Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
gewartet?«
»Weil ich dienstags immer zum Kickboxen gehe.«
»Um den Trainer zu treffen?«
Vor lauter Überraschung rutschten tatsächlich ihre Füße von den Pedalen. »Nein, nicht ausschließlich, um den Trainer zu sehen.« Sie hob ihre Brauen. »Obwohl er allein schon ein hinreichender Grund wäre.«
Er fluchte leise.
»Ich bin hier, um Sport zu treiben. Es tut mir gut und hilft mir dabei, bessere Arbeit zu leisten. Sie tun doch außer Arbeiten sicher auch noch etwas anderes? Oder haben Sie kein Privatleben?«
Privatleben?
In Sterlings Welt drehte sich alles um den Beruf. Um den Erfolg. Um Geschäftsabschlüsse. Er konnte sich nicht entsinnen, dass er sich jemals über ein Leben jenseits der Arbeit Gedanken gemacht hätte. Er traf sich mit Frauen. Er nahm die gesellschaftlichen Anlässe wahr, wie er es, als Vertreter der Familie und als Vorstandschef von Prescott Media, musste. Aber herumzustehen und Konversation zu machen war seiner Ansicht nach absolute Zeitverschwendung.
Meistens arbeitete er. Und es machte ihm Spaß.
Zumindest war es so, bis diese zierliche Frau zwei verhängnisvolle Worte gesagt hatte: »Küss mich.«
»Um mein Privatleben geht es hier nicht«, sagte er. »Wir müssen die Locations der Rosen und des Frauenschwarms festlegen, falls wir den Papierkram noch vor Drehbeginn erledigt haben wollen. Außerdem weiß ich Besseres mit meiner Zeit anzufangen, als Ihnen überallhin hinterherzulaufen. Ich schätze Ihre unprofessionelle Verantwortungslosigkeit gar nicht, so wird diese Show nie zu einem Erfolg werden.«
Sie riss die Augen auf, ihr Mund stand offen. Diesmal rutschten ihre Füße endgültig von den Pedalen, und sicher wäre sie auf ihn gefallen, wenn er nicht die Hand ausgestreckt und Chloe vom Rad gehoben hätte. Sie hatte ihre Stimme auch dann noch nicht wiedergefunden, als er sie auf die kleine, schwarze, gepolsterte Trainingsbank setzte. Als er breitbeinig an dem gegenüberliegenden Ende Platz genommen hatte, ergriff er ihre Hände, während sie ihn wegzustoßen versuchte.
»Genug. Wir haben eine Arbeit zu erledigen, und wir können kein Gespräch miteinander führen, wenn Sie auf einem Trimmrad schnaufen. Ich meine, wir haben keine Zeit, herumzuspielen und Kickbox-Trainer anzuschmachten, Sie sollten lieber alles in Ihrer Macht Stehende tun, um KTEX TV zu retten.«
Ihr Mund klappte zu, bis ihre Lippen wie ein dünner Strich waren. »Sie selbstgerechter, besserwisserischer Mist …«. Sie hielt inne, dann beugte sie sich vor, griff in ihre Trainingstasche und zog eine dunkelbraune Mappe hervor. »Hier.«
»Was ist das?«
»Werfen Sie doch mal einen Blick hinein«, gab sie zurück.
Er tat es. »Häuser?«
»Ja«, presste sie heraus, ungeduldig mit sich selbst. »Ich habe die Fotos heute Morgen mit einer Polaroidkamera gemacht.«
»Heute Morgen?«
»Gegen fünf, als ich ja so unprofessionell verantwortungslos war.«
Er hatte kein schlechtes Gewissen. Er war vielmehr beeindruckt. Und das sagte er ihr auch.
Das nahm ihr den Wind aus den Segeln. Er sah, dass sie gleichgültig zu wirken versuchte. Mit einigen hektischen Bewegungen zerrte sie ein paar Fotos aus der Mappe, die er in der Hand hielt.
»Ich habe mit einem Immobilienmakler gesprochen«, erklärte sie, »er hat mir Kurzbeschreibungen von in Frage kommenden Häusern zugeschickt, aber bei mehreren, die richtig interessant schienen, fehlten die Fotos, oder sie waren so undeutlich, dass man kaum etwas darauf erkennen konnte.«
»Dann sind Sie also in der Gegend herumgefahren und haben um fünf Uhr morgens Fotos gemacht?«
»Ja, na ja …« Sie klang streitlustig.
Während er sich die Fotos ansah, sagte sie: »Ich habe darüber nachgedacht, ob wir die Show vielleicht in einem Hotel drehen sollten. Aber dort hätten wir vermutlich nicht genügend Platz für unsere Ausrüstung. Deshalb habe ich diese Möglichkeit ausgeschlossen und mich für ein Einfamilienhaus entschieden.«
Er hielt zwei Paar Fotos in die Höhe. Chloe sagte: »Das sind die beiden Häuser, die in Frage kommen, sie liegen in einer Gegend namens Mission Hills. Auf den Rückseiten der Fotos sind jeweils kleine Karten angebracht, die zeigen, wie weit die Mietobjekte von KTX entfernt liegen.«
»Die Häuser sind hübsch und liegen nahe am Bahnhof, aber sie haben keinerlei romantisches Flair.«
Chloe nickte. »Da haben Sie Recht. Das Schwierigste ist, zwei Häuser zu finden, die so nahe nebeneinander liegen, dass wir mit einer Filmcrew arbeiten können
Weitere Kostenlose Bücher