Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
verdammte Fitnessstudio.«
Sterling überhörte das klagende Stöhnen seines Bruders.
Die beiden Männer fuhren in Bens schwarzem Range Rover entlang der Mesa Street in die Innenstadt.
»Dich scheint’s ja schwer erwischt zu haben«, sagte Ben und schwieg angespannt.
»Wovon sprichst du?«
»Von dir und dieser Chloe.«
»Zwischen mir und Chloe Sinclair ist nichts, und mich hat auch nichts schwer erwischt – außer einem schweren Fall von Verwirrung über eine Frau, die ihre Arbeit nicht erledigt.«
»Aha, deshalb jagst du ihr nach Feierabend nach; du willst dich also zu einem Meeting im Fitnesscenter mit ihr treffen.«
»Wir müssen eine Show produzieren«, erwiderte Sterling gepresst.
»Und ich soll sicher von deinem Engagement in dieser Sache ganz beeindruckt sein. Workaholic, kein Leben außerhalb des Büros. Willst du, dass ich so ein Leben führe?«
»Ich schätze, ich würde mich ziemlich in die Nesseln setzen, wenn ich dir darauf eine Antwort gäbe.«
Ben grinste. »Worauf du Gift nehmen kannst, großer Bruder.«
Sie preschten die Mesa Street hoch. Egal, wie oft Sterling durch die Stadt fuhr, die geografischen Gegebenheiten verblüfften ihn immer wieder aufs Neue. Obschon Oktober, waren die Bäume noch belaubt. Die gewaltige Bergkette mit ihren bedrohlich wirkenden Felshängen und -vorsprüngen erhob sich über der Stadt, die sich an ihren Fuß schmiegte, und schimmerte beinahe rot in der untergehenden Sonne. Das Gebirge lief in das Flussbecken des Rio Grande aus und stieg dann auf der anderen Seite des Flusses wieder an, wo bereits Mexiko lag. Aber heute konnte nichts davon seine Stimmung aufhellen. Als die beiden Männer vor dem Fitnesscenter an der Mesa Street ankamen, platzte Sterling fast vor unterdrückter Wut.
Aus Gewohnheit nahm er seine Aktentasche mit, als er das Gebäude betrat. Ben ging hinter ihm her und gab irgendeine Erklärung, während Sterling schon am Empfangstresen vorbeilief, worauf eine schnippische Empfangsdame ihm nachrief, er solle sich gefälligst eintragen.
Ben schüttelte den Kopf und überlegte, was eigentlich mit seinem Bruder los war. Natürlich war ihm klar, dass Sterling nach El Paso gekommen war, um ihn dazu zu bewegen, zur Familie zurückzukehren. Und zum ersten Mal, seitdem er St. Louis verlassen hatte, fragte er sich, ob es nicht vielleicht sogar das Richtige wäre.
Das war auch der einzige Grund dafür, dass Ben versprochen hatte, er werde nach St. Louis zurückkehren, falls Sterling den Sender rettete. Zu dem Zeitpunkt schien es kaum möglich, den Sender innerhalb eines Monats vor dem Konkurs zu bewahren. Aber er hatte Sterlings Tatkraft unterschätzt – einen Elan, den er auch jetzt bei seiner Jagd nach einer Person an den Tag legte, die einen Geschäftstermin mit ihm hatte platzen lassen.
Würde Sterling seine Aufgabe erfolgreich erledigen?
Und falls ja, konnte er, Ben, dann seine Stelle bei der Kriminalpolizei tatsächlich aufgeben?
Er wusste es nicht. Er war jetzt schon die zweite Woche nicht mehr im Dienst, mochte aber noch immer nicht daran denken, geschweige denn darüber sprechen, dass sein Partner bei einem misslungenen Undercover-Drogendeal ums Leben gekommen war.
Ein Tumult zu seiner Linken unterbrach seine Gedanken. Zum Glück. Weniger glücklich war er jedoch, als er sah, dass Julia Boudreaux in dessen Zentrum stand.
Aber warum wunderte ihn dies nicht?
Zum Teufel, die Frau war schon etwas Besonderes. Ihr langes, schwarzes, glänzendes Haar war zurückgesteckt, ihre violettblauen Augen blitzten. Sie sagte, was sie dachte, wenn sie Lust dazu hatte. Aber es gab genügend starke Frauen in seiner Familie. Er wünschte sich eine Frau, die weich, lieb und warmherzig war. Eine, die wusste, wie man seinen Geist und seinen Körper mit jenem aufregenden Verlangen erfüllte, das wie Bourbon schmeckte, im Glas zwischen zwei Händen gewärmt.
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand und beobachtete, wie die umstehenden Männer sie umschwirrten und versuchten, ein wenig von ihrer Aufmerksamkeit zu erhaschen. Sie teilte aus und hielt zurück auf eine Art, die, wie er fand, kein Mann anziehend finden konnte. Sie flirtete, sie spielte, ja, einmal erhob sie sogar den Finger gegen einen Muskelprotz, der ihr einen Kuss stehlen wollte, als handelte es sich um einen unartigen Jungen.
Ben überlegte, ob er das Gebäude verlassen sollte. Er wollte gerade gehen und Sterling sich selbst überlassen, als einer aus der Schar der Bewunderer Julia auf
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