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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Geschäft mit Sicherheit Pluspunkte gemacht.«
    Einige Tage danach erhielt Father Brown eine sehr höfliche Note, gezeichnet von Silas T. Vandam, die ihn bat, zu einer bestimmten Stunde in jenem Apartment zu erscheinen, das die Szene des Verschwindens war, um die notwendigen Schritte zu unternehmen, jenes wundersame Ereignis festzuhalten. Das Ereignis selbst begann bereits, sich in den Zeitungen auszubreiten, und überall bemächtigten sich die Anhänger des Okkulten seiner. Father Brown erblickte die schreienden Plakate mit Aufschriften wie »Selbstmord des Mannes, der sich in Luft auflösen konnte« und »Fluch hängt Philanthropen«, als er auf dem Wege nach Moon Crescent vorüberkam und die Treppen auf dem Weg zum Aufzug hinaufstieg. Er fand die kleine Gruppe ziemlich genau so vor, wie er sie verlassen hatte, Vandam, Alboin und den Sekretär; aber in ihrem Ton ihm gegenüber war eine ganz neue Hochachtung und sogar Verehrung. Sie standen an Wynds Schreibtisch, auf dem ein großer Papierbogen und Schreibgeräte lagen, als sie sich umdrehten, um ihn zu begrüßen.
    »Father Brown«, sagte der Sprecher, der weißhaarige Westmann, durch seine Verantwortlichkeit einigermaßen ernüchtert, »wir haben Sie in erster Linie hergebeten, um Sie um Entschuldigung zu bitten und Ihnen unseren Dank abzustatten. Wir anerkennen, daß Sie es waren, der die spirituelle Manifestation von Anfang an erkannte. Wir alle waren in der Schale hartgesottene Skeptiker; aber jetzt erkennen wir, daß ein Mann zunächst diese Schale durchbrechen muß, um zu den großen Dingen hinter der Welt vorzudringen. Sie stehen für diese Dinge ein; Sie treten für die paranormale Erklärung der Dinge ein; und wir müssen uns vor Ihnen verneigen. Und in zweiter Linie haben wir Sie hergebeten, weil wir meinen, daß dieses Dokument ohne Ihre Unterschrift nicht vollständig wäre. Darin unterbreiten wir die exakten Tatsachen der Gesellschaft für Para-Forschung, denn die Zeitungsberichte sind nicht gerade das, was man exakt nennen könnte. Wir haben niedergelegt, wie der Fluch in der Straße ausgesprochen wurde; wie der Mann sich hier in einem Zimmer eingeschlossen befand wie in einem Kasten, wie der Fluch ihn unmittelbar in Luft auflöste und auf eine unausdenkbare Weise als Selbstmörder am Galgen wieder materialisierte. Das ist alles, was wir dazu sagen können; aber alles das wissen wir und haben es mit eigenen Augen gesehen. Und da Sie der erste waren, der an das Wunder glaubte, sind wir alle der Ansicht, daß Sie auch der erste sein sollten, zu unterschreiben.«
    »Aber nicht doch«, sagte Father Brown in heftiger Verwirrung. »Ich glaube wirklich nicht, daß ich das tun möchte.«
    »Heißt das, Sie wollen nicht als erster unterschreiben?«
    »Ich meine, ich möchte gar nicht unterschreiben«, sagte Father Brown bescheiden. »Wissen Sie, für einen Mann in meiner Position schickt es sich nicht, über Wunder zu scherzen.«
    »Aber Sie waren es doch, der sagte, es sei ein Wunder«, sagte Alboin und starrte ihn an.
    »Tut mir leid«, sagte Father Brown, »aber ich fürchte, daß es sich hier um einen Irrtum handelt. Ich glaube nicht, daß ich je gesagt habe, es sei ein Wunder. Alles, was ich gesagt habe, war, daß es sich ereignen könnte. Sie haben dann gesagt, es könne sich nicht ereignen, denn es wäre ein Wunder, wenn es doch geschähe. Und dann geschah es. Und deshalb haben Sie gesagt, es sei ein Wunder. Aber ich habe von Anfang bis Ende nie ein Wort gesagt über Wunder oder Zauberei, oder etwas dergleichen.«
    »Aber ich dachte, Sie glauben an Wunder«, brach es aus dem Sekretär heraus.
    »Ja«, sagte Father Brown, »ich glaube an Wunder. Ich glaube an menschenfressende Tiger, aber ich sehe sie nicht überall herumlaufen. Wenn ich mir Wunder wünsche, weiß ich, wo ich sie bekommen kann.«
    »Ich kann nicht verstehen, wie Sie diese Haltung einnehmen können, Father Brown«, sagte Vandam ernsthaft. »Das erscheint so engstirnig; und Sie erscheinen mir gar nicht engstirnig, auch wenn Sie wie ein Pastor aussehen. Begreifen Sie denn nicht, daß ein Wunder wie dieses den Materialismus endgültig erledigt? Es bezeugt der ganzen Welt in riesigen Schlagzeilen, daß spirituelle Kräfte wirken können und wirklich wirken. Damit würden Sie der Religion einen Dienst erweisen, wie ihn ihr noch nie ein Pastor erwiesen hat.«
    Der Priester hatte sich ein wenig versteift und schien auf eine eigenartige Weise trotz seiner plumpen Gestalt in eine unbewußte und

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