Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
ganze Angelegenheit nicht gefasst«, sagte er, nicht unfreundlich. »Das liegt doch hoffentlich nicht an gestern Abend?«
»Es gibt kein gestern Abend!«
»Da bin ich anderer Ansicht.«
»Von mir aus …«
»… aber wie oft muss ich Ihnen eigentlich noch erklären, dass Sie mich mit jemandem verwechseln.«
»Gut, wie Sie wollen. Belassen wir’s dabei.«
»Wobei?«
Er legte Stift und Notizblock in seine Aktentasche zurück. »Ich möchte Sie zwar nicht drängen. Aber ich wüsste doch gerne, warum Sie wegen der Show so außer sich waren.«
Chloe sah ihn an und sagte den ersten ehrlich gemeinten Satz, seit sie ihn in dem Konferenzzimmer erblickt hatte. »Ich dachte, Sie wären gekommen, um den Sender unter die Lupe zu nehmen. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie bereits so viel wussten.«
»Julia hatte mir die meisten Informationen im Voraus zugeschickt.«
Wieso hatte Julia ihr nichts davon erzählt?, ärgerte sich Chloe. Und Kate war, ihrer Miene von vorhin nach zu urteilen, ebenso verwundert. »Ach ja?«
»KTEX braucht einen Hit, Chloe. Unbedingt.«
Doch richtig beunruhigend fand sie etwas ganz anderes: dass nämlich jede Art von Erfolg von diesem Mann abhing.
»Da der Sender schnell einen großen Erfolg braucht«, fügte er hinzu, »muss ich schnell arbeiten, um die Show sendefertig zu machen. Und so tüchtig ich auch bin«, er lächelte sie doch tatsächlich an, dass sie fast ein wenig weiche Knie bekam, »kann ich das nicht allein erledigen. Ich brauche eine Koproduzentin.«
»Und das wäre dann wohl ich.«
»Ganz recht«, bestätigte er.
»Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich das kann.«
»Und warum nicht?«
»Weil mein Terminkalender randvoll ist. Budgets, die ich erstellen muss, Shows, die ich planen muss, Gehälter, die ich anweisen muss.«
Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Dieser Mann, gestern Abend, und jetzt diese neue Wendung der Ereignisse.
»Das macht nichts. Ich arbeite auch gern mit jemand anderem an diesem Projekt zusammen. Beauftragen Sie einen anderen, ich setze mich dann sofort an die Arbeit.«
Chloe stöhnte. »Es gibt niemanden sonst.«
»Keine Assistenten?«
»Nein.«
»Keine senderinternen Produzenten?«
Sie seufzte. »Ich fungiere als senderinterne Produzentin, seit wir unseren letzten Produzenten gehen lassen mussten.«
»Was schlagen Sie also vor?«
Chloe ließ sich auf den Stuhl vor Julias Schreibtisch fallen und schob ihre Brille hoch, mit einem Finger auf den Nasenrücken gedrückt. »Ich habe vermutlich keine Wahl, als mit Ihnen bei diesem Projekt zusammenzuarbeiten.«
»Aus Ihrem Mund klingt das so, als wäre es eine Strafe.«
»Ist es auch.«
»Na, kommen Sie«, neckte er sie. »War ich gestern Abend denn so schlecht?«
Sie wussten beide, dass dem nicht so war. Aber Chloe war noch immer nicht bereit, ihr Leugnen aufzugeben.
»Sie wollen wirklich nicht aufgeben, nicht wahr?«, fragte er.
»Man hat mich hartnäckig genannt.«
»Ein besseres Wort wäre wohl stur .«
»Danke.«
»Nun gut. Tun Sie, was Sie wollen. Aber wir müssen uns sofort an die Arbeit machen.«
Er erhob sich. Leider blieb er direkt vor ihr stehen und legte die Arme auf die Stuhllehne. Seine dunklen Augen funkelten humorvoll, sein traumhaft voller Mund war an einer Ecke hochgezogen. »Wenn Sie möchten«, sagte er, »können wir auf der Toilette anfangen.«
Und damit verließ er den Raum, ehe sie ihm ihren Notizblock an den Kopf werfen konnte.
An: Julia Boudreaux
Katherine Bloom
Von: Chloe Sinclair
Thema: Ein Monat
Julia, hoffentlich weißt du, was du tust, wenn du zulässt, dass Prescott Media bei KTEX einen Fuß in die Tür bekommt. Es ist doch wohl kaum möglich, dass wir ein Programm kreieren und innerhalb eines Monats ausstrahlen. Und was passiert, wenn es nicht klappt? Geraten wir dann noch tiefer in die Schuldenfalle? Schafft das für Prescott eine Gelegenheit, KTEX zu einem noch niedrigeren Preis zu übernehmen?
Chloe
Chloe Sinclair
Geschäftsführerin des preisgekrönten KTEX TV
An: Chloe Sinclair
Katherine Bloom Von: Julia Boudreaux
Thema: Sorry
Du sorgst noch dafür, dass ich einen Infarkt bekomme, Chloe. Ich, die sich sonst um nichts Sorgen macht. Mir gefällt dieses neue Leben wirklich nicht. Aber jetzt, da mein Vater nicht mehr lebt, bleibt mir ja nichts anderes übrig. Hast du eine bessere Idee, wie wir den Sender retten
Weitere Kostenlose Bücher