu ihm hingezogen gefühlt, obwohl sie überhaupt keine Ahnung hatte, wer er war. Sie hatte ihn gewollt, nur ihn, nicht weil er ein Prescott war, nicht weil er ein reicher Mann mit Macht und Einfluss war – wie sie es ihm heute Morgen mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte.
Nun aber wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Was zum Teil daran lag, dass sie ihn mit Sterling Prescott lediglich in Verbindung brachte . Was, wenn sie gewusst hätte, dass er tatsächlich Sterling Prescott war? Er wagte es sich gar nicht auszumalen.
Diese Frau faszinierte und verärgerte ihn abwechselnd.
Doch das war noch nicht alles. Jetzt, da er sie wiedergefunden hatte, konnte er sich den Rest seines Lebens gar nicht mehr vorstellen, ohne zu beenden, was weniger als vierundzwanzig Stunden zuvor in einer Damentoilette in einem Hotel begonnen hatte.
Chloe verschwand in einem der Büros. Sterling drehte sich wieder zu seinen Bruder um, der ihn mit einer Miene musterte, die ihm gar nicht gefiel.
»Was ist?«, fragte Sterling herausfordernd.
»Wenn ich mich in dir so sehr irre, dann beweise es mir doch.«
»Wovon sprichst du?« Sterling verlagerte unbehaglich sein Gewicht.
»Ich fordere dich heraus, großer Bruder. Bring KTEX TV auf Vordermann, ohne deinen Namen oder dein Geld dafür einzusetzen. Führ den Sender in die Gewinnzone und gewinn Chloe Sinclairs Zustimmung. Und tu das alles als Trey Tanner.«
»Das ist doch lächerlich.«
»Wenn du glaubst, dass du das nicht schaffst …«
Der Satz stand zwischen ihnen wie eine Herausforderung.
»Du redest von einem kindischen Spiel.«
»Ich rede von dem Beweis, dass du anders bist, als Chloe Sinclair behauptet. Beweise mir, dass du nicht genau so bist, wie ich befürchte. Mach diesen Sender profitabel, rette die Arbeitsplätze dieser Frauen und zeige, dass du nicht so halsabschneiderisch und gefühllos bist, wie man dir vorwirft.«
Sterling klopfte das Herz, als er Ben anschaute.
Ben blickte zur Seite, auf die Wand, aber er entdeckte sicherlich etwas ganz anderes auf den hellen, pinkfarbenen Wänden, dachte Sterling.
»Wenn du Erfolg hast«, sagte Ben, diesmal ruhig, »mache ich die Familie glücklich. Dann quittiere ich meinen Dienst bei der Polizei und fange bei Prescott Media an.«
Sterling zeigte niemals Gefühle, doch jetzt fiel es ihm schwer, seine Verwunderung zu verbergen. »Das meinst du doch nicht im Ernst.«
Ben erwiderte den Blick. »Es war mir noch nie so ernst.« Er wollte sich ein Lächeln abringen, aber es gelang ihm nicht. »Offen gestanden könnte es sein, dass ich mich nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen muss. Ich habe bloß nie daran gedacht, für Prescott zu arbeiten.« Er zuckte mit den Schultern, ein Glitzern kehrte in seine Augen zurück. »Nicht, dass ich eine Sekunde lang glaube, dass du es schaffst. Ich habe den Eindruck, dass KTEX tief in der Krise steckt. Warum sonst würde es diese Boudreaux riskieren, mit Trey Tanner in Kontakt zu treten? Und dass Chloe Sinclair jemals ihre Zustimmung geben wird, kann ich mir unmöglich vorstellen, selbst wenn du den Sender retten könntest. Sie kann deine draufgängerische Art nämlich nicht ausstehen.«
»Das stimmt nicht …«
Ben sah ihn amüsiert an.
»… und außerdem gibt es keinen Fernsehsender, der so pleite ist, dass ich ihn nicht wieder hinbekäme.«
»Du nimmst also an?«
Sterling sah ihn unverwandt an. »Ist dein Undercover-Job wirklich so schief gegangen?«
Jeder Funke von übertriebener Heiterkeit in Ben ver losch.«Wechsel nicht das Thema.« Die beiden Männer standen einander gegenüber, dann fügte Ben hinzu: »Nimmst du die Herausforderung nun an?«
Aber so leicht wollte Sterling sich nicht geschlagen
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