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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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seine Hände in dunklen Handschuhen zu einem komischen Segen spreizte und sagte: »Oh, meine geliebten Brüder und Schwestern, wie sehr ich euch doch alle umarmen möchte… «
    »Um Himmels willen, wovon reden Sie?« rief Father Brown und schlug leicht mit seinem ungefügen Regenschirm auf die Pflastersteine, denn er war etwas weniger geduldig als üblich.
    »Ach, das werden Sie alles herausfinden, wenn Sie Ihre Picknick-Party dahinten im Gasthof befragen«, erwiderte Boon höhnisch. »Dieser Tarrant scheint mich zu verdächtigen, bloß weil ich die Kleidung gefunden habe; obwohl er selbst nur eine Minute zu spät kam, um sie selbst zu finden. Aber in dieser Geschichte stecken alle Arten von Geheimnissen. Der kleine Mann mit dem großen Schnurrbart könnte mehr in sich haben, als man sehen kann. Und schließlich sehe ich keinen Grund, warum Sie nicht selbst den armen Kerl umgebracht haben sollten.«
    Father Brown schien über diese Verdächtigung nicht im geringsten verärgert, wohl aber durch die Bemerkung zutiefst verstört und verwirrt.
    »Wollen Sie damit sagen«, fragte er schlicht, »daß ich es war, der versucht hat, Professor Smaill umzubringen?«
    »Aber nicht doch«, sagte der andere und wedelte mit der Hand wie jemand, der ein freundliches Zugeständnis macht. »Es gibt genug Tote, unter denen Sie wählen können. Nicht auf Professor Smaill beschränkt. Wieso, wissen Sie denn nicht, daß noch jemand aufgetaucht ist, der noch viel toter ist als Professor Smaill? Und ich sehe keinen Grund, warum Sie den nicht auf eine ruhige Weise beiseite gebracht haben sollten. Religiöse Differenzen, wissen Sie… beklagenswerte Uneinigkeit des Christentums… Ich nehme an, daß Sie schon immer die englischen Gemeinden zurückhaben wollten.«
    »Ich gehe zurück in den Gasthof«, sagte der Priester ruhig; »Sie haben gesagt, die Leute da wüßten, wovon Sie reden, und vielleicht sind sie imstande, es mir zu sagen.«
    Und wirklich wurden unmittelbar danach seine privaten Besorgnisse für den Augenblick durch die Neuigkeit von neuem Unglück zerstreut. In dem Augenblick, in dem er den kleinen Schankraum betrat, wo der Rest der Gesellschaft versammelt war, erzählte ihm etwas in ihren bleichen Gesichtern, daß sie von etwas Neuerem als dem Unfall im Grabe erschüttert waren. Und während er noch eintrat, sagte Leonard Smyth: »Wo soll das alles enden?«
    »Das wird niemals enden, sage ich Ihnen«, erwiderte Lady Diana und starrte mit glasigen Augen ins Leere; »das wird nicht enden, ehe wir nicht alle enden. Einen nach dem anderen wird der Fluch uns dahinraffen; vielleicht langsam, wie der arme Vikar gesagt hat; aber er wird uns alle dahinraffen, wie er ihn dahingerafft hat.«
    »Was um alles in der Welt ist denn jetzt geschehen?« fragte Father Brown.
    Zunächst war Schweigen, und dann sagte Tarrant mit einer etwas hohl klingenden Stimme:
    »Mr. Walters, der Vikar, hat Selbstmord begangen. Ich nehme an, daß der Schock ihn um den Verstand gebracht hat. Auf jeden Fall gibt es, fürchte ich, keinen Zweifel. Wir haben gerade seinen schwarzen Hut und seine Kleidung auf einem Felsen gefunden, der aus der Küste herausragt. Er scheint sich ins Meer gestürzt zu haben. Ich hatte den Eindruck, als sähe er wie halb von Sinnen aus, und vielleicht hätten wir nach ihm sehen sollen; aber da gab es so vieles, nach dem wir sehen mußten.«
    »Sie hätten nichts tun können«, sagte die Dame. »Begreifen Sie denn nicht, daß das Verhängnis in einer fürchterlichen Reihenfolge seinen Lauf nimmt? Der Professor hat das Kreuz berührt, und er ging als erster; der Vikar hat das Grab geöffnet, und er ging als zweiter; wir haben nur die Kapelle betreten, und wir – «
    »Halt«, sagte Father Brown mit einer scharfen Stimme, wie er sie nur sehr selten benutzte, »das muß ein Ende haben.«
    Er trug immer noch ein tiefes wenn auch unbewußtes Stirnrunzeln, aber in seinen Augen hing nicht mehr die Wolke des Geheimnisses, sondern vielmehr das Licht schrecklichen Verstehens.
    »Was bin ich doch für ein Narr!« murmelte er. »Ich hätte das schon lange sehen sollen. Die Geschichte vom Fluch hätte es mir erzählen sollen.«
    »Wollen Sie damit sagen«, fragte Tarrant, »daß wir tatsächlich jetzt von irgend etwas getötet werden können, das sich im 13. Jahrhundert abgespielt hat?«
    Father Brown schüttelte den Kopf und antwortete mit ruhiger Betonung:
    »Ich will nicht erörtern, ob wir von irgend etwas getötet werden können, das sich im

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