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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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zerschmettern sehen. Das hinterließ eine dreieckige Wunde in der Kopfhaut, und der Ausdruck in den Augen des Anwalts änderte sich, nicht aber sein Lächeln.
    Er erhob sich schwankend auf seine Füße und schlug zurück, wie solche Menschen zurückschlagen. ›Dafür danke ich Ihnen‹, sagte er, ›denn jetzt kann ich mir den ganzen Besitz nehmen. Das Gesetz wird ihn mir geben.‹
    Exmoor war, scheint es, weiß wie Asche, aber seine Augen flammten immer noch. ›Das Gesetz wird es Ihnen geben‹, sagte er; ›aber Sie werden es nicht nehmen… Warum nicht? Warum? Weil das für mich der Jüngste Tag wäre, und wenn Sie es nehmen, werde ich meine Perücke abnehmen… Nun, Sie erbärmlicher gerupfter Vogel, jedermann kann Ihren kahlen Kopf sehen. Aber kein Mann wird meinen sehen und überleben‹.
    Nun können Sie sagen, was Sie wollen, und es ausdeuten, wie Sie wollen. Aber Mull beschwor als feierliche Tatsache, daß der Anwalt, nachdem er zunächst seine verkrampften Fäuste für einen Augenblick durch die Luft geschwungen hatte, einfach aus dem Zimmer gerannt sei und niemals wieder in der Gegend gesehen wurde; und daß seither Exmoor noch mehr als Hexer gefürchtet wurde denn schon zuvor als Großgrundbesitzer und Friedensrichter.
    Nun hat Dr. Mull seine Geschichte mit reichlich wilden und theatralischen Gesten erzählt und mit einer Leidenschaft, die mir einigermaßen parteiisch vorkam. Ich war mir durchaus der Möglichkeit bewußt, daß das Ganze die Extravaganz eines alten Schwätzers und Klatschonkels sein könnte. Aber bevor ich diese Hälfte meiner Entdeckungen beschließe, muß ich Dr. Mull Gerechtigkeit angedeihen lassen und berichten, daß meine ersten beiden Recherchen seine Geschichte bestätigt haben. Ich erfuhr von einem alten Apotheker im Dorf, daß eines Abends ein kahler Mann im Abendanzug aufgetaucht sei, der seinen Namen mit Green angegeben habe, und der sich von ihm eine dreieckige Wunde an der Stirn habe versorgen lassen. Und ich erfuhr aus Gerichtsakten und alten Zeitungen, daß einst ein Verfahren von einem Green gegen den Herzog von Exmoor eingeleitet und zumindest eröffnet worden ist.«
    Mr. Nutt vom ›Daily Reformer‹ schrieb einige höchst unpassende Worte quer über das Manuskript, machte eine Reihe höchst geheimnisvoller Zeichen an den Rand und rief mit der gleichen lauten monotonen Stimme nach Miss Barlow: »Nehmen Sie einen Brief an Mr. Finn auf.«
     
    »LIEBER FINN,
    Ihr Manuskript ist ganz brauchbar, aber ich hatte es ein bißchen zu untertiteln; und außerdem würden unsere Leser niemals einen römischen Priester in der Geschichte dulden – Sie dürfen die Vorstädte nicht vergessen. Ich habe ihn in Mr. Brown, Spiritualisten, geändert.
    Ihr
    E. NUTT.«
     
    Einen oder zwei Tage später sah man den rührigen und kritischen Redakteur, wie er mit blauen Augen, die größer und größer zu werden schienen, den zweiten Teil von Mr. Finns Bericht über die Geheimnisse aus dem Leben der höchsten Kreise studierte. Er begann mit folgenden Worten:
     
    »Ich habe eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Ich gestehe freimütig, daß sie ganz anders aussieht als alles, was zu entdecken ich erwartet hatte, und sie wird die Öffentlichkeit auf eine höchst handfeste Weise erschüttern. Ich wage ohne Eitelkeit zu behaupten, daß man das, was ich jetzt niederschreiben werde, in ganz Europa lesen wird, und ebenso in ganz Amerika und in allen Kolonien. Und doch erfuhr ich alles, was ich zu berichten habe, bevor ich diesen nämlichen kleinen Holztisch in diesem nämlichen kleinen Gehölz aus Apfelbäumen verließ.
    Ich verdanke alles dem kleinen Priester Brown; er ist ein außerordentlicher Mann. Der große Bibliothekar hatte den Tisch verlassen, vielleicht beschämt ob seiner Geschwätzigkeit, vielleicht besorgt ob des Sturms, in dem sein rätselhafter Herr verschwunden war: wie auch immer, er verschwand schwerfällig auf den Spuren des Herzogs zwischen den Bäumen. Father Brown hatte eine der Zitronen ergriffen und betrachtete sie mit einem sonderbaren Vergnügen.
    ›Welch schöne Farbe doch eine Zitrone hat!‹ sagte er. ›Es gibt nur eine Sache, die ich an der Perücke des Herzogs nicht mag – die Farbe.‹
    ›Ich glaube nicht, daß ich Sie verstehe‹, antwortete ich.
    ›Ich wage zu behaupten, daß er gute Gründe hat, seine Ohren zu bedecken, wie einst König Midas‹, fuhr der Priester in heiterer Schlichtheit fort, die unter den obwaltenden Umständen einen etwas spöttischen

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