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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Charakter zu haben schien. ›Ich kann gut verstehen, daß es angenehmer ist, sie mit Haar zu bedecken, als mit Messingplatten oder Lederklappen. Aber wenn er Haar verwenden will, warum läßt er es nicht wie Haar aussehen? Niemals hat es Haar von dieser Farbe auf Erden gegeben. Es sieht eher aus, als komme eine Sonnenuntergangswolke durchs Gehölz. Warum verbirgt er den Familienfluch nicht geschickter, wenn er sich seiner wirklich so sehr schämt? Soll ich es Ihnen sagen? Weil er sich seiner überhaupt nicht schämt. Er ist stolz auf ihn.‹
    ›Das ist aber eine zu häßliche Perücke, um darauf stolz zu sein – und eine zu häßliche Geschichte‹, sagte ich.
    ›Denken Sie einmal nach‹, erwiderte dieser seltsame kleine Mann, ›wie Sie selbst wirklich über solche Dinge denken. Ich bin nicht der Ansicht, daß Sie versnobter oder morbider sind als wir übrigen: Aber haben Sie nicht auch den Eindruck, daß ein echter alter Familienfluch in Wirklichkeit ein ganz hübscher Besitz ist? Würden Sie sich schämen, wären Sie nicht auch ein bißchen stolz, wenn der Erbe des Schreckens der Glamis Sie seinen Freund nennte? Oder wenn Byrons Familie Ihnen ganz allein die üblen Geheimnisse dieses Geschlechtes anvertraut hätte? Beurteilen Sie die Aristokraten nicht zu streng, wenn ihre Köpfe sich als so schwach wie unsere erweisen, und wenn sie sich als Snobs gegenüber ihren eigenen Kümmernissen erweisen.‹
    ›Bei Gott!‹ schrie ich. ›Das ist wahr genug. In der Familie meiner Mutter gab es eine Todesfee; und jetzt, da ich darüber nachdenke, wird mir klar, wie oft mich das in kalten Stunden getröstet hat.‹
    ›Und denken Sie‹, fuhr er fort, ›an jenen Strom von Blut und Gift, der ihm im gleichen Augenblick von den dünnen Lippen sprudelte, als Sie seine Vorfahren erwähnten. Warum sollte er jedem beliebigen Fremden eine solche Schreckenskammer zeigen, wenn er nicht stolz auf sie wäre? Er verbirgt seine Perücke nicht, er verbirgt sein Blut nicht, er verbirgt seinen Familienfluch nicht, er verbirgt die Verbrechen seiner Familie nicht – aber –‹
    Die Stimme des kleinen Mannes änderte sich so plötzlich, er ballte seine Hände so jäh, seine Augen wurden so rasch runder und leuchtender wie die einer erwachenden Eule, daß es die ganze Abruptheit einer kleinen Explosion auf dem Tisch hatte.
    ›Aber‹, schloß er, ›er verbirgt das Geheimnis seines Ankleidens.‹
    Irgendwie vervollständigte es das Erschauern meiner phantasievollen Nerven, daß in diesem Augenblick der Herzog schweigend zwischen den schimmernden Bäumen wieder erschien, auf seinen leisen Füßen und mit seinem sonnenuntergangfarbigen Haar kam er in Begleitung seines Bibliothekars um die Hausecke. Aber noch ehe er in Hörweite war, hatte Father Brown ganz gelassen hinzugefügt: ›Warum verbirgt er in Wirklichkeit das Geheimnis dessen, was er mit der purpurnen Perücke macht? Weil es nicht die Art von Geheimnis ist, die wir vermuten.‹
    Der Herzog kam um die Ecke und nahm seinen Platz am Kopf des Tisches mit all seiner angeborenen Würde wieder ein. Den Bibliothekar ließ seine Verlegenheit wie einen großen Bären auf seinen Hinterbeinen schwanken. Der Herzog sprach den Priester in tiefem Ernst an. ›Father Brown‹, sagte er, ›Doktor Mull hat mich unterrichtet, daß Sie hergekommen sind, um mir ein Ersuchen vorzutragen. Nun beachte ich die Religion meiner Väter schon seit langem nicht mehr; aber um ihretwillen und wegen unserer früheren Begegnungen bin ich gerne bereit, Sie anzuhören. Aber ich nehme an, daß Sie es vorzögen, Ihr Ersuchen unter vier Augen vorzubringen.‹
    Was immer in mir noch von guter Erziehung übrig war, hieß mich gehen. Was immer ich mir vom Journalisten angeeignet habe, hieß mich bleiben. Aber noch ehe diese Lähmung sich in mir gelöst hatte, hielt mich der Priester mit einer leichten Bewegung zurück. ›Wenn‹, sagte er, ›Euer Gnaden mir meinen wirklichen Wunsch gewähren wollen, oder wenn ich irgendein Recht habe, Ihnen zu raten, dann würde ich darauf drängen, daß so viele Leute wie nur möglich anwesend sein sollten. Überall in dieser Gegend habe ich Aberhunderte selbst von meiner eigenen Herde und Konfession gefunden, deren Phantasie von dem Bann vergiftet ist, den zu brechen ich Sie anflehe. Ich wollte, wir könnten ganz Devonshire hier haben, um Sie es tun zu sehen.‹
    ›Mich was tun zu sehen?‹ fragte der Herzog und runzelte die Brauen.
    ›Zu sehen, wie Sie die Perücke abnehmen‹,

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